PARKWAY DRIVE - Darker Still
Mehr über Parkway Drive
- Genre:
- Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Epitaph
- Release:
- 09.09.2022
- Ground Zero
- Like Napalm
- Glitch
- The Greatest Fear
- Darker Still
- Imperial Heretic
- If A God Can Bleed
- Soul Bleach
- Stranger
- Land Of The Lost
- From The Heart Of The Darkness
Der METALLICA-Weg.
Die Vehemenz, mit der die ehemalige Metalcore-Institution PARKWAY DRIVE ihre musikalischen Wurzeln zu Grabe getragen hat, sucht im internationalen Metal-Zirkus ihresgleichen. Nach der Veröffentlichung der 2018er Platte "Reverence", mit der die fünf Australier endgültig mit ihrem brutalen und kompromisslosen Todesblei-Sound brachen, zog ein namhaftes Musikmagazin den Vergleich mit METALLICA. Und in der Tat, in vielerlei Hinsicht hat sich das Quintett die ungekrönten Könige der Metal-Welt zum Vorbild genommen. Plötzlich Headliner auf den namhaften Festivals? Check. Radikale Abkehr vom einstmals kompromisslosen musikalischen Weg? Check. Interne Querelen, peinliche Statements, Alkoholsucht? Okay, ganz so weit ist es bei den Herren aus Byron Bay noch nicht. Musikalisch steht nun mit dem zweiten Album nach dem Kurswechsel die Aufgabe ins Haus, die neuen Fans bei Stange zu halten und einige der alten in die neue Zeit hinüberzuretten.
Und "Darker Still", Album Nr. 7, macht zunächst einmal klar, was es mit dem gediegeneren Stil auf sich hat: Persönliche Probleme, die Launen des Schicksals, fortschreitendes Alter und eine generelle Übermüdung nach endlosen Welttourneen haben die Band erschüttert. Die jugendliche Unbeschwertheit, ihre rotzige Brachialattitüde, das ließ sich einfach nicht länger glaubhaft reproduzieren. Dazu kann man stehen, wie man will, es ist dem Fünfer durchaus abzukaufen, dass man die ungestümen Jugendjahre ad acta legen musste. Also trat nach "Ire", dem 2015er Zwitter aus gewohnt rasanter Death-/Metalcore-Aggressivität und gemütlichem Hard Rock, der PARKWAY DRIVE 2.0-Stil ans Tageslicht – und auch auf "Darker Still" heißt das simple Rezept nunmehr: griffige Gitarren-Hooks, eingängig stampfende Rhythmen und Ohrwurm-Refrains. In Kombination mit der nach wie vor oft genug erfreulich wüsten Schreiröhre Winston McCalls hat sich die Truppe einen neuen Signature-Sound zugelegt; vor allem die Vocals tragen die alte Brutalität ein Stück weit in die neue Zeit und verhindern ein Absinken in allzu radiotaugliche Banalitäten.
Wer nun mit PARKWAY DRIVE 2.0 etwas anfangen kann, der wird mit der ersten Hälfte von "Darker Still" sicherlich seinen Spaß haben. Am Anfang steht mit 'Ground Zero' ein perfektes Beispiel für die neue Ausrichtung der Aussis, mit coolen Gitarrenmelodien, McCall perfekt balancierend zwischen Geschrei und Gesang und der besagten unwiderstehlichen Eingängigkeit, die sich der Fünfer zurechtgelegt hat. 'Like Napalm' im Anschluss ein perfekter Mithüpfer für die Massen eines Festivals, gefolgt von 'Glitch', dem besten Song der neuen Platte, weil hier der Groove noch zwingender ist, dezente Crossover-Elemente perfekt eingesetzt werden und sogar ein wenig 'Sleepwalker'-Düsternis anklingt. 'The Greatest Fear' überrascht durch feierliche Chöre beim Refrain, kann sonst an Abwechslung allerdings nicht mehr viel hinzufügen. Dies gelingt im Anschluss dem Titeltrack, einer reinrassigen Ballade mit massig 'Fade To Black'- oder 'Nothing Else Matters'-Anleihen. Nicht die ganz große Glanzstunde McCalls, aber genau die Nummer, die PARKWAY DRIVE 2.0 bisher gefehlt hat.
Die zweite Albumhälfte fällt allerdings deutlich ab. Da finden sich eine weitere, allzu sehr um Singalongs bemühte Midtempo-Nummer namens 'Imperial Heretic', ein missglücktes Rap-Experiment ('If A God Can Bleed'), das selbst im bandinternen Kontext ausgenudelte 'Land Of The Lost' und der zunächst spannend aufgebaute, aber letztlich enttäuschende Ausklang 'From The Heart Of The Darkness'. Ganz bitter außerdem 'Soul Bleach': Endlich ein metzelnder, ungebremst wütender Einstieg, endlich mehr als gepflegtes Midtempo – oder nein, doch nicht, die ersten Takte leiten in die Irre; mehr als eine Ladung Aggro-Crossover gibt es auch diesmal nicht.
Die Stärken von "Darker Still" sind definitiv der bombastische, aber nie aufgeblasene Sound sowie die dunkle, hoffnungslose Atmosphäre, die glaubwürdig die Zweifel und die Seelenqualen transportiert, welche sich im Lager der Australier im Laufe der letzten Jahre breit gemacht haben. Musikalisch betrachtet bietet Album Nr. 7 wie erwartet anständiges hartes Rock-Futter für die großen Metal-Festivals und kommt weniger ziellos wie der direkte Vorgänger daher, belässt es aber bei eintönigem Midtempo-Gestampfe und hat zudem keine lässige Nummer wie 'Vice Grip' und keine ganz so großen Refrains wie bei 'Prey' oder 'The Void' im Gepäck; auch die Sache mit dem Crossover funktioniert nicht mehr so gut wie noch bei 'Crushed' oder 'Absolute Power'. Vom Fehlen der wahnwitzigen, einst so geschätzten Death-Rasereien Marke 'Boneyards' ganz zu schweigen – aber das Thema wollte ich eigentlich nicht mehr anreißen. Nein, der größte Kritikpunkt, der sich anbringen lässt, ist die Tatsache, dass man sich "Darker Still" gut anhören kann, die Neugier, was die Band als nächstes vorhaben könnte, aber in sehr engen Grenzen bleibt. Die Erwartungen an und die Vorfreude auf weitere Werke aus dem Hause PARKWAY DRIVE sind merklich geschrumpft. Eine Besinnung auf METALLICA und damit früher oder später eine partielle Rückkehr zu den eigenen Wurzeln ist jedenfalls nur schwer vorstellbar.
Anspieltipps: Ground Zero, Glitch, The Greatest Fear
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause