PETER GABRIEL - i/o
Mehr über Peter Gabriel
- Genre:
- Prog Rock / Pop
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Real World Records
- Release:
- 01.12.2023
- Panopticom (Bright-Side Mix)
- The Court (Bright-Side Mix)
- Playing For Time (Bright-Side Mix)
- i/o (Bright-Side Mix)
- Four Kinds Of Horses (Bright-Side Mix)
- Road To Joy (Bright-Side Mix)
- So Much (Bright-Side Mix)
- Olive Tree (Bright-Side Mix)
- Love Can Heal (Bright-Side Mix)
- This Is Home (Bright-Side Mix)
- And Still (Bright-Side Mix)
- Live And Let Live (Bright-Side Mix)
- Panopticom (Dark-Side Mix)
- The Court (Dark-Side Mix)
- Playing For Time (Dark-Side Mix)
- i/o (Dark-Side Mix)
- Four Kinds Of Horses (Dark-Side Mix)
- Road To Joy (Dark-Side Mix)
- So Much (Dark-Side Mix)
- Olive Tree (Dark-Side Mix)
- Love Can Heal (Dark-Side Mix)
- This Is Home (Dark-Side Mix)
- And Still (Dark-Side Mix)
- Live And Let Live (Dark-Side Mix)
Weiterhin das Maß aller Dinge im Prog-Sektor mit Pop-Appeal!
Wir alle haben gedacht, wir hätten lange auf "Chinese Democracy" von GUNS'N'ROSES gewartet, doch Prog-Pop-Maestro PETER GABRIEL hat uns auf sein neustes Werk "i/o" ebenfalls ganz schön lange warten lassen. Erstmalig sprach Gabriel über die Kollektion von zwölf Tracks nämlich bereits ein Jahr nach dem Erscheinen des Vorgängers "Up" im Jahr 2003 und doch mussten wir insgesamt 21 Jahre warten, bis der für seine Detailverliebtheit bekannte Ex-GENESIS-Fronter den Feinschliff an den Kompositionen beendet hatte. Belohnt wird die Warterei allerdings direkt mit drei verschiedenen Versionen eines jeden Songs, wobei es jeweils den Dark-Side-Mix, den Bright-Side-Mix und in der Deluxe-Edition eine Dolby-Atmos-Abmischung namens In-Side Mix gibt.
Ebenso war die Überraschung angesichts des eigentlichen Albumreleases nicht unbedingt gigantisch, immerhin wurden die einzelnen Tracks über das Jahr hinweg bereits zu jedem Voll- und Neumond als Singles ausgekoppelt. Und auch ich hatte bereits das Glück, einen Großteil des Materials auf der "i/o"-Tour zu erleben, die ebenfalls ungewöhnlicher Weise bereits vor der Veröffentlichung des eigentlichen Albums stattfand. Mr. Gabriel liebt es eben einfach, neue Wege zu gehen und seine Hörer und Hörerinnen nicht nur musikalisch, sondern auch auf allen anderen Ebenen herauszfordern. Entsprechend ist "i/o" auch nicht nur kompositorisch höchst durchdacht, sondern präsentiert uns auch pro Song ein eigenes Artwork eines ausgewählten Künstlers. Und wer noch tiefer in die Thematiken der einzelnen Songs eintauchen möchte, bekommt auf Peters YouTube-Kanal einen Behind-The-Scenes-Beitrag zu jedem einzelnen Song. Viel umfassender fiel bisher wohl noch keine Vollbedienung für die Fans aus.
Im Kern geht es aber natürlich um die Musik, die wir uns nun einmal genauer anschauen wollen. Los geht es mit dem herrlich sperrigen 'Panopticom', in dem Gabriel einen fiktiven Datenglobus (Panopticom) besingt, der eingesetzt werden könnte, um die Welt und unser Verhalten besser zu verstehen. Sperrig und extrem elektronisch in den Strophen, macht der grandios komponierte Track zum Chorus hin eine scharfe Kehrwende und wird zur positiv gestimmten Hymne, die auch schon bei den Konzerten der Tour zum Mitsingen einlud. 'The Court' schlägt musikalisch in eine ähnliche Kerbe, präsentiert uns aber einen afrikanisch angehauchten Groove und anstatt im Refrain zur Hymne zu werden, fällt der Track antiklimaktisch in einem wunderschönen Gesangspart zusammen. Gepaart mit sptitzfindiger Lyrik zum Thema Machtmissbrauch serviert Gabriel uns damit direkt den zweiten Volltreffer, bevor 'Playing For Time' im Anschluss eine wunderschöne Pianoballade über die Begrenztheit unserer Zeit auf Erden ist, die sich musikalisch wohl am besten mit 'Here Comes The Flood' vergleichen ließe.
Dass Gabriel diesen tollen Beginn sogar noch toppen kann, wagt man eigentlich nicht zu glauben, doch der folgende Titeltrack, ist vielleicht der beste Song, den Gabriel seit "So" verfasst hat. Lyrisch ernst und im Vers melancholisch, ist der Refrain harmonisch ein wahrer Ohrenschmaus, der mir auch nach dem hundertsten Genuss noch Gänsehaut auf die Arme treibt. 'Four Kinds Of Horses' schlägt im Anschluss die Brücke hin zum eingangs erwähnten "Up", steht die Nummer doch mit ihrer primär vom Bass und der Percussion getriebenen Ausrichtung in der Tradition von Songs wie 'Signal To Noise' und kann auch qualitativ mit dem Volltreffer des Vorgängers problemlos mithalten. Doch keines Sorge, nicht das gesamte Material auf "i/o" ist ernst und düster veranlagt, mit 'Road To Joy' und 'Olive Tree' hat Gabriel auch ein paar Tracks im Gepäck, die zum Tanzen einladen und musikalisch direkt an den beschwingten Nummern der "So"- und "Us"-Ära anknüpfen.
Danach wird es dann aber doch wieder introvertierter, wenn Gabriel in 'And Still', 'This Is Home' und 'Love Can Heal' primär den Blick nach innen richtet. Nicht unbedingt der Soundtrack für jeden Tag, doch mit guten Kopfhörern sind auch diese Songs ein spannendes und tolles Hörerlebnis. Gleiches gilt für 'Live And Let Live', das "i/o" auf einer positives Note und noch einmal mit einem Ohrwurm beendet. Ob ihr dabei den Dark-Side- oder Bright-Side-Mix bevorzugt, dürfte von der Tagesform abhängen. Beide haben ihre Reize, wobei mir schlussendlich insgesamt doch der etwas offenere und schwungvollere Bright-Side-Mix zumeist besser mundet. Dass die klangliche Qualität in beiden Varianten schon fast unglaublich gut ist, ist bei Gabriel schon fast eine Selbstverständlichkeit. Trotzdem habe ich selten eine Platte gehört, bei der wirklich jedes Instrument so perfekt in Szene gesetzt wird. Da weiß man eben auch, warum die Platte so lange bearbeitet und perfektioniert wurde.
Alles in allem ist "i/o" damit der zweite Eintrag in der Liste von musikalischen Dinosauriern, die sich mit sagenhaften Comebacks nach Ewigkeiten zurückgemeldet haben. Ähnlich wie die ROLLING STONES klingt nämlich auch PETER GABRIEL anno 2023 so frisch, innovativ und fesselnd wie eh und je. Mehr noch, mit seinen teils futuristischen Sounds ist Gabriel in meinen Ohren auch weiterhin der Zeit meilenweit voraus und liefert zusätzlich sagenhafte Tracks, die nicht nur eingängig sind und lyrisch überzeugen, sondern gleichzeitig auch so viele versteckte Details bieten, dass man auch nach zig Durchläufen noch neue Dinge entdeckt. Mir würde kaum ein anderer Künstler einfallen, der diese Gratwanderung so perfekt beherrscht und damit gibt es für "i/o" auch schlicht und ergreifend die volle Punktzahl!
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs