PARADISE LOST - Icon
Mehr über Paradise Lost
- Genre:
- Gothic Metal
- Label:
- Music For Nations
- Release:
- 23.09.1993
- Embers Fire
- Rememberance
- Forging Sympathy
- Joys Of The Emptiness
- Dying Freedom
- Widow
- Colossal Rains
- Weeping Words
- Poison
- True Belief
- Shallow Seasons
- Christendom
- Deus Misereatur
Wer bei Bands wie AMORPHIS, TYPE O NEGATIVE, TIAMAT, KATATONIA und Co. einen Ohrgasmus bekommt, wird bei der Frage nach seinem Lieblingsalbum zu über neunzig Prozent mit PARADISE LOSTs "Icon" antworten.
Wieso? Weil es keiner gottverdammten Band der Welt je wieder gelang, die Atmosphäre und die songwriterische Klasse so dermaßen perfekt auf ein Album zu verbannen, dass dieselbe Band mit zig weiteren Versuchen an "Icon" scheiterte und seinen Stil von Album zu Album änderte, wahrscheinlich sogar ändern musste. Veränderungen zum Vorgänger in diesem Fall? Die letzten Death-Wurzeln wurden beseitigt, Nick Holmes' (voc.) (eher melodischer) Gesang fand den richtigen Spagat zwischen "alt" und "neu", vor allem aber erreichte die Gitarrenarbeit des kongenialen Duos Macintosh / Aedy seinen Höhepunkt.
Der Reiz dieses Götterwerks sind die durchgängig hundertprozentig stimmigen Gitarrenmelodien (hier wird aufgezeigt, wieso eine Metalband zwei Gitarren benötigt und WIE sich Gothic-Melodien anzuhören haben), die düstere Atmosphäre, der Ausdruck der Stücke an sich, aber vor allem die gotische, doch nie traurige Stimmung. Holmes drückt mit seinen Gesangslinien, die immer noch sehr aggressiv und rau aufgetischt werden, vor allem Wut und Hoffnung und weniger Trauer aus und distanziert sich damit von vielen Sängerkollegen. Interessant ist vor allem auch, dass die Band erst gar nicht versucht, kompliziert zu musizieren, man beschränkt sich auf das Wesentliche und erntete dafür von ein paar Idioten "Kommerz"-Rufe, die ich nicht mal ansatzweise nachvollziehen kann.
Es bleibt mir auch heute noch ein Rätsel, wie sehr jeder der 13 Übersongs auf seine Weise unterschiedlich punktet, obwohl sie auf den ersten Blick gar nicht so verschieden dargeboten werden. Der Teufel steckt im Detail und sorgt dafür, dass jeder Track das Potenzial besitzt, euer persönlicher Lieblingssong zu werden. Ganz nebenbei gibt's mit 'Embers Fire' und 'True Belief' zwei der besten Gothic-Stücke der Geschichte.
Die Überphase der Band kennt drei Alben: "Shades Of God", "Icon" und "Draconian Times", wobei "Icon" auf dem Zenit steht. Das neueste, selbst betitelte Album deutet nochmal ansatzweise an, zu welchen Leistungen diese Götterband in der Lage ist. Und auch hier gilt: "Icon" ist für jeden Metalfan ein Muss, egal, welche Sparte er normalerweise bevorzugt. Wer "Icon" nicht kennt, kennt einen Teil der Metal-History nicht.
p.s.: Kleines Statement am Rande: Ich kann im Interesse der Gothic- und Metal-Anhängerschaft nur hoffen, dass es irgendeiner Band in irgendeiner unbekannten Zukunft wieder gelingt, ein solches Album zu schreiben, das mit perfekt weit untertrieben beschrieben ist. Zumindest in der Gothic-Szene wird dieses Album wohl für immer unerreicht bleiben.
- Redakteur:
- Christian Hubert