PRAYING MANTIS - Gravity
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2018
Mehr über Praying Mantis
- Genre:
- Melodic Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Frontiers (Soulfood)
- Release:
- 11.05.2018
- Keep It Alive
- Mantis Anthem
- Time Can Heal
- 39 Years
- Gravity
- Ghosts Of The Past
- Destiny In Motion
- The Last Summer
- Foreign Affair
- Shadow Of Love
- Final Destination
Die Gottenanbeterin zelebriert ihren Melodiezauber in klarem, transparentem und doch druckvollem, natürlichem Klanggewand.
Wenn auf eine altbewährte Band im Spektrum des AOR und Melodic Rocks Verlass ist, dann ist dies fraglos die alte britische Legende PRAYING MANTIS. Die Truppe mit den NWoBHM-Wurzeln, die sich seit Anbeginn ihrer Karriere um das kreative Duo, um die Gebrüder Chris und Tino Troy formierte, und deren Markenzeichen stets feinfühlige Melodien, grandiose Harmony-Vocals und eingängige, mitreißende Hooklines waren, wie man sie in der geballten Form nur selten findet.
Auch die aktuellste Inkarnation der Band mit den beiden Niederländern Hans in't Zandt am Schlagzeug und John Cuijpers am Mikro konnte diesem tadellosen Ruf bereits 2013 mit dem letzten regulären Studioalbum "Legacy" gerecht werden, und nun, wo die Band in dieser Besetzung unverändert seit knapp fünf Jahren beisammen ist, legt sie mit "Gravity" überzeugend nach, denn bereits der programmatisch betitelte Opener 'Keep It Alive' macht klar, dass es den sympathischen Melodiezauberern ernst ist: Schon im Einstieg entfaltet sich ein mehrstimmiger Harmoniegesang, bevor eine kräftig rockende Leadgitarrenmelodie mit spürbaren THIN LIZZY-Vibes einem für PRAYING MANTIS-Verhältnisse durchaus heavy aus den Boxen preschenden Hardrocker Bahn bricht.
Doch "Gravity" wird kein eindimensionaler Ritt der Marke: Stil gefunden, Stil durchgezogen! Vielmehr ist schon das folgende 'Mantis Anthem' ein viel stärker zurückgelehnter Song mit starken Reminiszenzen an den guten alten 80er-Synth-Pop, der auch Fans von Truppen wie SURVIVOR oder CHICAGO gut in den Kram passen sollte. Ein simpler, aber irre gut gelaunter, positiver Rocker wie 'Time Can Heal' leitet in das erste ganz große Highlight '39 Years' über, das alle Register zieht, die aus einem tollen Songaufbau und packenden Gesangshooks einen dramatischen Bombast-Rock-Hymnus machen.
Was die elfte Studioscheibe der Gottesanbeterin zudem auszeichnet, das ist ihre trotz aller Klarheit und Transparenz wunderbar druckvolle und natürliche Produktion, die etwa die pumpenden Bassparts beim Titelstück sehr stark in Szene setzt, und die viel Raum für ein gesundes Maß an Dynamik lässt. So sind die Briten dieses Mal fast noch ein Stück mehr als sonst Meister auch der sanften, leisen Töne. Einige Songs sind sehr entspannt, schwelgerisch und durchaus von einer unaufdringlichen Poppigkeit; an anderer Stelle legt 'Ghosts From The Past' mit seinen Piano- und Orchesterparts im Intro fast schon einen DIMMU BORGIR-Einstieg hin, entwickelt sich danach indes in einen der metallischsten Songs der jüngeren Bandgeschichte.
Daneben gibt es natürlich auch den klassischen Powerballaden-Schmachtfetzen, der den Bandsound seit vier Jahrzehnten begleitet, die triumphale Hymne und das zartbesaitete Zupfgitarrenspiel. Es ist also alles geboten, was der MANTIS-Fan liebt, und es ist wie immer in jeder Hinsicht bestechend umgesetzt. Da ich persönlich ein riesiger Fan der vielstimmigen Gesangsdarbietungen bin, hätte dieses Stilelement für meinen Geschmack gegebenenfalls noch einen Tick mehr im Vordergrund stehen dürfen, wie etwa bei 'The Last Summer', doch offenbar sind die Gebrüder Troy mit ihrem aktuellen Leadsänger so zufrieden, dass er sehr viel Raum bekommt. Da John Cuijpers ein großartiger Frontmann ist, darf das auch genau so sein.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle