PESTILENCE - Obsideo
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2013
Mehr über Pestilence
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Plastic Head (Soulfood)
- Release:
- 08.11.2013
- Obsideo
- Displaced
- Aura Negative
- Necromorph
- Laniatus
- Distress
- Soulrot
- Saturation
Massives, vertracktes Todesblei mit fabelhafter Produktion.
Seit der Reaktivierung im Jahr 2008 hat die Death-Metal-Legende PESTILENCE immerhin zwei Alben herausgebracht, von denen das Comeback "Resurrection Macabre" (2009) sicherlich zu den stärkeren Scheiben in der Bandgeschichte zu zählen ist. Der Nachfolger "Doctrine" (2011) konnte qualitativ nicht ganz mithalten. Und er ging in der Veröffentlichungsflut unter; was auch an einer schwächeren Promotionarbeit seitens Mascot Records gelegen haben könnte.
PESTILENCE hat mit seinem neuen Line-up, das neben den Urgesteinen Patrick Mameli (Gitarre/Gesang) und Patrick Uterwijk (Gitarre) auch David Haley (Schlagzeug, BLOOD DUSTER, PSYCROPTIC) und Georg Maier (Bass, ex-COMMON GRAVE) umfasst, einen neuen Silberling geschmiedet, der auf den Namen "Obsideo" hört. Das Werk ist gleichzeitig das erste mit der neuen Plattenfirma Candlelight Records im Rücken.
Der neue, 35-minütige Brocken hat es jedenfalls in sich. Ohne sich übermäßig von dem auf "Doctrine" eingeschlagenen Weg zu entfernen, geht man für meine Begriffe insgesamt technischer und vertrackter als noch auf dem Vorgänger an die Songs heran. PESTILENCE fährt eine breite Palette an gewaltigen Riffwänden, vertrackten Rhythmen und virtuosen Gitarrensoli auf. Im Vergleich zu dem auf "Resurrection Macabre" dargebotenen Songmaterial, das irgendwo zwischen "Testimony Of The Ancients" (1991) und "Consuming Impulse" (1989) anzusiedeln ist, klingen die Stücke auf "Obsidio" außerdem auch moderner. Dies ist auch auf die Stimmung der Gitarren zurückzuführen, die an den FEAR FACTORY-Sound erinnern.
Schon das mächtig auf die Lauschlappen einstürmende Titelstück "Obsidio" hinterlässt Spuren und kurbelt die Aufmerksamkeit des Hörers stark an. Das Schlagzeug knallt wuchtig, der Bass von Neuzugang Georg Maier wummert in der Magengrube und die Riffs springen dem Hörer förmlich ins Gesicht. Das tonnenschwer malmende Stück 'Soulrot' überzeugt durch Tempowechsel, vertracktes Riffing und dem kurzen Einsatz von Synthie-Klängen als atmosphärisches Element, das ein wenig an die jazzige "Spheres"-Phase (1993) erinnert. Auch die sehr gehaltvollen Gitarrensoli, die diese Scheibe zieren, strotzen vor Virtuosität, wie sie PESTILENCE besonders in dieser recht kurzen Bandphase an den Tag legten.
Das Spieltempo wird geschickt variiert. Es sind gerade auch die langsamen Passagen, die sich neben schnellen Abrissbirnen vom Schlage 'Distress' langsam aber sicher den Weg in das musikalische Langzeitgedächtnis bahnen. Mit 'Aura Negative' präsentiert PESTILENCE übrigens ein recht vertracktes Instrumental-Stück, das sich prima in die Tracklist einfügt.
In der Endabrechnung ist zu konstatieren, dass "Obsidio" ein starkes, technisch angehauchtes Death-Metal-Album ist, das seine Zeit braucht, um vom Hörer aufgesogen und verstanden zu werden. Es wächst mit jedem Durchgang und besitzt eine beachtliche Intensität, die dem Vorgänger "Doctrine" (2011) des Öfteren fehlte. Besonders zu loben ist an dieser Stelle die fette Produktion sowie das ausgesprochen transparente und druckvolle Klangbild, das Christian "Moschus" Moos (verantwortlich für Produktion und Mix) im Spacelab Studio der Band zurecht schneiderte. Ich möchte es bei diesen Ausführungen belassen und empfehle gleichzeitig allen PESTILENCE-Fans – besonders denen, die mit "Doctrine" wenig anfangen konnten, sich mit diesem Werk zu beschäftigen. Es lohnt sich!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Martin Loga