PONTIAK - Innocence
Mehr über Pontiak
- Genre:
- Psychedelic Rock/ Retro Rock/ Classic Rock/ Folk/ Blues
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Thrill Jockey Records / Rough Trade
- Release:
- 28.01.2014
- Innocence
- Lack Lustre Rush
- Ghosts
- It's The Greatest
- Noble Heads
- Wildfires
- Surrounded By Diamonds
- Beings Of The Rarest
- Shining
- Darkness Is Coming
- We've Got It Wrong
Volltreffer!
Ich habe mich entschieden! Anfang Februar 2014 kann ich verkünden, dass 'Innocence' von PONTIAK mein Song des Jahres ist. Sein wird. Bleiben wird. Dieses angriffslustige Riff des knackigen Zweiminüters haut mich jedes Mal in eine andere realweltfremde Dimension, die vorfreudige kontrollierte mentale Aufregung steigert sich hinein in ein unkontrolliertes Mitwippen und Mitzucken. Perfekter Song! Und dann schieben die drei Brüder aus der Provinz rund um Baltimore den nächsten Oberhappen hinterher: 'Lack Lustre Rush'. Spätestens jetzt springt mich der Gedanke an, es hier mit einem ganz heißen Anwärter auf eines der Alben des noch jungen 2014 zu haben. Dass das Trio auch noch im April auf ausgewählten deutschen Bühnen auftauchen wird – ja, was wünsche ich mir eigentlich gerade mehr? Lass es mal April sein!
Nun sage ich mir: Sieh das Ganze doch mal nüchterner, abgeklärter, du sollst die achte Veröffentlichung der Fuzz-Psych-Brüder ja auch etwas eindrücklicher, greifbarer beschrieben. Sage ich mir so. Aber ich denke, nein! Das geht hier nicht. Dafür ist das, was ich hier höre, viel zu euphorisierend ausgefallen; der Eindruck, den das Riff des Jahres im Titelsong bei mir ausgelöst hat, der verfliegt nicht, der schläft nicht ein, der geht nicht flöten. Mit 'It's The Greatest' läßt es PONTIAK das erste Mal gemächlicher angehen, auf einem feinen Orgelteppich singt Bruder Sänger auf dem Rücken liegend die Decke über ihm an und saugt sich und uns ein Solo aus dem All der Möglichkeiten des Rocks herunter. Und weil die Truppe auch noch ein Händchen und Kehlchen für einen feinsinnig-morbiden Schunkelfolk hat, wird das mit 'Noble Heads' gleich noch mitbewiesen.
Wissen Sie, was ich gerade denke? Was soll hier eigentlich in den nächsten verbleibenden elf Monaten noch kommen im Sektor "Rock"? Wer hat denn da noch spannende Alben angekündigt? 'Wildfires' ist das nächste, fast unverschämt einleuchtende Argument, alles noch Kommende einfach zu ignorieren. Mal im Ernst: Was sich hier wie nebenbei gespielt anhört, weist trotzdem eine beachtliche Tiefe und Schärfe auf, wurde mit großer Gelassenheit entworfen und Leidenschaft gespielt. Wie soll da Euphorie ausbleiben?
Das akustisch entspannte Mittelstück des Albums endet mit dem Staubstraßenriff aus 'Surrounded By Diamonds', welches noch dazu mit Osbourne-Gesang gekoppelt wird. Durchaus als Verbeugung vor den Urvätern des Proto-Metal zu verstehen und als Seitenzeig in Richtung Doom zu erkennen. In die selbe groovige Kerbe drischt 'Beings Of The Rarest', oder wird besser gesagt vom exzellent aufspielenden Bruder am Schlagzeuger hineingetrieben. Trippige Gitarren, gebündelte Energie zum Ausrasten in so einem Klangsumpf. Spätestens jetzt ärgere ich mich, dass PONTIAK kein Doppelalbum mit 46 Songs produziert hat. Denn 'Shining' ist wieder anders; ein vertrackter Rhythmus wird von nervösem Gesang zusammengehalten. Dass auf allen Beiträgen ein kleiner, schwitziger, schmutziger Soundfilm liegt, rundet die Platte erst recht ab. Unsere Hörgewohnheiten haben sich ja in den letzten fünf bis zehn Jahren deutlich in Richtung eines mehr und mehr analog klingenden Sounds zurückweiterentwickelt.
Mit 'We've Got It Wrong' schliesst sich der Kreis, denn auch hier bratzt eine Riffwiederholung der Oberklasse durch die drei Minuten, bevor die Gitarre wieder beginnt, auszuschwirren und sich mit dem hymnischen Gesang zu einer Einheit zu verbinden.
Entscheidung bestärkt. Und auf das Album ausgeweitet. Basta!
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben