PENANCE - Spiritualnatural
Mehr über Penance
- Genre:
- Doom
- Label:
- Matyr Music / Hellion Records
- Gemini
- The Innocent
- The River Ara
- Regret
- Casting Long Shadows
- Long Suffering
- Lost My Way
- Iron Curtain Blues
- All Is Vanity
- Spiritualnatural
- Starshine / Dawn Of A New Day
Die richtige Musik für verregnete Herbsttage bieten PENANCE mit ihrem neuen Album "Spiritualnatural". Stark an BLACK SABBATH angelehnter Doom Metal, der auch soundmäßig mächtig oldschoolig daherkommt. Also nichts für manisch-depressive Menschen, die Musik zur Entspannung oder gar zur Erheiterung auflegen. Die vier Jungs plus einer Dame schlurfen nämlich sehr gemächlich durch den Wüstensand und auch Sänger Brian J. Balich sorgt mit seiner weinerlichen Stimme nicht gerade für aufgelockerte Gesichtszüge.
Aber langsam. PENANCE sind die Fortsetzung der aus Pennsylvania stammenden Kapelle DREAM DEATH, die 1987 mit "Journey Into Misery" ein recht sperriges Album veröffentlichte, auf welchem man aber neben düsteren Elementen auch noch mit der damals aktuellen Thrashstilistik liebäugelte. Drummer Mike Smail und Klampfer Terry Weston, der auf dem vorliegenden Album nur noch auf einigen Nummern zu hören ist, gründeten daraufhin PENANCE.
Mit unterschiedlichen Line-Ups veröffentlichte man in der Zeit von '90 bis '01 sechs Alben ("Living Truth", "Road Less Travelled", "Parallel Corners, "Bridges To Burn", "Proving Ground und "Alpha & Omega"). Bereits mit "Living Truth" konnte sich die Band ein gutes Standing erspielen, was sogar dazu führte, dass Mike als Gastdrummer auf CATHEDRALs "Forest Of Equilibrium" in Erscheinung trat. Die Unterstützung von Lee Dorian (CATHEDRAL-Sänger) ging danach sogar soweit, die Truppe als Support für die anstehende Europa-Tournee zu verpflichten und sie im Anschluss sogar für sein Label Rise Above zu signen. "Road Less Travelled" schlug so gut in der Doom-Gemeinde ein, dass ein Vertrag mit Century Media folgte, die "Parallel Corners" nachschoben. In der Folgezeit konnte man leider keine stabile Besetzung halten, so dass eine weitere, sicherlich notwendige Tournee völlig ausfiel. Erst mit dem Einstieg des heutigen Sängers konnten PENANCE 1998 das "Bridges To Burn"-Demo einspielen, dem dann kurze Zeit später das selbstfinanzierte Album "Proving Ground" folgte. Der Einstieg von Gitarrist Matt Tuite und Bassistin Mary Bielich markierte dann die letzte Veränderung in der Karussell-Fahrt der Personalabteilung der Doomies. Im Jahre 2001 erschien dann mit "Alpha & Omega" endlich ein offizielles Komplettwerk der Truppe, welches zum Vertragsabschluss mit Marty Music führte. Soviel zu den – sicherlich unvollständigen – Fakten.
Wenden wir uns der Musik zu, so kann ich nur sagen, dass jeder Doom-Fanatiker bei PENANCE auf seine traurigen Kosten kommen wird. Produziert von Chris Kozlowski, der ja mit PENTAGRAM – bei denen Mike Snail nebenher auch noch den Takt angibt – und SPIRIT CARAVAN schon bewiesen hat, dass sein Blut langsamer fließt als bei dem Großteil der Menschheit, tropft und schlurft es auf "Spiritualnatural" herrlich altmodisch aus den Boxen. Stellt euch eine Mixtur aus SPIRITUAL BEGGARS, TROUBLE und CATHEDRAL vor und ihr habt die ungefähre Marschrichtung. Vor allem die TROUBLE-Anleihen sind unüberhörbar, so dass ich mich mehrfach gefragt habe, wie viele Tüten die Jungs beim Komponieren wohl geraucht haben werden. Wenn man dann auch noch das bunte Cover betrachtet, scheint das Bild zu passen. Neben den, teils recht langen, Depri-Nummern überraschen uns PENANCE nämlich gleich zwei Mal: Während 'The River Ara' plötzlich mit verspielten Bagpipes, die fröhlich schottisches Gedudel erzeugen, aufwartet, klimpert der 'Iron Curtain Blues' durch Mandolinen-Einsatz beinahe griechisch-folkloristisch aus den Boxen. Very strange! Danach dröhnen sie uns aber mit dem wuchtigen 'All Is Vanity' wieder deftig zu Boden. Dieser Titel läutet eine 20-minütige Dampfwalze tief depressiver Klänge par excellence ein. Man spürt es förmlich, dass die Band mit jeder Faser ihrer Körper diesen Musikstil lebt und liebt. Hier klingt nichts aufgesetzt, jede Note kommt mit soviel Gefühl, dass man den MusikerInnen am liebsten ein paar aufmunternde Worte schreiben möchte, damit sie nicht im kollektiven Suizid enden. Ich übertreibe natürlich, was der Anschaulichkeit aber wohl keinen Abbruch tun dürfte, oder?
Wie das bei den traditionelleren Kapellen dieses Genres so üblich ist, variieren PENANCE nicht gerne mit dem Tempo und begnügen sich auf das Zelebrieren der Melancholie. Erwartet also keine Uptempo-Passagen, wie sie SOLITUDE AETURNUS gerne zur Auflockerung in ihre Songs einflechten. PENANCE sind durch und durch traurig, klingen absichtlich extremst angestaubt und erfreuen ihre Anhänger durch hypnotische Wiederholungsschleifen. Wer also auf solche Mucke abfährt, wird hier allerbestens bedient, da der Fünfer auch noch gerne mit altmodischen Stereo-Effekten arbeitet. Klingt irgendwie warm und gleichzeitig auch wabernd.
Das gute Stück kann man bei Hellion Records für 15,50 € ordern.
Anspieltipps: Long Suffering, Casting Long Shadows, Gemini
- Redakteur:
- Holger Andrae