PARADISE LOST - Symbol Of Life
Mehr über Paradise Lost
- Genre:
- Gothic Cyber Rock
- Label:
- GUN Records
- Release:
- 21.10.2002
- Isolate
- Erased
- Two Worlds
- Pray Nightfall
- Primal
- Perfect Mask
- Mystify
- No Celebration
- Self Obsessed
- Symbol of Life
- Channel For The Pain
So, inzwischen ist auch die originale Albumversion bei mir gelandet. Da mir bislang nur ein DSL-Streaming des Albums sowie ein „unmastered“ Tape mit einigen der Songs vorlagen, die jeweils zudem zur Sicherheit durch Piepser unterbrochen sind, ist unten stehender Text eine überarbeitete Version meines Vorab-Eindrucks. Apropos Sicherheit: Die Scheibe erfüllt leider nicht die Konventionen für Compact Discs, denn man hat auch auf die Verkaufsversion einen Kopierschutz draufgebastelt; mittels einer beigefügten Software lässt sich die Mucke allerdings auch über Windows abspielen.
Während PARADISE LOST seit Beginn der Neunziger zu den Mitbegründern des Gothic Metal zählten, spalteten spätestens das von mir persönlich schwer abgefeierte Album "One Second" und die nachfolgenden Werke mit starkem Pop-Einschlag die Fans in zwei Lager, und die Metalfreunde kehrten ihnen größtenteils den Rücken zu. Nach diversen weiteren Selbstfindungsversuchen sind die fünf Briten nun mit "Symbol Of Life" zurück, zeigen sich gereifter und wagen eine Art Neubeginn, indem sie die elektrischen Krachmacher wieder auspacken und gleich mit dem Opener hören lassen, wie der Henker seine Axt zu schwingen hat.
Auf diesem Album finden respektable metallene Breitseiten von der Rhythmussektion, melancholische Gothic-Klänge sowie poppige Strukturen und Melodien – man erschlage mich, aber gelegentlich höre ich irgendwie BLOODHOUND GANG aus meinen Boxen dringen – ein gemeinsames Zuhause, ohne dass jedoch lediglich Altes kombiniert wird, sondern ausreichend Raum bleibt, um Neues zu integrieren und sich in modernem Klanggewand zu präsentieren, ohne die eigenen Wurzeln aus den Augen zu verlieren. Herrlich melancholische Töne, dunkler, aber dennoch rauer, teils aggressiver Gesang und atmosphärischer Tiefgang ziehen sich bei aller stilistischer Verschiedenheit durch das Album. Von soften, poppig balladesken Klängen über griffige Metal-Rhythmen bis hin zu der ungewohnten Geschwindigkeitsattacke bei „Channel For The Pain“ gibt es breit gefächerte Variationen, die lediglich durch die allzu ähnlichen Grundstrukturen ausgebremst werden. Und natürlich ist bei jedem Song das Feingefühl für eingängige Melodien präsent. Die Keyboards haben – wenn auch dezent aus dem Hintergrund heraus – mehr zu melden als früher und geben einiges für die Atmosphäre her; gelegentliche Computerdrums und Effektspielereien frischen das Bild überdies auf. Mit Gitarrensoli hält man sich auf „Symbol of Life“ trotz der Wiederkehr des Metalsounds allerdings nicht weiter auf und hat die Kompositionen recht dicht und kompakt gehalten. Dafür gibt es Unterstützung von einigen Gastmusikern, die zusätzlich Keyboards, Streichereinsatz und Gesang einbringen. Gerade die weibliche Gesangsunterstützung ist eine fabelhafte Sache.
Das „neue“ Konzept wird Fans der ersten Scheiben vermutlich nicht versöhnen, auch wenn sie dem Album meiner Meinung nach unbedingt eine Chance geben sollten, bietet aber gutes Material für aktuelle PARADISE-LOST-Liebhaber und Quereinsteiger und weiß – gerade durch die atmosphärische Dichte und die herbstlich melancholischen Melodien – angenehm zu gefallen. Musikalisch flexibel muss man allerdings dafür schon sein. Mich begeistert die Scheibe jedenfalls auf ganzer Linie und rotiert mit einem nicht zu unterschätzenden Suchtfaktor hoch und runter. Man verzeihe mir daher auch die etwas längere Anspielliste, ich kann mich da einfach nicht entscheiden.
Auf dem Digipack gibt es oben drauf noch Coverversionen von „Xavier“ (DEAD CAN DANCE) und „Small Town Boy“ (BRONSKI BEAT) – da kommt Nostalgie pur auf.
Anspieltipps: Erased; Pray Nightfall; Mystify; No Celebration; Channel For The Pain
- Redakteur:
- Andreas Jur