PE SCHOROWSKY - Dreck und Seelenbrokat
Mehr über Pe Schorowsky
- Genre:
- Punkrock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Sinfin-Rox (Tonpool)
- Release:
- 31.08.2012
- Nur Noch'n Tag
- Farben Deines Ichs
- Alte Welt
- Nachschlag
- Schweinekarre
- Kein Blitz
- Splitter
- Schrottplatz Deiner Seele
- Geist
- Viel Zu Schön
- Opfer
- Nordpol
<p>Nun tritt auch der dritte der BÖHSEN ONKELZ seine Solo-Karriere an: Punkig, rotzig, rockig, aber mit Abzug in der Gesangsnote.</p>
Stephan Weidner bringt schon sein drittes Studioalbum heraus, Matthias "Gonzo" Röhr versucht mitzuziehen, während Kevin Russel seit dem ONKELZ-Ende eher durch schwere Körperverletzung anderer Verkehrsteilnehmer auffällt und dafür zuerst in den Knast und dann in die Drogentherapie wandert. Und Peter Schorowsky? Um den war es sieben Jahre still, dafür schießt er jetzt erstmals "aus seinem Sarg". Das erstaunliche: Pe verschanzt sich nicht wie einst gewohnt hinter seiner Schießbude, sondern tritt nicht nur als Komponist und Texter, sondern vor allem als Sänger ins Rampenlicht. Dabei überlässt er die musikalische Ausführung Basser Tobias "Eggi" Exxel (EDGUY), Chris Fuetarra (YEN) sowie Schlagzeuger Peter Zettl (NORDEND ANTISTARS), mit denen er sich natürlich bei seinem alten Freund Michael Mainx im Frankfurter Studio 23 verschanzt hat - wie zuvor auch schon die BÖHSEN ONKELZ, TANKARD und D-A-D. Herausgekommen ist ein rotziges Punk-Album mit interessanten Ansätzen.
Um die aufdringlichste Frage aber vorwegzunehmen: Pes Gesang ist durchaus gewöhnungsbedürftig. Dabei hat der ruhigste der ONKELZ, der höchstens mal im Refrain im Hintergrund zu hören war, durchaus gute Grundlagen vorzuweisen. Und so geht mancher Refrain wie etwa vom Opener 'Nur noch'n Tag' ohrwurmmäßig direkt ins Gehör. Oft weiß Pe aber auch nicht so recht, wohin er mit seiner Stimme hin will. Dann versucht er sich an Gesangslinien, die seiner Stimme einfach nicht entgegen kommen. Weniger wäre hier bisweilen mehr gewesen, aber getraut hat er sich immerhin.
Musikalisch hat das Schorowsky-Debüt dagegen schon einiges mehr vorzuweisen. Rotzfrech, schnell und geradeaus, ohne aber langweilig zu werden. Dann werden 40-Sekündige Gitarrensoli aus dem Ärmel geschüttelt ("Stück Gonzo-Solo gefällig?" "Ja gerne, 100 Gramm 'Farben deines Ichs' bitte."), im End-Siebziger / Anfang-Achtziger Heavy-Rock-Manier gebrezelt ('Alte Welt') oder im besten Italo-Western-Stile die Colts gezogen ('Geist'). 'Splitter' hätte mit seinem 'Danke für nichts'-mäßigen Basslauf auch auf der "Hier sind die Onkelz" Platz gefunden, während 'Opfer' recht experimentell, wenn auch etwas TOTE-HOSEN-lastig daher kommt. Meist regiert aber doch der Punk Rock alter Schule wie bei bei 'Nachschlag', 'Schweinekarre' oder 'Viel zu schön'. Nur der Versuch, einen neuen 'Terpentin'-Chorus zu entwerfen, kann in Form von 'Schrottplatz deiner Seele' auch mal recht cheesy nach hinten losgehen. Textlich geht’s bei dem Hobby-Philosphen und Buchautor recht ironisch um Selbstfindung, Musclecars, lustige Beziehungsdramen und Gesellschaftskritik. Zwar nicht immer direkt auf den Punkt wie beim Kollegen Weidner, aber bisweilen durch Wortspiele auch ein breites Grinsen ins Gesicht meißelnd.
Was bleibt unterm Strich? Der gute Peterle kann es zwar weder musikalisch noch gesangstechnisch mit den Ex-Kollegen Stephan Weidner oder Gonzo Röhrs Band aufnehmen. Aber um diesen Vergleich geht es ihm sicher auch nicht. Er hatte endlich mal etwas in musikalischer Form zu sagen, das hat er getan – und das über weite Strecken auch auf sehr sympathische Art und Weise.
Anspieltipps: Nur noch'n Tag, Alte Welt, Splitter, Geist
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Carsten Praeg