PHALLAX - Lower The Flags
Mehr über PhallaX
- Genre:
- Heavy / Power Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- JSK Events
- Release:
- 01.12.2012
- Parasite
- Sanctimonius
- Zacharias
- Fame For Pain
- Little Boy
- Hibakushas
- Tragic World
- Different View
Der Süden Deutschlands schlägt wieder zu!
Wenn man PHALLAX zur Underground-Szene zählt, kann man nur stolz auf die Entwicklung sein. Immer öfter tauchen echte Perlen auf, die gar nicht den Anschein machen, sonderlich überzeugend oder originell zu sein. Nun, originell ist die neue EP von PHALLAX nicht, sie zeigt aber erneut eine mutige, selbstbewusste Band, der man durchaus einen Hördurchgang schenken sollte.
Der geneigte Hörer wird sofort mit fiesen Screams in die Platte gezogen (oder zieht überrascht eine Augenbraue hoch und lauscht mit nun vorsichtig gewordener Neugierde der Musik, die da folgen soll). 'Parasite', so der Opener, ist zumindest gewöhnungsbedürftig. Das Geschrei soll vielleicht ein cleveres Stilmittel sein, besonders überzeugend klingt der Mix aus eben jenem hardcorelastigen Geschrei und klarem Gesang jedoch nicht.
Glücklicherweise beschränkt man sich im Verlauf fast nur noch auf klaren Gesang. Tiefere, weniger schrille, an MENDEED erinnernde Screams ('Fame For Pain') schrauben die Härte ein wenig nach oben und bringen Abwechslung in den Sound. Musikalisch bietet "Lower The Flags" ordentlichen Power Metal europäischer Natur mit gelegentlich auch deftigerem Riffing, durchaus ähnlich dessen, was Jon Schaffer bei ICED EARTH regelmäßig auffährt.
Die Melodien sind nicht immer auf den ersten Blick leicht verdaulich. Manchmal fehlt einfach der rote Faden in der Melodieführung und auch die Stimme bewegt sich oft im Demo-Session Bereich. Das ist allerdings durchaus charmant, weil das Ergebnis kantig, roh und ehrlich klingt. Vielleicht sind einige Melodiebögen ein wenig überambitioniert, aber was den Songs gesanglich fehlt, wird mit fetten, dem US Power Metal entnommenen Riffs ('Tragic World') und wirklich fantastischen Soli gutgemacht. Die Jungs beherrschen ihre Instrumente.
Ruhigere Momente findet man nur auf 'Hibakushas', die Härte wird hier durch den etwas lustlosen Gesang herausgenommen, der Refrain wirkt unentschlossen und ditscht irgendwo zwischen Halbballade und ordentlichem Rocker hin und her. Dabei wollen das treibende Schlagzeug und die Gitarren nicht ganz zum Gesang passen. Der Song wächst jedoch mit der Zeit und auch hier dominiert das Gitarrensolo, in das zaghafte Growls einstimmen. Sternstunde auf "Lower The Flags" ist 'Different View'. Ein gehobenes Tempo, eine interessante Melodie, starke Riffs, hier vereinen PHALLAX die besten Zutaten ihrer EP in einem Song. Fast bedrohlich sägt sich die Leadgitarre im Refrain durch einen guten Sound und zwängt Gesang und Schlagzeug einfach an die Seite. Die Gitarrenarbeit auf dem Song gehört zum Besten, was man in dem Bereich in diesem Jahr hören durfte. Dieses Juwel sticht überraschend und deutlich aus der EP heraus, dessen Songs sich insgesamt sehr ähneln und nur in Details interessante Unterschiede zeigen.
Löblich ist die Tatsache, dass man das Ganze als EP anbietet. Mit acht Tracks ein mehr als zufriedenstellender Umfang. Die ersten Töne von "Lower The Flags" könnten unpassender nicht sein und sollten den Hörer nicht abschrecken. Traut euch an die Anspieltipps, seit aufgeschlossen und hört aufmerksam zu. Habt ihr euch die Scheibe ins Haus geholt, schaltet nach Track 8 nicht ab. Nach kurzer Ruhepause kommt man in den, äh, "Genuss", der Band beim Feiern zuzuhören, inklusive "Mit dem Glas oder der Flasche in der Hand anstoßen" und eines begleitenden Akkordeons.
"Lower The Flags" besitzt keinen herausragenden Sound, ist aber zweckdienlich abgemischt und weiß vor allem durch die Gitarrenarbeit zu gefallen. Für Fans von drückendem Power Metal, die auch den kleineren Bands nicht abgeneigt sind, mehr als einen Blick wert. Unentschlossene, skeptische Freunde des Power/Heavy Metals hören sich durch die Anspieltipps. Ordentlich.
Anspieltipps: Fame For Pain, Different View, Tragic World
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Dennis Hogrefe