PHANTOM FIRE - Eminente Lucifer Libertad
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2023
Mehr über Phantom Fire
- Genre:
- Speed Metal / Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Edged Circle Productions
- Release:
- 20.02.2023
- Bloodshed
- Eminente
- Derive From Ash
- Ritual
- Satanic Messenger
- Lucifer
- De Taptes Dans
- Black Night
- Mara
- Libertad
- Pentagram
Räudiger Black/Thrash mit seltsamen Zwischenspielen.
Gitarrist Kjartan sowie Bassist und Sänger Eld sind in der Bergener Szene keine Unbekannten, denn dieselben Rollen nehmen die beiden auch bei den Stoner-Doom-Metallern KRAKÓW ein, während der Letztere zudem bei GAAHL'S WYRD und live auch bei AETERNUS den Bass spielt. Mit PHANTOM FIRE haben sie vor ein paar Jahren eine weitere Spielwiese für sich bestellt, und zwei Jahre nach der EP "Return Of The Goat" und dem Debütalbum "The Bust of Beelzebub" (beide 2021) ist es nun auch schon an der Zeit für den Zweitling "Eminente Lucifer Libertad".
Auf diesem prügelt sich das Norwegerduo eine knappe halbe Stunde lang durch acht reguläre Songs und diverse Zwischenspiele, und was wir zu hören bekommen ist ein verdammt räudiger Mix aus dem angeschwärzten Speed Metal der 1980er, wie wir ihn von ONSLAUGHT in der Frühphase oder von HOBBS' ANGEL OF DEATH kennen, sowie rock'n'rolligem Black Metal der Spätneunziger-Norge-Variante im Sinne von TULUS, und schwarzem Teutonenthrash à la SODOM. Das ist an und für sich immer eine gute Sache, und daher fühlt sich der Verfasser dieser Zeilen weitgehend auch auf dieser Scheibe der luziferianischen Freiheit sehr wohl. Gerade, wenn mal das Tempo herausgenommen wird und der Bass ordentlich grooven kann, wie bei 'Derive From Ash', macht das Album wirklich Laune.
Auch wenn die Kuh etwas flotter durch die Botanik fliegt, wie beim hackenden 'Ritual', bei dem auch mal zünftig geblastet wird, zaubert der Bass immer wieder einen feinen Groove auf den Teppich und setzt eine Tempobremse, die sich von und zu schreibt, was zwar einerseits cool ist, andererseits dem Song ein wenig den Fluss nimmt. Das ist allgemein etwas, das die beiden Phantomfeuerjungs sehr gerne machen: in etwas seltsamer Weise mit dem Fluss des Songs aber auch des Albums zu spielen. Gerade letzteres hat immer wieder ein kurzes Hörspiel- oder Ambient-Interludium, das zwar nicht viel Raum einnimmt, dessen dramaturgischer Nutzen sich aber auch nur bedingt erschließt. Der Dreieinhalbminüter 'Satanic Messenger' ist zudem ein komplett elektronischer Song, der sicherlich in diesem traditionellen Metal-Kontext auch dem einen oder anderen komisch vorkommen wird. Für sich genommen ist er aber ein durchaus interessantes Experiment, dem sich allerdings mit 'Lucifer' nochmal ein einminütiges Null-Kontent-Stückchen anschließt, so dass der Metal einfach mal mitten im Album knapp fünf Minuten Pause hat.
Dann geht es dafür wieder mit einer tollen Leadmelodie und einem richtig feinen, fiesen Smasher namens 'De Taptes Dans' weiter, der jedem Spaß machen dürfte, der auf Bands wie TULUS, KHOLD und die rockigen Werke von SATYRICON steht. Der Zweiminüter 'Black Night' ist kein DEEP PURPLE-Cover, sondern ein fieses kleines Speed-Stück mit herrlicher Leadgitarre, und bei 'Mara' wird dann noch mal im Wechsel ordentlich gegroovt und gerumpelt, bevor das neuerliche Zwischenspiel 'Libertad' und der schleppende, basslastige sechsminütige Hinausschmeißer 'Pentagram' das Album gelungen aber durch neuerliche Samples und Zwischenspiele auch etwas langatmig beenden.
Im Zweifel wird es eine bewusste Entscheidung der Band gewesen sein, die ich fraglos respektiere, aber für meinen Geschmack hätte das Album deutlich besser werden können, hätte sich die Band nicht hier und da selbst den Fluss zerhackt. Wenn ein halbstündiges Album tatsächlich Längen aufweist, dann ist etwas seltsam. Dennoch, wenn man räudige Schwärze aus Norwegen regelmäßig auf dem Einkaufszettel hat, dann darf man sich auch "Eminente Lucifer Libertad" mal notieren, auch wenn dieser Monat mindestens zwei norwegische Bands auf dem Veröffentlichungsplan hat, die bei mir weiter oben auf dem Zettel stehen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle