POTENTIAL THREAT - 2.0 EP
Mehr über Potential Threat
- Genre:
- Bay Area Thrash
- Label:
- Eigenvertrieb
- Day Of Infamy
- Enemy Within
- Walk Through Fire
- All For Nothing
Lust auf knusprigen Bay-Area-Sound? Dann habe ich hier einen leckeren Appetizer von POTENTIAL THREAT. Sollte euch der Name gar aus der Jugend her geläufig sein, werdet ihr wohl zu dem Leserstamm gehören, der mit spärlicher Haartracht, einem knuffigen Bierbauch, Ehering, einem Reihenhaus am Stadtrand und einem geregelten Tagesablauf ausgestattet sein dürfte. Soll heißen: ihr seid ein Metal-Veteran. Den Jüngeren unter euch sei gesagt, dass POTENTIAL THREAT bereits in den 80-ern die Bay Area unsicher gemacht haben, sich dann aber irgendwann auflösten und seit einiger Zeit in anderer Besetzung wieder knackig abrocken.
Die Noble-Brüder Mike (gt./voc.) und Kenny (dr.) werden auf dieser, vier Songs umfassenden Konserve, von Tom Paddon am Tieftöner unterstützt, welcher aktuell aber bereits von Steve Henderson abgelöst wurde. Dieses Trio hat unlängst als Support der RAZORHEADS deutsche Bühnen beackert. Wie gut die Chose livehaftig war, kann ich euch leider nicht verklickern, da mich ein hinterhältiger Grippevirus vom nahe gelegenen Veranstaltungsort fern gehalten hat. Anwesende berichteten aber von einer sehr amtlichen Darbietung.
Und das will ich beim Verzehr der vorliegenden Knusper-Scheiblette auch gerne glauben. Auch wenn die Aufmachung sehr schlicht ist, erfreut sofort das eröffnende 'Day Of Infamy' mit krachigem Riffing und einem brutalen Charme, der sofort klar macht, dass es im weiteren Verlauf mächtig etwas auf die Löffel geben wird. Und zwar im Bay-Area-Style.
Wer jetzt zwangsläufig an EXODUS oder HEATHEN denkt, liegt nicht ganz richtig, denn POTETIAL THREAT haben mehr Punkroots in ihrem Sound als die Genannten. Stellt euch also mal aktuelle DEATH ANGEL ohne Soloeskapaden vor. Das Trio setzt mehr auf direkte Power und verschwendet keine Zeit mit unnötigen Soli. Da werden lieber wuchtige Riffings mit pumpenden Bassläufen unterlegt und wütende Vocals ins Mikro gebrüllt. Wobei das so nicht ganz stimmt, denn das Organ von Mike kann sich wirklich hören lassen und passt hervorragend zum aggressiven Gesamtsound der Kapelle. In manchen Momenten erinnert er gar an einen schlecht gelaunten James Hetfield, was jetzt bitte als absolutes Kompliment aufzufassen ist. Sein Bruder knüppelt im Hintergrund amtliche Taktvorgaben ins Drumkit und sorgt für die nötigen Aggressionsschübe. Dabei achtet die Truppe trotz aller Direktheit immer auf die nötige Abwechslung im Rhythmusbereich. So wird gerne mal für eine kurze Verschnaufpause ein Gang zurück geschaltet, wie im Wutklumpen 'Walk Through Fire', so dass der geneigte Hörer die Muskulatur ein wenig entspannen kann.
Absolutes Highlight dieses leider sehr kurzen Gewitters ist der erwähnte Opener 'Day Of Infamy', welcher einfach schon aufgrund der grandiosen Gitarrenarbeit völlig begeistert. Davon hätte ich weiteren Verlauf gerne noch ein bisschen mehr gehört. Dieses melodische Riffing über dem treibenden Beat ergibt in Kombination mit den aggressiven Vocals einfach eine unsagbar mitreißende Mischung, die zumindest mich auch nach etlichen Umdrehungen immer noch total anmacht.
Auf einem zukünftigen Longplayer der band würde ich mir allerdings ein wenig mehr Abwechslung wünschen. Es muss ja nicht gleich eine Ballade mit Streichern sein. Den vorliegenden Appetizer kann ich allerdings besten Gewissens empfehlen.
Anspieltipps: Day Of Infamy; Walk Through Fire
- Redakteur:
- Holger Andrae