PATENBRIGADE: WOLFF - Demokratischer Sektor
Mehr über Patenbrigade: Wolff
- Genre:
- EBM/Industrial/Ambient
- Label:
- Zweieck Recordings/Soulfood
- Release:
- 18.04.2008
- Mauerradio (Extended Version)
- Sendersuche 1
- Stalinallee
- Sendersuche 2
- Demokratischer Sektor (Blutfuss Club Mix)
- Schusswechsel
- Die rote Fahne fällt
- Ostberliner Bauarbeiter (Rohbau Remix by KiEw)
- Demokratischer Sektor (PvD Club Mix)
- Turmdrehkran (Extended Version)
- Mauerradio (Old School Retro Club Mix)
- Mit jedem Sender Informationen
- Turmdrehkran (Remix by Absurd Minds)
- Turmdrehkran (PvD Club Mix)
- Ostberliner Bauarbeiter (Club Mix)
- Gefahrstoffe feat. Sara Noxx (Hocinoizeflug Club Mix)
- Krantransport feat. Sara Noxx
- Schadenshöhe unbekannt
- Karl-Eduard von Schnitzler
- Mauerradio (Remix by Leserotique)
Als gelernter DDR-Bürger denkt man beim Bandnamen sofort an vergangene Zeiten, als es noch Patenbrigaden gab. Für diejenigen, die mit dem Begriff nichts anfangen können - hier eine kurze Erklärung. Jede Schulklasse pflegte mit einem Kollektiv (heute Abteilung) eines Betriebes ein freundschaftliches Verhältnis. Man traf sich zu Weihnachten oder zu anderen Anlässen zum gemütlichen Beisammensein. Die Kinder unterhielten die Arbeiter mit lustigen Aufführungen und der Betrieb spendierte die Verpflegung. Hatte man Glück, war es eine Firma, die etwas aus dem reichlichen Sortiment der Mangelware herstellte. So konnte man ab und an etwas abfassen und bekam als Kind einen Einblick in das Arbeitsleben. So lief das damals. Was hat nun die PATENBRIGADE: WOLFF damit zu tun? Nun, ihre Brigade besteht aus Brigadier Sven Wolff und Brigadeleiter Lance Murdock, die sich in irgendeiner Weise für Baustellen und deren Arbeitsabläufe begeistern. Ob sie selbst schon mal da gearbeitet haben - keine Ahnung. Auch wessen Paten sie sind oder sein wollen, bleibt im Dunklen. Vielleicht soll es ja die der Electro-Gemeinde sein.
Das vorgelegte Werk ist eine Mischung aus neuem Material und einem Best-of-Album. Wie üblich gehen die Stücke nahtlos in einander über, so dass die Scheibe eine Einheit bildet. Prinzipiell ist das ja keine schlechte Sache, doch durch die zahlreichen Mixe der wiederkehrenden Titel wird es eine Spur zu langatmig und kann damit nicht durchweg überzeugen. Inhaltlich hat das Duo eine Nische gefunden, die aus Baustellenromantik und Sozialismus zu bestehen scheint. Anders sind diese Titel und deren Texte nicht zu erklären. Trotzdem die musikalische Bandbreite von schönen, melodischen Nuancen bis hin zu monotonen Technoklängen alles bietet, schleicht sich insgesamt gesehen eine leichte Monotonie ein. An einigen Stellen wäre durchaus mehr herauszuholen gewesen. Streckenweise sind starke Einflüsse von KRAFTWERK zu spüren, die zwar nicht verkehrt sind, die eigene Kreativität jedoch ein wenig in den Schatten stellt.
Von den bereits veröffentlichen Stücken kann 'Mauerradio' (Extended Version) besonders gut überzeugen, das mit vielen verspielten Sounds aufwartet. Durch seine melodische Gestaltung setzt es sich gut im Ohr fest. Ebenfalls in der Extended Version gibt es 'Turmdrehkran' zu hören. Dabei ist der Sound von KRAFTWERK allgegenwärtig. Die weiteren Mixe zu diesem Song sind nicht allzu spektakulär. Beim 'Ostberliner Bauarbeiter' kommt Walter Ulbricht mit seiner berühmten Rede zum Mauerbau zu Wort, und ehrlich gesagt, man kann es nicht mehr hören, das nervt einfach nur noch. Sara Noxx erklärt die Themen 'Gefahrstoffe' und 'Krantransport' ausführlich. Obwohl die Idee zu beiden Dingen nicht schlecht ist, wird letzterer Song mit der Zeit ziemlich langweilig. 'Gefahrstoffe' hat da wesentlich mehr Power und bringt die Thematik musikalisch besonders gut auf den Punkt.
Bei den neuen Songs stechen vor allem die beiden Versionen von 'Demokratischer Sektor' hervor. Die verwendeten Sprachsamples wurden gut dosiert und verschmelzen mit dem Sound zu einer melodischen Einheit, die auf dem Album ihresgleichen sucht. Ähnlich aufgebaut ist 'Schusswechsel', jedoch mit einem viel bedrohlicheren und monotonen Sound, was die Thematik ausdrucksstark untermauert und ziemlich ausgeklügelt ist, doch die stellenweise recht langen Sprachausschnitte reißen das Lied zu sehr auseinander.
Wer einen Überblick über das Schaffen des Duos haben möchte, macht mit dem Kauf nicht viel falsch, und auch der Electro-Fan wird an der schicken und limitierten Erstauflage seine Freude haben. Wenn man schon einiges von den beiden im Plattenschrank stehen hat und auf ein Kompendium verzichten kann, ist man wohl besser beraten, bis zum nächsten Album zu warten, denn dafür sind die Neuerungen hier zu spärlich vorhanden.
Anspieltipps: Mauerradio (Extended Version), Gefahrstoffe, Demokratischer Sektor
- Redakteur:
- Swen Reuter