PITCHSHIFTER - P.S.I.
Mehr über Pitchshifter
- Genre:
- Elektro/Industrial
- Label:
- Sanctuary Records
- Stop Talking (So Loud)
- Eight Days
- My Kind
- Misdirection
- Down
- Shutdown
- Whatever
- Screenshot
- We Know
- Super-Clean
- Slip
- Shen-An-Doah
Schön war sie, die Zeit, in der man England noch als Ursprungsland des Punks kannte, als Brutstätte der (damals wohlgemerkt linken) Skinhead-Bewegung, als rebellischer Unruheherd vor dem Hintergrund der erzkonservativen Monarchie. Mittlerweile hat sich die kleine Insel zumindest musikalisch ins absolute Niemandsland geschossen und darf getrost als kleiner Ableger der großen Trendnation Amerika angesehen werden. Eigentlich. Wären da nicht PITCHSHIFTER, die bereits mit ihrem heftigen Debut "Submit" auf sich aufmerksam machten. Zelebrierte die Combo zu diesen Zeiten noch derben, deathigen Industrial, so dürfte seit der monumentalen Scheibe "www.pitchshifter.com" klar sein, in welche Richtung sich die Band weiterentwickelt hat: Tanzkompatible Soundspielereien werden gekonnt mit treibenden Gitarrenriffs und fetten Grooves gepaart, darüber thront die allgegenwärtige und äußerst charismatische Stimme von Sänger J.S. Clayden.
Auch wenn dieser bei weitem nicht mehr so aggressiv klingt wie auf den ersten Scheiben, so ist das neue Werk "P.S.I." (kurz für "Pitchshifter Industries") doch ein Stück besser ausgefallen als der etwas lasche Vorgänger "Deviant".
Bereits der Opener "Stop Talking (So Loud)" weist das bewährte und erfolgreiche PITCHSHIFTER-Strickmuster auf: Ein durchaus tanzbarer Grund-Beat, breite Gitarrenwände beim Refrain und ein Mr. Clayden, der mit seiner Stimme durchaus in der Lage ist, etliche Stimmungslagen wiederzugeben.
Ein Schelm übrigens, wer nun auf die verwerfliche Idee kommt, die Briten mit einer x-beliebigen Nu Metal-Combo zu vergleichen. Zwar erinnert das zugegebenermassen recht simple Strickmuster der meisten Songs von "P.S.I." durchaus das ein- oder andere Mal an diverse neumetallische Songstrukturen, doch sollte man bedenken, dass die Herren diesen Sound inklusive solcher Songs bereits fabrizierten, als es diese unsägliche Stilbeschreibung noch nicht einmal gab. PITCHSHIFTER haben zwar den Industrial-Sound nicht neu erfunden, aber gerade in Sachen Neumetall dürfen die Jungs doch als eine der Wegbereiter anerkannt werden.
Doch nun zurück zum Album: Neben der bereits erwähnten, typischen und äußerst tanzbaren PITCHSHIFTER-Kost gibt's auch noch deutlich aggressivere Songs wie beispielsweise "Shutdown" auf den Wirsing, bei denen dann die sehr politischen Texte zum Tragen kommen. Die Band ist schließlich für ihre besonders sozial- und gesellschaftskritische Einstellung bekannt, und auch auf "P.S.I." rechnen die Inselbewohner schamlos mit den Mißständen im eigenen Land, aber auch der weltweiten sozialen Misere ab.
Das schöne daran ist, dass PITCHSHIFTER die ganze - wohlgemerkt hochwertige - Chose in durch die Bank weg packende Songs verpacken. Mal mehr, mal weniger elektronisch, aber immer treibend, groovig und, wüsste man es nicht besser, gute Laune verbreitend. Dabei muss man es den Jungs besonders anrechnen, dass sie es schaffen, die ganzen elektronischen Spielereien und Samples verdammt homogen in die Songs und in ihren Gesamtsound zu integrieren - mich als Liebhaber der handgemachten Musik haben die computergenerierten Einsprengsel keineswegs gestört.
Kurzum: Reingehört in dieses interessante Machwerk, und wer sich zu Trendkillern wie "My Kind", "Down" oder dem psychedelischen "Shen-An-Doath" nicht bewegen kann - selbst schuld!
Anspieltipps: Stop Talking (So Loud), My Kind, Shutdown
- Redakteur:
- Rouven Dorn