POWERWOLF - Blessed & Possessed
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/2015
Mehr über Powerwolf
- Genre:
- Power Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 17.07.2015
- Blessed & Possessed
- Dead Until Dark
- Army Of The Night
- Armata Strigoi
- We Are The Wild
- Higher Than Heaven
- Christ & Combat
- Sanctus Dominus
- Sacramental Sister
- All You Can Bleed
- Let There Be Night
Wolf, bleib' bei deinen Leisten!
Die hungrigsten Wölfe heulen am lautesten. Und die Jungs von POWERWOLF haben mächtigen Kohldampf. Anders kann ich mir den Gesamteindruck von "Blessed & Possessed" nicht erklären. Nach ihrem phänomenalen Erfolg von "Preachers Of The Night" und den zwei üppigen "History Of The Heresy"-Geschichtsstunden verschanzten sich die Gebrüder Greywolf und Frontprediger Attila Dorn mit dem Rest des Rudels im Studio, um den neuen Songs Form und Farbe zu geben. Wer jetzt jedoch einen Stilbruch bei POWERWOLF erwartet, ist ganz schön schief gewickelt, was bereits am - dem Vorgänger äußerst ähnlichen - Artwork zu bemerken ist. Doch auch musikalisch ging in den letzten Monaten nichts an Pathos, Magie und hymnischer Durchschlagskraft verloren.
"Blessed & Possessed", der Band nunmehr sechstes Bollwerk, hält abermals die Zügel in der Hand, repräsentiert das Raubtier in toller Form und macht vom beginnenden, für POWERWOLF-Verhältnisse ach so typischen Titelstück bis zum abschließenden Rausschmeißer 'Let There Be Night', einer orchestralen Wundertüte mit Anmut, Biss und einem Hauch von Klassik, einfach nur großen Spaß.
Die Jungs bleiben sich und ihrer bisherigen Linie also mehr als treu. Die Alliterationsspielchen bestimmen auch im sechsten Ansturm die Trackliste, das Keyboard und Attilas Stimme sorgen für den sakralen Anstrich und die Grauwölfe riffen sich die Finger wund. Forsche und unbekümmerte Up-Tempo-Nummern ('Christ & Combat') geben sich ebenso die Ehre wie mächtige Stampfer ('Army Of The Night', 'We Are The Wild') und hymnische Offenbarungseide ('Armata Strigoi', 'Sanctus Dominus'). Mit dem bereits angesprochenen Abschlussmammut, 'Let There Be Night' und dem bärenstarken 'Dead Until Dark' werden POWERWOLF-Anhänger, die gerne über den Tellerrand hinausschauen, sehr viel Freude haben, obgleich "Blessed & Possessed" im Grunde genommen jedem Fan zusagen wird.
Auch wenn die fünf Prediger sich selbst nicht neu erfinden, dadurch etwas vorhersehbar ertönen und viele Songs identisch aufgebaut sind, liefern sie exakt das ab, was man von ihnen seit ihren Anfangstagen erwartet. Die Mannen von POWERWOLF haben immernoch ungemein viel Freude an dem, was sie praktizieren, ihr Spielwitz ist allgegenwärtig und ertönt so selbstverständlich, wie das Amen in der Kirche. Aufmerksame Zuhörer werden also auch nach Ablauf der insgesamt elf Songs noch sehr viel Freude daran haben, so manchen fast schon penetranten Ohrwurm unter der Dusche zu trällern.
So kamen bisher in wunderbaren Zwei-Jahres-Abständen neue POWERWOLF-Alben mit Klasse und dem gewissen Hang zur Theatralik auf den Markt, die die Truppe aus Saarbrücken zu Szene-Popstars hievten. Kritiker werden auch an "Blessed & Possessed" keine Freude finden, Fans und Anhänger hingegen, also diejenigen, an die sich Album Nummer sechs am deutlichsten richtet, dürften diese akustische Hostie mit Vorlieb in Empfang nehmen. Dass sich POWERWOLF seit "Return To Bloodred" kontinuierlich ein wenig weiterentwickelt hat, liegt klar auf der Hand, und auch "Blessed & Possessed" ist mehr als "Preachers Of The Night Part II", obwohl mir persönlich das 2013er Album ein wenig besser gefiel. Doch sei's drum, aktuell wird man auch das neue Album wie warme Semmeln aus den Regalen abgreifen, dafür lege ich meine Hand ins heilige Feuer.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp