PIERCE THE VEIL - A Flair For The Dramatic
Mehr über Pierce The Veil
- Genre:
- Emo
- Label:
- Equal Vision / Cargo
- Release:
- 06.07.2007
- Chemical Kids And Mechanical Brides
- Currents Convulsive
- Yeah Boy And Doll Face
- I'd Rather Die Than Be Famous
- The Cheap Bouquet
- Falling Asleep On A Stranger
- She Sings In The Morning
- The Balcony Scene
- Drella
- Diamonds And Why Men Buy Them
- Wonderless
PIERCE THE VEIL-Frontjüngelchen Vic Fuentes geht einem bei vier von fünf Anläufen mit "A Flair For The Dramatic" spürbar auf den Puffer. Die Emo-Mikronutzer sind generell nicht dafür bekannt, irgendwas mit Männlichkeit zu tun haben zu wollen, aber Fuentes verfeinert seinen femininen Helium-Gesang bisweilen mit einem Vibrato, das vermutlich den Eindruck erwecken soll, dass jeder Song inklusive jeder Textzeile durchlebt wird, wobei jede Stimmruckelei wahlweise für eine Beziehung steht, die irgendwo auf dieser Welt an die Wand gesetzt wurde, oder für die innere Leere, nachdem das Handy mal wieder ins Klo gefallen war. Das sind ganz schwere Geschütze, denen man sich nicht gegenübersehen möchte. Und wenn am Ende von 'Wonderless' eineinhalb Minuten lang "Ah-ah-ah"-Gesänge erschallen, reift der Gedanke, die Scheibe durchzubrechen.
Emo-Mädchen werden mit den Vocals keine Probleme haben – man hört der besten Freundin ja ganz gerne zu –, aber auch wenn man sich damit arrangieren kann, fällt auf, dass die Songs nicht aus dem Sitz reißen. Jedes Mal, wenn die einzelnen Nummern Fahrt aufnehmen müssten, dämmern sie im Bummelmodus, verlieren sie sich im kompositorischen Ödland und schreppeln sie vor sich hin. Wer hat die Hits geklaut? Wer hat die Hooks versteckt? Um die verbesserungswürdigen Songwritingfähigkeiten zu überspielen, legt das Quartett sein Augenmerk auf das im Albumtitel aufgeführte "Dramatische", ohne allerdings das ebenfalls im Titel erwähnte Gespür dafür zu haben. Ein paar feierliche Satzgesänge, Piano-Sequenzen, Orgeln, Hall, wann immer es geht, aber gerade so viel, dass man von der Klientel nicht als cheesiger Arena-Act beschimpft werden kann. Konsequent halbe Sachen machen sie, PIERCE THE VEIL.
Dass Gitarrist Tony Perry offenbar keine Ahnung hat, wie man den Verzerrer in Gang setzt, kann man ihm nicht ankreiden und letztlich auch nicht als Manko der Platte ins Feld führen. Da die Konkurrenz diesbezüglich auch planlos ist, hatte er keinen Lehrmeister, der ihm hätte auf die Sprünge helfen können. Nein, viel schwerer wiegt, dass Alben wie "A Flair For The Dramatic" der Grund sind, warum niemand mehr mit Emo in Verbindung gebracht werden will: Die aufgesetzte Rosamunde-Pilcher-Emotionalität ist grauenhaft, die Quoten-Screams deplatziert; Rockmusik, die nicht rockt, will man nicht; und angedeuteter QUEEN-Bombast, der auf halber Strecke verreckt, weil sich die Band dafür schämt, ist überflüssig.
Anspieltipp: Chemical Kids And Mechanical Brides
- Redakteur:
- Oliver Schneider