PARADISE LOST - In Requiem
Mehr über Paradise Lost
- Genre:
- Gothic Rock/Metal
- Label:
- Century Media/EMI
- Release:
- 18.05.2007
- Never For The Damned
- Ash & Debris
- The Enemy
- Praise Lamented Shade
- Requiem
- Unreachable
- Prelude To Descent
- Fallen Children
- Beneath Black Skies
- Sedative God
- Your Own Reality
PARADISE LOST haben noch nie einen Rohrkrepierer fabriziert. Es gab Alben, die etwas schwächer waren als andere, aber die Kritik, die die Engländer teilweise einstecken mussten, war völlig daneben. Das gilt im Besonderen für das allseits verschmähte "Host", auf dem sie mit DEPECHE MODE-Sounds hantierten. Aber auch seit sie die Gitarren wieder aufdrehen wird regelmäßig gemeckert. Dabei verleugnet man aus Prinzip, dass speziell die letzten beiden Longplayer - "Paradise Lost" und "Symbol Of Life" - kaum Schwachstellen aufweisen. Und wohin geht die Reise nach solch starken Scheiben jetzt? Kriechen sie den Nörglern mit einem Back-to-the-roots-Quatsch-Album, das nach wie vor in Mode ist, in den Arsch? Nö, natürlich nicht, und wer die Karriere der Jungs ernsthaft verfolgt hat, wird das nicht überraschend finden. Stattdessen machen sie es ähnlich wie AMORPHIS mit "Eclipse". Sie gucken weit zurück, verlieren dennoch nicht die jüngere Vergangenheit aus dem Blick und verarbeiten die gewonnenen Eindrücke zu einem neuen Brocken, der sich bei ihnen "In Requiem" schimpft.
Die Suche nach Singles gestaltet sich diesmal oberflächlich betrachtet vielleicht etwas schwieriger als auf den direkten Vorgängern (obwohl es da niemals auch nur im Ansatz so platt zuging, wie rumposaunt wurde), es dauert dennoch nicht sehr lange, bis man feststellt, dass die Briten handverlesene Ohrwürmer rausrücken. Ohrwürmer, die mit mächtigem Gitarrendruck anrollen. Vieles auf "In Requiem" ist 'ne dicke, dicke Wand. Und stilecht wird der massivste Backstein, das schwere 'Never For The Damned', zur Begrüßung auf die Füße geschmissen. Es folgt das erste ganz große Highlight, 'Ash & Debris': Gitarren, toller Chorus, Gitarren und noch mehr Gitarren. Zack! Ach ja, Greg Mackintosh hat seinen Solo-Klampfensound aus "Icon"- und "Draconian Times"-Zeiten wiedergefunden, und Nick Holmes singt stellenweise aggressiver als zuletzt (man checke den Mattenschüttler 'Requiem'). Doomiges - oder eben die Art Gothic Metal, die PARADISE LOST begründeten - gibt's auch. Und 'Praise Lamented Shade', 'Prelude To Descent' (mit sahnigem Uptempo-Part) sowie 'Sedative God' haben neben erstklassigen Refrains vor allem eins: GITARREN.
Die erste Auskopplung 'The Enemy' (wat'n Knaller!) vermittelt einen guten Eindruck davon, was auf dem elften Studioalbum der Yorkshire-Söhne los ist, wobei es insgesamt sogar noch etwas deftiger zugeht, als es der Song ohnehin schon vermuten lässt. Und selbst nach längerer Beschallung wird man unter dem prächtig schiebenden Zeug keinen Füller entdecken, dafür aber das rockende 'Fallen Children' und die ebenfalls zündenden 'Unreachable' und 'Beneath Black Skies', die beide auch auf "Paradise Lost" hätten stehen können.
Wer auf der Suche nach einer wummernden Düster-Metal-Platte ist, kommt an "In Requiem" nicht vorbei. Und wem erzählt wurde, PARADISE LOST hätten nach drölfzig Jahren nun endlich ihre alte Klasse wiederentdeckt, der wurde angelogen; die hatten die Engländer nie verloren. Aber eigentlich weiß das ja jeder.
Anspieltipps: Ash & Debris, The Enemy, Fallen Children, Praise Lamented Shade
- Redakteur:
- Oliver Schneider