PARITY BOOT - Fast Forward
Mehr über Parity Boot
- Genre:
- Industrial Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Black Sunset
- Release:
- 12.05.2023
- Dear All
- Fast Forward
- Mirrors
- Lost
- Too Late
- Into The Night
- Nightmares
- Rain
- Virus
- Horizon
Ein würdiger Nachfolger für Hevy Devy?
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass mir der Name PARITY BOOT bisher noch überhaupt nichts gesagt hat, obwohl Bandkopf Mathias Riediger und seine Band bereits seit der Jahrtausendwende an ihrem eigentümlichen Industrial Metal arbeiten. Bisher erschien mit "Into Nothing" dabei auch erst ein Langdreher (2009), doch selbiger brachte im gleichen Jahr den Song hervor, der im offiziellen Trailer zum Wacken Open Air zu hören war. Danach tourte der Vierer zwar fleißig weiter, trotzdem sollten vierzehn (!) Jahre ins Land ziehen, bis nun mit "Fast Forward" endlich der nächste Studio-Langdreher in den Startlöchern steht.
Doch das Warten scheint sich gelohnt zu haben, denn die insgesamt zehn Nummern strotzen nur so vor Kreativät und verschiedensten Einflüssen. Im Promotext ist sogar die Rede von einer "außergewöhnlichen Welt des Industrial-Metal-Wahnsinns". Normalerweise würde ich solche Aussagen ja als typische Übertreibung der Vermarktungsmaschinerie abtun, doch im Falle von PARITY BOOT trifft die Beschreibung wirklich zu. Insgesamt klingt der Silberling nämlich so, als hätte man PAIN, die abgedrehteren und höchst melodischen Momente von DEVIN TOWNSENDs diversen Projekten und den klassischen Maschinen-Sound von FEAR FACTORY in eine Rakete gepackt und das Feuerwerk über der nichtsahnenden Metal-Fangemeinde gezündet. Die niederregnenden Funken, die in vielseitige und doch überraschend kompakte Kompositionen gepackt werden, glänzen dabei nicht nur schön, sondern sind auch im Gesamtpaket unheimlich eigenständig, auch wenn man in einzelnen Momenten die Vorbilder doch noch klar heraushören kann.
Klingt kompliziert? Dann lasst es mich einmal an einem Beispiel erläutern. Nehmen wir uns zum Beispiel 'Too Late' zur Brust, bei dem Mathias Riediger gerade in den Klargesängen frappierend an DEVIN TOWNSEND erinnert. Und auch die Melodieführung und die sehr präsenten Keyboards erinnern an Hevy Devy, was ich aber als großes Kompliment verstanden wissen möchte, denn kompositorisch auch nur in die Nähe des kanadischen Maestros des verrückten und eingängigen Metals zu kommen, ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Trotzdem verkommt PARITY BOOT nie zur schlichten Kopie des eigenen Vorbilds, denn gerade wenn man meint, man wüsste, wo die Reise hingeht, vollführt die Nummer in der Mitte einen brutalen Schwenk und knallt einem plötzlich mit maschinenhafter Präzision ein FEAR FACTORY-Gedächtnisriff um die Ohren. Und auf diesem hohen Niveau und mit dieser stilistischen Breite musiziert das Quartett über die komplette Distanz des Silberlings hinweg, wobei das Pendel mal mehr in Richtung heftigem Industrial Metal ausschlägt ('Nightmares') und mal mehr auf poppigen Pomp gesetzt wird. Als größte Stärke empfinde ich dabei, neben dem offenkundigen handwerklichen Geschick aller Beteiligten, die Fähigkeit, auch in vertrackten und vor Ideen nur so übersprudelnden Songs immer zwingende Hooklines unterzubringen, die einem sofort im Ohr bleiben.
Einzelne Anspieltipps auf "Fast Forward" zu finden, fällt mir entsprechend auch schwer, denn jeder Track hat seine tollen Momente und Totalausfälle sucht man hier vergebens. Entsprechend darf ich euch diesen wirklich wahnsinningen Ritt durch sämtliche Spielarten des modernen und industriell angehauchten Metals wärmstens ans Herz legen, wobei die Scheibe insbesondere ein gefundenes Fressen für alle DEVIN TOWNSEND-Jünger sein sollte, die sich angesichts des momentanen Stilwechsels nach einem würdigen Nachfolger für die härtere Seite ihres Lieblingsmusikers sehnen. Dieser könnte durchaus aus deutschen Landen kommen und ein größeres Kompliment kann ich PARITY BOOT eigentlich nicht machen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs