PARADISE LOST - The Anatomy Of Melancholy (DVD)
Mehr über Paradise Lost
- Genre:
- Gothic Metal
- Label:
- Century Media
- Release:
- 23.05.2008
- The Enemy
- Grey
- Erased
- Red Shift
- So Much Is Lost
- Sweetness
- Praise Lamented Shade
- Pity The Sadness
- Forever Failure
- Once Solemn
- As I Die
- Embers Fire
- Mouth
- No Celebration
- Eternal
- True Belief
- One Second
- The Last Time
- Gothic
- Say Just Words
- Interview with Paradise Lost
- Dans at the Koko
- Lost in Europe (Tour Report 2007)
- The Enemy (Promo Video)
- Praise Lamented Shade (Promo Video)
- Over The Madness - DVD-Trailer
20 Jahre PARADISE LOST - dies ist auch nach den musikalischen Diskrepanzen und Tiefpunkten zum Jahrtausendwechsel ein echter Grund zum Feiern, zumal sich die Band derzeit in der Form ihres Lebens befindet. Sie nutzte die Gunst der Stunde im April letzten Jahres zu einem ganz besonderen Konzert im Londoner Koko Club, der vor nicht allzu langer Zeit aus dem Camden Theatre hervorgegangen war. Besonders nicht nur deswegen, weil die Briten ihre erste echte Live-Publikation bei dieser Gelegenheit aufzeichneten, sondern auch, weil die Songauswahl bei diesem speziellen Gig einige exquisite Ausnahmen zutage brachte - kein Wunder also, dass der Release des Silberlings bei dieser Vorankündigung heiß ersehnt war.
Und in der Tat enttäuschen die einstigen Superstars ihre Fans auf "The Anatomy Of Melancholy" in keiner einzigen Sekunde. Mit einem riesigen Querschnitt aller Veröffentlichungen außer "Lost Paradise" präsentieren PARADISE LOST einen 21-teiligen Hitmarathon, in dem sich Gothic-Metal-Historie neueren und älteren Datums nahtlos zusammenfügt. Die Band startet mit einigen jüngeren Titeln sowie der ersten Single des damals noch nicht veröffentlichten "In Requiem"-Albums, leitet schließlich in das von Nick Holmes selbst als kontrovers bezeichnete "Host"-Album über und wagt sich schließlich an eine prächtige Klassiker-Auslese heran, die jedem Fan der ersten Stunde einen Gänsehautschauder über den gesamten Körper jagen sollte - vor allem wegen der mächtigen Performance, die das britische Quintett aufs Parkett zaubert. 'Pity The Sadness', 'Embers Fire' und vor allem 'True Belief' zeigen eine wiedererstarkte Referenzband voller Leidenschaft und einer Hingabe, die man gerade von den Herren Mackintosh und Holmes in den schwierigen Jahren arg vermissen musste. Hinzu kommt, dass die Band spürbar wieder Gefallen an den älteren Kompositionen gefunden hat. Zwar ist bei alten "Gothic"-Gassenhauern wie eben 'Gothic' und 'Eternal' die Aggression nicht mehr vergleichbar mit den frühen Neunzigern, aber alleine die Tatsache, dass man sich mit derlei Ambitionen an den alten Stoff heranwagt und jegliche Peinlichkeiten vermeidet, ringt dem objektiven und subjektiven Betrachter größten Respekt ab.
Dementsprechend fantastisch ist auch die Atmosphäre der Aufnahme; die Band vertraut auf eine gewohnt dezente Lightshow, kann sich dabei auf Soundmann Jens Borgren, aber auch auf das feiernde, aus ganz Europa angereiste Publikum verlassen und zelebriert das finstere Jubiläum in einem mehr als angemessenen Rahmen. Dass dabei selbst versteckte Perlen wie die Single-B-Seite 'Sweetness' oder das selten gespielte 'Once Solemn' zu echten Hits avancieren, scheint daher auch ein schlichter Selbstläufer, den die Band sich hier mit einer astreinen, beflügelten Darbietung hart erarbeitet hat. Wenn nach knapp 100 Minuten schließlich der Vorhang fällt, verlassen PARADISE LOST die Bühne in dem Wissen, eine ihrer womöglich besten Live-Shows in zwei Dekaden Gothic Metal abgeliefert zu haben. Was hier auf der Bühne des Koko Clubs inszeniert wurde, ist möglicherweise die tatsächliche Anatomie der Melancholie.
Bei der Rahmengestaltung der DVD hat sich die Band diesmal ähnlich viel Mühe gegeben wie bei der reinen Doku-Scheibe "Over The Madness". So dürfen die fünf Bandmitglieder sich in einem viertelstündigen Interview zum Konzert und Karriereausschnitten äußern, bevor dann die Fans vor Ort zu Wort kommen und ihre Empfindungen preisgeben. Dazu gibt's noch einen recht langen Report der zugehörigen Tour und die beiden Videoclips des "In Requiem"-Albums auf dem zweiten Silberling. Ergo: Hier stimmen Quantität, Qualität und vor allem die agile Performance der Musiker: "The Anatomy Of Melancholy" belegt noch eindrucksvoller als die letzten beiden Studioalben, dass diese Band inmitten ihres zweiten Frühlings steht.
- Redakteur:
- Björn Backes