PANZERFAUST - The Lucifer Principle
Mehr über Panzerfaust
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Avantgarde Music
- Release:
- 19.12.2016
- The First Con Man, The First Fool
- The Jerusalem Syndrome
- Axis Mundi
- God's Gonna Cut You Down (JOHNNY CASH Cover)
Metallum nigrum bellum omnium contra omnes est.
Nomen est omen, das gilt auch für die Kanadischen Black Metaller von PANZERFAUST. Deren neues Album "The Lucifer Principle" erschüttert die Ohren zwar nur 26 Minuten lang, tut dies aber mit enormer Wucht. So nordamerikanisch wie beispielsweise THRAWSUNBLAT oder PANOPTICON kommt PANZERFAUST allerdings nicht daher, was man beim 2006 erschienen Demo noch nicht behaupten konnte. Die Band hat sich seither aber konsequent weiterentwickelt, was glücklicherweise auch für die Produktion gilt. Fernab vom damaligen Necrosound fegt "The Lucifer Principle" ordentlich durch das Wohnzimmer und entfacht einen amtlichen Feuersturm. PANZERFAUST drosselt zwar mit jedem Album das Tempo etwas, tritt dadurch aber keineswegs beherrschter auf.
Das Songwriting, aber vor allem die Gitarrenarbeit werden jedes Mal etwas besser und bescheren auf dem jüngsten Output so manchen faustreckenden Moment. Der Wandel ist bei den Kanadiern wenn nicht intendiert, dann wenigstens gut erklärt: Analog zu den großen religionsgeschichtlichen Spaltungen sieht sich die Band auch in einem Prozess der Rebellion, die im weiteren Verlauf aber erwachsen und intellektualisiert wird. Mit ihrem vom englischen Philosophen Thomas Hobbes geliehenen Ausdruck des bellum omnium contra omnes (Krieg aller gegen alle) befasst sich die Truppe scheinbar mit dem Naturzustand des Menschen. Und welch passenderen Soundtrack könnte es hier geben, wenn nicht ein giftiges, vor Zorn strotzendes Black-Metal-Album?
Die Anspielungen auf Religion als solche finden sich aber nicht nur auf dem Promo-Zettel, sondern auch in den Songtiteln und -texten. 'The First Con Man, The First Fool' beruft sich auf das Mark Twain zugeschriebene Zitat, wonach die Religion aus der Begegnung des ersten Hochstaplers mit dem ersten Schwindler entstanden sei. Im 'Jerusalem Syndrome' besingt die Band dann die nach der israelischen Hauptstadt benannte psychische Störung, in dessen Wahn sich Betroffene mit heiligen Personen aus dem Alten oder Neuen Testament identifizieren.
Neben den drei eigenen Songs gehört auch ein Cover zu "The Lucifer Principle". Ausgerechnet ein Folksong, den sich auch JOHNNY CASH bereits vorgenommen hat, wird hier zum Besten gegeben. 'God's Gonna Cut You Down' klingt hier zwar nicht so sentimental wie im CASH-Arrangement, versprüht aber eine Urgewalt, die den spirituellen Inhalt des Songs beinahe vollständig überdeckt.
PANZERFAUST hat mit "The Lucifer Principle" ein thematisch interessantes Album aufgenommen, zu dessen vollständiger Bewertung eigentlich auch die Texte vorliegen müssten. Durch die plakativen Songtitel bekommt man aber zumindest einen Eindruck von der Botschaft, die die Kanadier uns mit ihrem neuesten Output mitgeben wollen. Musikalisch hat sich die Band wirklich gemacht, wenngleich das Material nicht so zwingend daherkommt, dass jeder Black-Metal-Fan sich das Teil ins Regal stellen muss.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Nils Macher