PATH OF GOLCONDA - The Threshold Diaries
Mehr über Path Of Golconda
- Genre:
- Death Metal
- Release:
- 09.06.2006
- Metropolis Rotting
- Serpent Gate
- Sunset And The Falling Leaves
- Catafalque
- Promises In Stone And Fire
- Another Hell Unearthed
- Foul Winds Through Utopia
- Stabbing Love Into Her
- Those Pale, Grey Shrouds
- Between God And Gutter
Auch wenn es der Bandname nahe legt, sind die fünf Oberhausener keine Archäologiestudenten, die einen Pfad in eine alte indische Ruinenstadt suchen, sondern sie verstehen ihr Streben als Pfad hin zu Freiheit, Wahrheit und Frieden, was auf die mythische Bedeutung Golcondas in Kabbala und modernen Vampirgeschichten zurückzuführen ist. Doch genug der Namensdeutung, wir sind ja schließlich wegen der Musik hier, und die verdient im Falle von PATH OF GOLCONDA durchaus mehr als nur eine beiläufige Erwähnung.
Das zweite selbstfinanzierte Album der Revier-Truppe wurde erneut von Andy Classen sehr wuchtig und druckvoll in Szene gesetzt, so dass vom ersten Ton an klar ist, dass hier keine Gefangenen gemacht werden. Die Band will es endgültig wissen und setzt mit "The Threshold Diaries" dazu an, allen Labelverantwortlichen eindringlich vor Augen zu führen, was sie bisher verpasst haben. Schon der Opener 'Metropolis Rotting' legt mit einem schweren, walzenden Monsterriff los und entwickelt sich zu einem durchschlagskräftigen Brecher zwischen melodischem Death und Thrash Metal, der sich durch einprägsame Momente und eingängige Hooks auszeichnet, dabei aber durchaus facettenreich und aufwändig strukturiert ist. Die Band packt so viele Ideen in einen einzelnen Song, dass manch andere Truppe daraus ein halbes Album machen würde, und dabei wirken die Songs von PATH OF GOLCONDA kein bisschen kopflastig. Dazu haben die Jungs ein sehr feines Gespür für großartige Refrains und überraschen auch mal mit einer sehr finstren, stimmig eingepassten Doom/Death-Passage. Doch glaubt nicht, dass das Quintett sein Pulver schon mit dem ersten Song verschossen hat - weit gefehlt! Ganz anders, aber nicht minder eindrucksvoll, gibt sich das technische, etwas hektische und sehr hart ausgerichtete 'Serpent Gate', das von nervenzerfetzendem Geriffe über wuchtige Doublebass-Attacken bis hin zum sich windenden Solo so einiges zu bieten hat. Schon hier ist klar, dass Sänger Manuel zwar über ein äußerst derbes Organ verfügt, das er aber sehr vielseitig und vor allem in einer Weise einsetzt, die es dem Hörer ermöglicht, die zum Teil sehr tiefgründigen Texte gut nachvollziehen zu können.
Kontrastprogramm zu bisherig Gehörten gibt's dann beim folgenden Piano-Zwischenspiel 'Sunset And The Falling Leaves', das als gelungene Überleitung zum dunklen und ausladenden 'Catafalque' dient, bei dem uns PATH OF GOLCONDA weniger extrem, dafür rhythmisch raffiniert und mit getragenerer Epik gegenübertreten, ohne auf den einen oder anderen hackenden Ausbruch in härtere Bereiche zu verzichten. Auch hier gibt es tolle Leads und Soli von Rüdiger und Christ und ein sehr tightes Rhythmusfundament von Daniel und Roman zu bestaunen, so dass die Band in ihrer Gesamtheit bestens in der Lage ist, ihre scharfen Breaks songdienlich einzusetzen und die Spannung weiter anzuheizen. Dies gipfelt vorerst im sehr melodisch ausgerichteten Achtminüter 'Promises In Stone And Fire', der einen ganz dezenten Goth-Anflug nicht verleugnen kann, aber dennoch hart und unbarmherzig aus den Boxen kommt. Aber er hat einfach diese einschmeichelnden Leadmelodien und akustischen Arrangements, die sich verankern und in einem Refrain der Extraklasse kulminieren. Manuels Gesang geht hier in eine dramatischere, bedeutungsvoll grollende Richtung, wie wir sie von mancher Viking- oder Black-Metal-Band kennen. Bei 'Another Hell Unearthed' kreist riff- und breaktechnisch dafür wieder die Thrash-Keule, die von sehr extremem Gesang begleitet wird, bevor 'Four Winds Through Utopia' schön zwischen eingängigen, groovenden Passagen, intensiven Geschwindigkeitsausbrüchen und einem prägnanten Refrain hin und her pendelt. Mit melodischen Leadgitarren und eingängigen Riffs geht 'Stabbing Love Into Her' noch am ehesten als Melodic-Death-Stück im klassischen Sinne durch, doch auch hier versäumen es die Jungs nicht, schöne Kontrastpunkte zu setzen und den langen, ausgefeilten textlichen Inhalt von sehr verschiedenen musikalischen Stimmungen repräsentieren zu lassen, die dennoch den roten Faden nie verlieren. Der brausende Wind und ein hallendes Keyboard künden als ambient-artiges Intro vom kommenden Finale in Gestalt von 'Between God And Gutter', das gleich mal mit coolen Leads loslegt und eine sehr dynamisch vorwärts marschierende Hymne abgibt, die sich gewaschen hat und vor allem von den harmonischen Gitarren elektrischer und akustischer Art lebt.
So bleibt angesichts einer rundum beeindruckenden Scheibe die bittere Erkenntnis, dass eine tolle Produktion, ausgefeilte, facettenreiche Songs, ein untrüglicher Sinn für Hooks und eine makellose handwerkliche Umsetzung in Zeiten des absoluten Release-Overkills manchmal doch nicht genug sind, um einer Band einen Deal zu sichern. Schon tragisch, wenn die Labels lieber jeden identitätslosen und leidlich talentierten Kopisten auf den Markt schmeißen, der sich nur stromlinienförmig genug in einen trendigen Windkanal legen lässt. Doch ihr könnt dafür sorgen, dass die wirklich guten Bands auch ohne Label-Unterstützung die Anerkennung bekommen, die sie verdienen. Damit fangt ihr am besten mit PATH OF GOLCONDA an, denn ein spannenderes Album im Schnittbereich zwischen melodischem Death und Thrash Metal ist mir schon ewig nicht mehr untergekommen. Reinhören könnt ihr auf der Bandhomepage http://www.pathofgolconda.com und auf der MySpace-Seite der Jungs aus dem Ruhrgebiet.
Anspieltipps: Sunset And The Falling Leaves, Stabbing Love Into Her, Between God And Gutter
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle