PLANARA - Hostiles
Mehr über Planara
- Genre:
- Alternative Metal / Popcore
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Eigen
- Release:
- 24.03.2014
- Hostiles
- On The Run
- What I Will Never Say
- Enslaved
- All The Right Wrongs
Größtenteils harmlos.
Ich will ja nicht gehässig sein, aber "Hostiles", die erste Veröffentlichung von PLANARA, einem von vielen Seiten hochgelobten Hoffnungsträger aus Russland, hat mit Metal in etwa so viel zu tun wie eine Wellness-Kreuzfahrt mit einem Abenteuerurlaub. Geradliniger, durchproduzierter Modern Rock, Zuckerwatte-Melodien, ein paar wenige bemüht wütende Vokalausbrüche, ein glattgebügeltes Soundgewand, Popcore-Effekte und belanglose Herzschmerz-Texte – mir ist schleierhaft wieso diesem Quartett zuletzt ein solch hohes Maß an Aufmerksamkeit entgegen gebracht wurde. Spielt da etwa die aus metallischer Sicht exotische Herkunft eine Rolle?
An der Musik kann es meiner Meinung nach jedenfalls nicht liegen. Zu Beginn, mit dem titelgebenden Opener 'Hostiles', erinnern mich die Petersburger noch an eine Mischung aus BULLET FOR MY VALENTINE und LINKIN PARK. Das Teil geht auch noch in Ordnung, da steckt noch ein passables Quantum Dampf dahinter. Der hochmelodische Gesang würde allerdings ebenso gut zu einer Boygroup passen, der man zur Abwechslung ein paar echte Instrumente vorgesetzt hat - und als dann erstmals das geliebte "Baby" adressiert wird, machen sich beim Verfasser dieser Zeilen die ersten Magenkrämpfe bemerkbar. Die techmetallischen Riffs und djentigen Gitarrensounds zum Auftakt von 'On The Run' täuschen ebenfalls nur kurz darüber hinweg, dass nun vollends knackiger, aber austauschbarer Party- und Electro-Rock abgeliefert wird, mit Textzeilen wie "She is now your girl next door, she always goes for something more", die unfreiwillig spontane Fluchtreflexe auslösen. Soundtechnisch halten sich die Russen in direkter Nähe zu den Trancecore-Acts der vergangenen Jahre auf, also in einem deutlich am Mainstream ausgerichteten Bereich, ohne Kanten, ohne Alleinstellungsmerkmale. Die poppigen Keyboardsounds bei 'Enslaved' und 'What I Will Never Say' sowie die herzzerreißend süßlichen Refrains der beiden Songs geben mir vollends den Rest. Zum Abschluss will die Band bei 'All The Right Wrongs' noch einmal Härte mit Teenie-kompatibler Eingängigkeit paaren, ein Versuch, der aus der Sicht eines Metal-Musikredakteurs grandios in die Binsen gehen muss – am Ende klingt PLANARA mehr nach EAST17 als nach irgend einer Formation, die im entferntesten Maße etwas mit härterer Rockmusik zu tun hat.
Gibt es eine Zielgruppe für den Sound von PLANARA? Ja, sicherlich. Pubertierende Jungs, die vor ihren Mädels den soften Macho raushängen lassen wollen. Produzenten von radiotauglicher Kommerz-Mucke dürften ebenfalls frohlocken; der "Metal" scheint tatsächlich in der Gymnasialunterstufe angekommen zu sein. "Hostiles" klingt jedenfalls mehr nach Casting-Show denn stickiger Konzerthalle. Doch bleiben wir sachlich: Fans von SUB7EVEN oder Partykombos wie den DESASTERKIDS können mit PLANARA vielleicht etwas anfangen, denn schlecht machen die Newcomer ihre Sache im Grunde genommen nicht. Den an sich auch schon ziemlich abgenudelten Trancecore haben Bands wie ESKIMO CALLBOY bei allen Albernheiten aber deutlich deftiger drauf; mit härteren Bands wie THE BROWNING wollen wir PLANARA besser gar nicht vergleichen. Jedenfalls bin ich überzeugt, dass die Mehrheit unserer Leser auf einen Trancecore-/BACKSTREET BOYS-Mix wie "Hostiles" getrost verzichten kann.
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Timon Krause