POWELL-PAYNE - Voilà
Mehr über Powell-Payne
- Genre:
- AOR / Heavy Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Frontiers Records
- Release:
- 06.12.2024
- Better Days
- No Escape
- Voices
- The Storm
- Staring At The Sun
- Girl Like You
- Questions
- Fly High
- Taking Back Yesterday
- Distance Between Us
- All For Love
Sanfter Lichtblick in sterilen Genre-Zeiten.
Lasst uns mal über Mark Powell und Adam Payne reden. Über wen? Richtig, auch ich habe bisher von dem ehemaligen PSYCHO-KISS-Schlagzeuger und ex-AIRRACE-Sänger noch nichts gehört. Also warum über sie sprechen, Gedanken und Buchstaben verschwenden? Weil sie es tatsächlich wert sind. Die beiden britischen Musikanten haben sich während der Pandemie dazu entschlossen, gemeinsam zu musizieren. Das hat den Herrschaften so viel Spaß gemacht, dass nun mit "Voilà" ihr erstes Album auf den Markt kommt. Freunde von großem 80er-Sound und Bands wie JOURNEY, FOREIGNER oder NIGHT RANGER sollten jetzt mal die Lauscher ganz schnell auf Habachtstellung bringen.
Gut, vielleicht trage ich gerade ein bisschen zu dick auf, denn das Duo erfindet das Rad erwartungsgemäß nicht neu und auch der durchaus gute Klang kann mit den Millionenproduktionen von damals nicht ganz mithalten. Ich bilde mir trotzdem ein, keine sterile, am Computer entstandene Projektarbeit zu hören. Wir sind zwar weit entfernt von Blut und Schweiß, aber die Musik atmet. Die Produktion ist glatt, aber dennoch satt. Die Songs rocken, animieren tatsächlich zu einem (mittlerweile steifen) Hüftschwung und lassen mich mehrmals anerkennend nicken sowie erfreut lächeln. Die beiden Herren wissen, wie es geht, in der ersten Hälfte der Scheibe haben sie ordentlich Briketts im Ofen. 'Better Days', 'Voices', 'Staring At The Sun', 'Girl Like You' und der Heavy-Rock-Hit 'No Escape' pendeln zwischen kernigem Hard Rock und flottem Melodic Rock. Nichts Spektakuläres, aber unerwartet mitreißend. Hervorzuheben wären auch die fantastischen Soli von Gitarrist Aydan Watkins, der gemeinsam mit Bassist Alex Anderson die Band komplettiert. Kurze, aber großartige, stets songdienliche Farbtupfer. Sänger Adam besitzt eine melodische, sehr variable Stimme, die mal sehr gefühlvoll, mal samtweich-rockend daherkommt, gelegentlich driftet er sogar in höhere Tonlagen ab, in denen er ein wenig nach Mark Slaughter, Michael Matijevic oder auch Vince Neil klingt. Das weckt selige Erinnerungen. Und doch hat er im ersten Teil der gut 47 Minuten noch leichte Schwierigkeiten, wenn es um Ankerhaken und die ganz großen Akzente geht.
Ab der Hälfte der Scheibe nehmen Powell & Payne etwas den Fuß vom Gas, packen mal die Akustikgitarre ('Questions' – tolle Southern-Rock-Ballade) oder das Klavier ('Fly High', 'Distance Between Us') aus. Das mag dann zwar musikalisch nicht mehr ganz so spannend sein, dafür läuft Mr. Payne nun zur Höchstform auf. Großartig. Am Ende sind es mir jedoch zu viele ruhige Momente, da hätte eine veränderte Songreihenfolge vielleicht sogar mehr Dynamik gebracht und letztendlich noch mehr Punkte eingefahren.
Aber auch so ist "Voilà" ein tolles Debütalbum geworden, das ich jedem AOR-Melodic-Rock-Fan nur wärmstens ans Herz legen kann. Hört es nicht nebenbei, nehmt euch die Zeit für diese Reise in die Vergangenheit. Vielleicht sollten die Briten beim nächsten Mal noch ein bisschen mehr auf Risiko gehen, ruhig Fangnetz und den doppelten Boden weglassen. Traut euch, ihr dürft das.
Anspieltipps: No Escape, Questions, Voices
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Chris Staubach