PARADISE LOST - Tragic Idol
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2012
Mehr über Paradise Lost
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Century Media (EMI)
- Release:
- 20.04.2012
- Solitary One
- Crucify
- Fear Of Impending Hell
- Honesty In Death
- Theories From Another World
- In This We Dwell
- To The Darkness
- Tragic Idol
- Worth Fighting For
- The Glorious End
Ein Schritt zurück, zwei vorwärts!
Ein Urgestein der Metalszene sind die Briten PARADISE LOST, die bereits seit 23 Jahren existieren und nicht weniger als 12 Alben veröffentlicht haben. Trotzdem werden sie häufig auf ihre erfolgreichste Phase Mitte der Neunziger reduziert, was daran liegen dürfte, dass die Band stilistisch nie stillstand und vom frühen Death Doom in Richtung Doom, dann Gothic, dann radiokompatiblen Rock in ElektroGoth und zurück zum Gothic Rock so einiges hinter sich hat. Mit Ausnahme des ersten, sehr rohen selbstbetitelten Albums und der poppigen Phase um "Host", die zwar interessant sind, aber meines Erachtens hinter dem Rest der Diskographie deutlich zurückstehen, sind alle Alben der Briten empfehlenswert. Zugegeben, keines davon erreicht die durchgehende Stärke der Meisterwerke "Icon" und "Draconian Times", aber jedes Album hat einige absolute Hits am Start.
Nun also Nummer 13. Und wie schon so häufig wird auch im Hause PARADISE LOST die Rückkehr zu den Wurzeln beziehungsweise in diesem Fall zu den großen Erfolgen beschworen. Das nimmt man schon kaum noch ernst, doch dann kommt plötzlich 'Solitary One' daher und ich muss gestehen, dass gewisse Parallelen herauszuhören sind. Da scheint jemand mit den letzten Erfolgen, die immerhin diverse Chartsplatzierungen in 10 Ländern, darunter Deutschland und Frankreich sowie die Metalhochburgen Schweden und Finnland beinhalteten, nicht vollständig zufrieden zu sein. Und noch überraschter bin ich dann ob 'Crucify', das in der Tat auch auf "Icon" eine gute Figur gemacht hätte. Ich habe extra noch mal in das Meisterwerk reingehört, und ja: ich bin beeindruckt. Wie sagten es SAXON mal so schön: "A little bit of what you fancy always does you good!" – Genau, etwas mehr von dem, was man mag, tut immer gut.
Nick Holmes und vor allem Greg Macintosh, der kürzlich mit VALLENFYRE seine musikalischen Wurzeln wiederentdeckt hat, machen diesmal keine halben Sachen, sondern sind zurückgekehrt in den Schoß von Mutter Metal. Mehr noch als bereits auf dem Vorgänger "Faith Divides Us – Death Unites Us". Sogar Nick macht mit und packt seine dreckige Röhre wieder aus, die er seit "One Second" nur selten ausgepackt hat ("Host" lasse ich als Experiment mal bewusst außen vor). 'To The Darkness' klingt wie eine moderne Version des Überganges von "Shades Of God" zu "Icon". Dazu 'Fear Of Impending Doom' als legitime Hommage an "Draconian Times".
Ja, diesmal stimmt es, es geht in der Tat zurück zu alten Stärken. Das macht Spaß und ist ein schöner Schlenker von den letzten Gothic-Alben. Obwohl diese, wenn man genau hinhört, trotzdem ihre Spuren hinterlassen haben. Der Titelsong beispielsweise klingt deutlich nach dem zuletzt praktizierten Stil, sodass ein wirklicher Bruch nicht hörbar ist. Das klingt nicht nach dem Versuch, Kasse zu machen, sondern nach einer Rückkehr aus musikalischer Entwicklung, eine Entwicklung, die ich der Band absolut abnehme. Aus diesem Grund möchte ich das Album auch allen ans Herz legen, die die Band aus den Augen verloren haben oder von den Stilwechseln verschreckt worden sind. Möglicherweise ist "Tragic Idol" genau das, worauf ihr gewartet habt.
Mit ein paar kleinen Abstrichen - in 'Honesty In Death' wird der Titel totgesungen und 'The Glorious End' ist dann doch langweilig - ist PARADISE LOST ein tollen Album gelungen.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger