PESTILENT SCARS - Meadows Of Misfortune
Mehr über Pestilent Scars
- Genre:
- Melodic Death Metal / Thrash Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Inverse Records
- Release:
- 17.01.2025
- Into The Meadows
- Internal Torment
- Golden Maiden
- Deceitful Phoenix
- Unreality
- A Reaching Hand
- Democide
- All On My Own
- In Search Of Reason
- False Messiah
Gutklassiges Debüt mit handwerklichen Schönheitsfehlern.
Der musikalisch-metallische Jungbrunnen in Finnland ist unerschöpflich, denn mehrmals im Jahr flattern mir immer wieder spannende Newcomer aus dem Land der tausend Seen auf den Schreibtisch. PESTILENT SCARS ist eine ebensolche Nachwuchsband, denn die aus Oulu stammende Truppe wurde erst im Winter 2023/2024 gegründet und hat bisher nur einzelne Singles veröffentlicht. Mit "Meadows Of Misfortune" steht aber nun das Debütalbum dieser blutjungen Truppe in den Startlöchern, deren Mitglieder allesamt noch nicht einmal das zwanzigste Lebensjahr erreicht haben.
Schon das instrumentale Intro 'Into The Meadows' macht dabei ganz schnell klar, dass die Jungs handwerklich aber überhaupt nicht nach einer Band klingen, die gerade erst dem Schülerstadium entwachsen ist. Im Gegenteil, das Handwerk ist mehr als solide, die Harmonien in den Gitarrenleads sind sehr cool und insgesamt macht die Nummer mit unterschwelliger Epik Lust auf den melodischen Todesstahl-Sturm, den die Finnen in der Folge entfachen werden. Gänzlich orientiert sich der Fünfer dabei aber nicht am traditionellen Gothenburg Sound, sondern ist hörbar offen für eher traditionelle Metal-Einflüsse, wobei Heavy und Thrash Metal die größten Spuren im Bandsound hinterlassen haben. Gerade die Vocals, die hier teilweise zwischen Growls und knarzigen Shouts wechseln und teilweise sogar Regionen des Klargesangs streifen, sind hier wohl die deutlichste Brücke hinüber zu Genres außerhalb des Melodic-Death-Sektors.
Wie diese Mischung in iher Umsetzung klingen kann, zeigt wohl am deutlichsten der erste reguläre Song 'Internal Torment', der zwischen rasanten und todesmetallischen Strophen und einem dezent hymnischen Refrain pendelt, wobei auch hier die Vocals noch mit genügend Rotzigkeit serviert werden, um nicht in kitschige Gefilde abzudriften. Im Gegenteil, PESTILENT SCARS ist mehr ungestüme Underground-Band denn polierter Hochglanz-Metal, was mir im Kern unheimlich gut gefällt. Andererseits offenbaren die ersten Minuten der Scheibe aber eben auch schon die Abstriche, die man bei einem Debütalbum so junger Musiker eben machen muss.
So sind die gesungenen Momente teilweise etwas windschief und hätten mit mehr Abstand vielleicht noch einmal aufgenommen oder zumindest in puncto Tonhöhe entschärft werden müssen, gleichzeitig reiben sich auch ein paar Gitarrenpassagen in kompositorischer und auch spielerischer Hinsicht etwas zu sehr. Klar, auch diese Aspekte unterstreichen den ungeschliffenen Charakter der Platte, der mir im Grunde genommen gut gefällt, doch ab und an werden die Songs von diesen kleineren Stolpersteinen jedoch auch ausgebremst. Dazu kommt, das längst noch nicht jede Idee restlos zu Ende gedacht wird, weshalb "Meadows Of Misfortune" gerade hinten heraus doch teils auch etwas zäh und gleichförmig wird.
Dennoch überwiegen im Schlussfazit die positiven Momente, gerade wenn man sich nochmals vor Augen führt, dass wir es hier mit einer blutjungen Band zu tun haben. Diese hat nicht nur einen durchaus unterhaltsamen Stilmix im Gepäck, sondern auch massig Potential im Ärmel, um mit mehr Erfahrung auch auf Albumdistanz komplett abzuräumen. Fürs Erste muss man sich zwar noch mit eher spärlich gesäten Highlights wie 'Golden Maiden' und 'Unreality' zufrieden geben und auch über die eine oder andere handwerkliche Ungereimtheit hinwegsehen, doch die DNA der Finnen stimmt und lässt zumindest hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs