PHENOMENA - The Complete Works
Mehr über Phenomena
- Genre:
- Melodic Rock
- Label:
- Escape Music / Point Music
- Release:
- 07.12.2006
- Kiss Of Fire
- Still The Night
- Dance With The Devil
- Phoenix Rising
- Believe
- Who's Watching You
- Hell On Wings
- Twilight Zone
- Phenomena
- Still The Night
- Karma (Bonus)
- Coming Back Soon (Bonus)
- Assasins Of The Night (Bonus)
- Phoenix Rising (Bonus)
- Stop
- Surrender
- Did It All For Love
- Hearts On Fire
- Juke Box
- Double 6, 55, 44
- No Retreat No Surrender
- Move You Love
- Emotion Mama
- It Must Be Love
- Did It All For Love (Bonus)
- Forever (Bonus)
- Rock House
- Banzi
- What About Love
- Into The Fire
- A Whole Lot Of Love
- Secret Of Love
- If You Want To Rock
- How Much Do You Love
- Shape It Up
- Rock My Soul
- No Retreat No Surrender (Bonus)
- Scalpel & Heart (Bonus)
Wir schreiben das Jahr 1987, der Verfasser dieser Zeilen bekommt im zarten Alter von 16 Jahren das PHENOMENA-II-Werk "Dream Runner" von seinen Eltern als LP geschenkt. Ein Album, das eigentlich so gar nicht zu den bisherigen Hörgewohnheiten passte. Waren doch bislang OZZY OSBOURNE, ACCEPT, SCORPIONS oder SAXON die absoluten Faves des pubertierenden Sprösslings. Nichtsdestotrotz befand sich "Dream Runner" wochenlang in der Dauerrotation und fräste sich immer mehr in meine Hirnwindungen ein. Im Laufe der Jahre fanden dann zwar auch noch das Erstwerk "I - Phenomena" und "III – Innervision" den Weg ins heimische CD-Regal, dennoch gerieten PHENOMENA immer mehr in Vergessenheit. Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2006 und dank Escape Music und deren Idee, PHENOMENAs Backkatalog unter dem Motto "The Complete Works" als Dreifach-CD-Box neu aufzulegen, darf sich der Rezensent auf eine Zeitreise zurück in die Achtziger begeben.
"The Complete Works" beinhaltet die ersten drei Alben des einstigen Allstarensembles aus den Jahren 1985 bis 1993, der vierte und letzte Longplayer "Psycho Fantasy" erschien ja erst im Jahre 2006. Die musikalische Dokumentation wird durch das übliche Bonusmaterial aufgewertet, was die Herzen aller Fans höher schlagen lässt.
Doch kommen wir erst einmal zur Geschichte von PHENOMENA: Entstanden ist dieses Projekt im Jahre 1983, als Produzent Tom Galley gemeinsam mit seinem Techniker Paul Robins, Keyboarder Richard Bailey und Gitarrist John Thomas damit begann, das Konzept "Professor schafft Computer, der die Welt verändern soll" musikalisch auszuarbeiten und umzusetzen. PHENOMENA I war geboren. Die Stammbesatzung hatte bereits die Arbeiten zu drei Vierteln abgeschlossen, als Gitarrist Mel Galley und Drummer Cozy Powell, die sich zu der Zeit mit WHITESNAKE auf Tour befanden, während einer einwöchigen Tourpause im Studio einfanden, um die abschließenden Gitarrenparts bzw. Drumtakes einzuspielen. Diese sollten nicht die einzigen Stargäste des PHENOMENA-Projektes gewesen sein. Immer mehr entwickelt sich das Unterfangen zu einer Allstar-Kombo, was die folgende Aufstellung des Line-ups verdeutlicht.
Unter anderem haben folgende Musiker mitgewirkt:
Besetzung PHENOMENA I:
Glenn Hughes (v / TRAPEZE/DEEP PURPLE)
Cozy Powell (dr / WHITESNAKE)
Mel Galley (g / WHITESNAKE)
John Thomas (g / BUDGIE)
Neil Murray (b / GARY MOORE/WHITESNAKE)
Paul Robbins (b/v)
Alison McGinnis (b/v)
Pete Green (b/v)
Don Airey (key / GARY MOORE/RAINBOW)
Richard Bailey (key / MAGNUM/WHITESNAKE)
Robin Smith (key)
Rick Saunders (vio)
Cozy Powell (dr / WHITESNAKE)
Ted McCenna (dr / SENSATIONAL ALEX HARVEY BAND)
Trotz der Vielzahl der Mitwirkenden schafft es Tom Galley, dass jeder Musiker sein ganzes Herzblut in die Aufnahmearbeiten investiert. Musikalisch schlägt sich die gute Stimmung innerhalb der Band auch positiv zu Buche. Der Zusammenarbeit entspringt so manche melodische Zuchtperle, die von der für damalige Verhältnisse beeindruckenden und druckvollen Produktion veredelt wird. Da war es nicht schwer mit, BMG schnell einen Abnehmer für das fertige Produkt zu finden, die das Produkt PHENOMENA fortan weltweit vertrieben. Bereits beim Opener 'Kiss Of Fire' kommt die unglaubliche Stimme von Glenn Hughes voll zur Geltung. Typisch sind auch die dominanten Keyboardklänge. Egal ob fetzige Rocker wie 'Dance With The Devil' oder die eher stimmige Ballade 'Phoenix Rising' bei der es eher etwas behaglicher zugeht, das Niveau ist durchgehend im oberen Bereich anzusiedeln. Mit zu meinen Favoriten zählt 'Who's Watching You', das erneut von dem meisterlichen Gesang, den dominierenden Keys und strammen Gitarrenriffs lebt. Schwächen sind meines Erachtens keine auszumachen, sodass man getrost von einem Pflichtwerk für alle Melodic-Rock-Fans sprechen kann. Die vier Bonustracks beinhalten zudem interessante Outtakes bzw. Erstfassungen der Aufnahmen.
Das überwiegend eingängige Material findet schnell zahlreiche Liebhaber, so dass die Fortsetzung von PHENOMENA letztendlich nur die logische Konsequenz ist, zumal das Thema noch jede Menge Stoff liefert. Zudem greift Förderer Riemensberger Tom Galley unter die Arme und öffnet ihm zahlreiche Türen.
Was beim Erstwerk noch stellenweise angedeutet wurde, hat man im Jahre 1987 mit PHENOMENA II – "Dream Runner" nahezu in Perfektion vollendet. Erneut gelingt es Tom Galley, namhafte Musiker für das Projekt zu gewinnen. Neben Glenn Hughes und Neil Murray ergänzen unter anderem Scott Gorham und John Wetton das Line-up. Die Songs sind allesamt Airplay-tauglicher und driften ein ums andere Mal in seichtere Gefilde ab.
Wobei gerade hier die Stärken von "Dream Runner" liegen. Anders als beim Erstling, wechseln hier öfter die Gesangsakrobaten. Erneut kann Glenn Hughes mit einer tollen Sangesleistung überzeugen, jedoch stehen ihm Ray Gillen oder John Wetton in keiner Weise nach. Stücke wie 'Surrender' oder 'Did It All For Love' fressen sich im Ohr fest und verlassen nur widerwillig das Gedächtnis. Erneut sind nahezu alle Stücke absolut gleichwertig und nur wenige Schwächen auszumachen. Hervorheben möchte ich hier nur noch 'Double 6, 55, 44', das mit einer fetten Gitarre aufwartet und amtlich rockt. "Dream Runner" ist Bombast-Rock in Perfektion und beschert Tom Galley nun auch erste Erfolge an der Ladentheke. Die Scheibe hat zwar nicht mehr ganz so viele Ecken und Kanten wie sein Vorgänger, ist jedoch aufgrund des guten Songwritings in sich gefestigter, obwohl nahezu jedes Stück in einer anderen Konstellation eingespielt wird. Lediglich das Bonusmaterial hierzu ist etwas schwach.
Besetzung PHENOMENA II:
Ray Gillen (v)
Glenn Hughes (v)
John Wetton (v / URIAH HEEP/ASIA)
Max Bacon (v)
Mel Galley (g)
Scott Gorham (g / THIN LIZZY)
Kyoji Yamamoto (g / VOW WOW)
John Thomas (g)
Neil Murray (b)
Neil Sturgis (b)
Leif Johansen (key)
Toshihiro Nimi (dr)
Michael Sturgis (dr)
Der bisherige Erfolg von PHENOMENA treibt Produzent Tom Galley zu immer mehr an. Die Idee, das Konzept auch filmtechnisch umzusetzen, scheitert lediglich an der mangelnden finanziellen Unterstützung durch potenzielle Geldgeber.
Als viele schon das Projekt PHENOMENA mit "Dream Runner" als beendet betrachteten und es in den folgenden Jahren nach der Veröffentlichung erstaunlich ruhig geworden war, überraschte Tom Galley erneut die Fans und veröffentlichte im Jahre 1993 mit "Innervision" den dritten Teil der PHENOMENA-Story. Das Material stößt jedoch nicht von Anbeginn auf offene Ohren. Förderer Riemensberger kann sich nicht so recht mit den soften Klängen anfreunden und moniert das seiner Meinung nach eher schwache Songwriting. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich zunächst auch BMG weigert, das Album zu veröffentlichen.
Das Line-up schrumpft merklich, auch wenn mit Gitarrist Brian May (QUEEN) ein namhafter Saitenakrobat verpflichtet werden konnte, sicherlich auch im Hinblick auf die Vermarktung des Produktes. Das ist die Krux der Scheibe. "Innervision" ist zu sehr auf den Markt zugeschnitten und lässt die Klasse der beiden Vorgänger weitestgehend missen. Erstmals baut man nicht auf ein Gesamtkonzept. Lediglich der Opener 'Rock House' und das flotte 'What About Love' stechen aus dem Einheitsbrei hervor. In erster Linie macht sich das Fehlen von Glenn Hughes bemerkbar. Zwar ist Keith Murrell kein schlechter Vertreter seiner Zunft, doch fehlt es ihm an der gesanglichen Ausstrahlung, was sicherlich auch an dem durchwachsenen Songwriting gelegen haben dürfte. Zu wenige Überraschungsmomente wurden eingebaut, so dass das Dargebotene mehr oder weniger dahinplätschert und keineswegs die Güte der Vorgänger erreicht.
Besetzung PHENOMENA III:
Keith Murell (v)
Scott Gorham (g)
Brian May (g / QUEEN)
Leif Johansen (key)
Michael Sturgis (dr)
Tom Galley verkauft danach alle Rechte von PHENOMENA III, ohne sich hierbei mit seinem Förderer Riemensberger abzustimmen. Daraufhin trennen sich die Wege und Tom Galley kämpft alleine weiter. Jahrelang versucht er, einen vierten Teil zu veröffentlichen, was ihm letztendlich nach über 15 Jahren mit der Veröffentlichung von "Psycho Fantasy" im Jahr 2006 gelingt.
"The Complete Works" ist mit Sicherheit in der Gesamtheit jedem Melodic-Rocker wärmstens zu empfehlen. Wobei das Ende der Geschichte nach wie vor offen ist.
Anspieltipps: Surrender; Did It All For Love; Phoenix Rising; Double 6, 55, 44
- Redakteur:
- Frank Hameister