POPPERKLOPPER - Verloren und vergessen
Mehr über Popperklopper
- Genre:
- Punk Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Aggressive Punk Produktionen (Edel / Kontor New Media)
- Release:
- 27.05.2022
- Ego
- Jetzt Oder Nie
- Danger To Myself
- I Don't Give A Fuck
- Wovor Habt Ihr Angst
- Seid Ihr Wirklich Schon Satt
- No Happy Song
- Dieses Lied
- Blindflug
- Little Happiness
- Hartz Rot Gold
- Troubled Life
- The City Is Dead
- Maul Auf Pille Rein
- Mantel Des Schweigens
"Kevin!?! Bist du es?"
Diese Frage huschte mir sofort durch den Kopf, als ich vor einigen Wochen zum ersten Mal in "Verloren und vergessen", das neue Album der seit nunmehr 33 Jahren bestehenden, so charmant politisch unkorrekt benannten Band aus Bollendorf bei Trier hineinhörte, das mir auch genau aus jenem Grund in die Hände fiel. Der Bandname war mir schon länger geläufig, nun musste eine musikalische Einschätzung her!
Tja, und ob er nun damit klarkommt oder nicht: Sänger und Gitarrist Carsten Junk klingt an vielen Stellen, vor allem in den auf Deutsch gesungenen Liedern, wie ein junger Kevin Russel, der einen etwas geradlinigeren Lebenswandel hatte und besser auf seine Stimme aufpassen konnte. Das Trio wird vervollständigt durch Udo am Bass und Lars "Strahl" Germeshausen am Schlagzeug.
POPPERKLOPPER treffen grundsätzlich meinen Geschmack in Sachen Punkrock. Typisch flott gehaltener Deutschpunk rotzt sich quasi im Wechsel an mit, im englischen Olschool-Style angelegten, konsequenterweise auch auf Englisch gesungen Songs. Mein Herz schlägt hier eindeutig stärker für die deutschen Lieder, wobei jene insgesamt nicht den im Corona-Frust entstandenen Genialitäten des 2020er Punkrock-Albums "Na Gut Dann Nicht" der Indie-Brüder MADSEN aus Niedersachen das Wasser reichen können, aber dennoch überwiegend gut munden.
So startet das Album mit einem gelungenen Eröffnungstrio aus 'Ego', 'Jetzt Oder Nie' und dem deutsch- und englischsprachigen 'Danger To Myself' recht furios. 'I Don’t Give A Fuck' siebzigert dann ganz nett vor sich hin. "Man würde sich stellenweise schon einen etwas fetteren, weniger mumpfigen Gesamtsound wünschen", muss ich an der Stelle immer denken. Leider versteht man aus diesem Grund die oft dezent vernuschelten Texte auch nicht an allen Stellen sofort. Die zwei nächsten Lieder können mich aber wieder begeistern: 'Wovor habt ihr Angst' hat sogar IRON MAIDEN-artige Gitarrenharmonien verpasst bekommen und 'Seid Ihr Wirklich Schon Satt' als Abrechnung mit der heutigen (Punk?)Jugend lässt mich schon mal unter dem Kopfhörer speichelversprühend mitzetern.
'No Happy Song' wäre dann für mich wieder Füllware, gäbe es da nicht diese epische, sich im Hirn festkrallende Leadgitarren-Bridge, die mich bei jedem Durchlauf stets zweimal fast strammstehend lauschen lässt. Obwohl deutsch gehalten, können mich 'Dieses Lied' und 'Blindflug' aufgrund einer textlich ziemlich durchschimmernden "Reim dich, du Sau!"-Plattheit nicht so richtig beglücken. Bei Letztgenanntem verstand ich während den ersten Durchläufen im Refrain ständig "Flensburg, Vollgas", anstatt "Blindflug, Vollgas", was ja irgendwie cool gekommen wäre. 'Little Happiness' ist ein nervenaufreibender LaLa-Song, während 'Hartz, Rot, Gold' gleich im Anschluss ziemlich toll textlich und punkrockig auf die Kacke haut!
Boah, 'Troubled Life' nervt schon arg! 'The City is Dead' kommt überraschend und gut ein bissel STOOGES-mäßig daher. An vorletzter Stelle wird dann in 'Maul Auf Pille rein' mit der ADHS-Medikation bei Kindern ein sehr anspruchsvolles medizinisch-psychologisch-pädagogisches Thema textlich aufgegriffen. Als jemand, der mit dieser Problematik auch beruflich zu tun hat, erlaube ich mir die persönliche Bemerkung, dass in diesem Text lediglich einer von vielen Blickwinkeln sehr emotional dargestellt wird. Von der Ernsthaftigkeit des Themas her betrachtet setzt 'Mantel des Schweigens' sogar noch einen drauf und nimmt sich der Mißbrauchsproblematik innerhalb der Katholischen Kirche an. Musikalisch kicken die beiden Nummern ordentlich, ganz im pfeilschnellen Deutschpunk-Style.
Zuguterletzt muss noch bemerkt werden, dass es sich bei "Verloren und vergessen" um eine Mischung aus neu aufgenommenen und bereits seit dem Jahr 2009 entstandenen Liedern handelt, was für mich die teils in Text und Sound unterschiedliche Qualität erklären kann. Dennoch ist POPPERKLOPPER ein ordentliches Album mit einigen ansprechenden Nummern gelungen.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timo Reiser