PRAYING MANTIS - Katharsis
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2022
Mehr über Praying Mantis
- Genre:
- Melodic Rock / Melodic Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Frontiers Records
- Release:
- 28.01.2022
- Cry For The Nations
- Closer To Heaven
- Ain't No Rock'n'Roll In Heaven
- Non Omnis Moriar
- Long Time Coming
- Sacrifice
- Wheels In Motion
- Masquerade
- Find Our Way Back Home
- Don't Call Us Now
- The Devil Never Changes
Die Gottesanbeterin packt gewohnt sicher zu.
Wer schon eine Weile unser Magazin liest, der hat bestimmt inzwischen mitbekommen, dass die britische Melodienschmiede PRAYING MANTIS in diesen Hallen in hoher Gunst steht. Speziell für den Verfasser dieser Zeilen gibt es im Bereich des Melodic Rock und AOR kaum eine Band, die ähnliche Begeisterung auslösen könnte. So ist natürlich auch die Vorfreude auf "Katharsis" riesengroß gewesen, wozu auch das im Bandkontext sehr ungewöhnliche, dabei aber gleichwohl gewohnt großartige Artwork beiträgt, das dieses Mal keine Gottesanbeterin zeigt und auch nicht von Rodney Matthews stammt, sondern von Rainer Kalwitz, der auch schon das 2009er-Werk "Sanctuary" veredeln durfte.
Die Optik passt also schon einmal, und die strahlende Energie, die das Covergemälde ausstrahlt, spiegelt sich direkt in der positiven, optimistischen Attitüde und der musikalischen Klasse wieder, während das elfte Studioalbum der NWoBHM-Veteranen seine ersten Runden in der heimischen Anlage dreht. "Katharsis" ist dabei bereits das vierte Album mit John "Jaycee" Cuijper als Leadsänger, und nachdem so lange bisher kein Frontmann in den Diensten der Gottesanbeterin stand, spricht einiges dafür, dass die Gebrüder Troy mit den Leistungen des Niederländers sehr zufrieden sind.
Alles andere wäre auch unverständlich, denn Jaycee beherrscht alle Stimmlagen perfekt, die es für eine bestechende Melodic-Rock-Vollbedienung braucht. Ganz gleich, ob er mit gleichermaßem rauen wie doch melodischem Kehlchen einen bluesigen Good-Time-Boogie-Rocker wie 'Long Time Coming' zum Besten gibt, beim vom Piano geprägten AOR-Schmachtfetzen 'Wheels In Motion' herrlich klar singt, oder sich bei 'Find Our Way Back Home' sogar von einem Gospel-artigen Chor begleiten lässt: Der Mann weiß einfach in allen Bereichen zu überzeugen. Kurz ertappe ich mich sogar bei dem ketzerischen Gedanken, ob Jaycee nicht fast schon zu gut ist. Warum? Nun, weil ich ein bisschen den Eindruck habe, dass die grandiose Leadgesangsarbeit die mehrstimmigen Backingvocals - immerhin seit jeher ein absolutes Markenzeichen der Band - hin und wieder ein bisschen in den Hintergrund drängt. Hier und da mag das sogar der Fall sein, doch wenn man dann die großartige Halbballade 'Sacrifce' inhaliert, bei der die Chöre das progressive Arrangement wunderbar abrunden, wird diese Überlegung rasch wieder verworfen.
Mit dem zweiten Niederländer im Bunde, Drummer Hans in’t Zandt und dem zweiten Gitarristen Andy Burgess haben Chris Troy (Bass) und Tino Troy (Gitarre) ebenfalls großartige und langjährige Weggefährten an ihrer Seite, so dass PRAYING MANTIS auch im fünften Jahrzehnt der Bandgeschichte stets durch eine feine, kreative Rhythmusarbeit überzeugt, die Chris Troys Basslicks sehr viel raum lässt. Ebenso aber natürlich durch die doppelten Gitarrenleads, die nach wie vor immer dafür sorgen, dass die Gottesanbeterin durch ihre NWoBHM-Roots immer ein bisschen näher an die metallische Zielgruppe heran kommt, als viele Genrekollegen. Die Gottesanbeterin packt also vom eingängigen Opener 'Cry For The Nations' bis zum epischen Rausschmeißer 'The Devil Never Changes' gewohnt sicher zu und der geneigte Anhänger wird auch um "Katharsis" keinesfalls herum kommen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle