PLEDGE - Haunted Vision
Mehr über Pledge
- Genre:
- Post Hardcore
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Raging Planet Records
- Release:
- 28.05.2021
- Invisible Fires
- Sudden Urge
- Waves Of Chaos
- The Great In-Betweeness
- Yardbird
- Wrong Planet Syndrome
- Today I Choose Life
- Despite Clarity
- We All Die Alone
- Ocean's Depth
Grandiose Gesangsleistung, aber noch Optimierungspotential in der musikalischen Umsetzung
Die Portugiesen PLEDGE schlugen vor etwa drei Jahren mit ihrem fesselnden Post Hardcore und einer EP wie eine Bombe in der heimischen Szene ein und konnte auch schnell einen ersten Konzert-Trip ins Nachbarland Spanien unternehmen. Angefeuert von diesen frühen Erfolgen begab sich der Fünfer bereits Ende 2019 ins Studio, um sein erstes Album "Haunted Vision" einzuspielen. Und dann kam die Corona-Pandemie um die Ecke und legte nicht nur die Konzertpläne der Truppe auf Eis, sondern sorgte auch dafür, dass der Album-Release erst einmal verschoben wurde. Nun, wo hoffentlich bald wieder etwas mehr Normalität einkehren wird, kann die Veröffentlichung endlich über die Bühne gesehen und dürfte dem Quintett wohl schnell weitere Aufmerksamkeit einbringen.
Das Aushängeschild der Band ist dabei ganz klar die extrem wandlungsfähige Stimme von Fronterin Sofia Magalhães, die von wüsten Screams, über zerbrechliche Passagen bis hin zu eindringlichem Sprechgesang praktisch alle Facetten beherrscht, die in diesem Genre von einem Sänger oder einer Sängerin gefordert werden. Man höre sich hierzu nur den eigentlichen Opener 'Sudden Urge' (das elektronische Intro 'Invisible Fires' übersehen wir an dieser Stelle) an, bei dem Sofia mit unheimlicher Intensität alles in Grund und Boden brüllt. Noch besser setzt sich die Frontfrau aber in Szene, wenn sie wie in 'Despite Clarity' oder 'Yardbird' praktisch spielend zwischen den verschiedenen Stimmlagen und Gesangsstilen wechselt und den Hörer praktisch im Alleingang fesselt. Das ist phasenweise auch nötig, denn allzu oft ist mir die Gitarrenarbeit auf "Haunted Vision" zu eintönig und lässt die Explosivität vermissen, die etwa Kollegen wie AT THE DRIVE-IN oder REFUSED an den Tag legen. So verkommen gerade im hinteren Teil der Scheibe ein paar Songs eher zu Lückefüllern, die nur durch den intensiven Gesang vor der Durchschnittlichkeit gerettet werden. Passen die Riffs aber im Gegenzug, dann schüttelt PLEDGE absolute Post-Harcore-Granaten aus dem Ärmel wie etwa das bereits erwähnte 'Yardbird', 'The Great In-Betweeness' oder 'Waves Of Chaos', das in meinen Ohren den klaren Höhepunkt des Albums markiert.
Ob es daher insgesamt für den großen Durchbruch mit "Haunted Vision" reicht, weiß ich nicht. Mir jedenfalls ist gerade die zweite Albumhälfte etwas zu gleichförmig, um mit der Spitze des Genres mitzuhalten. Setzt man die Leistung aber andererseits in Relation zu der Tatsache, dass wir es hier mit einem Debütalbum zu tun haben, dann muss ich der Mannschaft aus Portugal klar attestieren, dass sie das Potential dazu haben, die Hardcore-Szene in Europa in Zukunft gehörig aufzumischen!
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs