PRAYING MANTIS - Sanctuary
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2009
Mehr über Praying Mantis
- Genre:
- Melodic Rock/Melodic Metal/AOR
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Frontiers/Soulfood
- Release:
- 05.06.2009
- In Time
- Restless Heart
- Tears In The Rain
- So High
- Lonely Way Home
- Touch The Rainbow
- Threshold Of A Dream
- Playing God
- Highway
- Sanctuary
Die weltbeste Melodic-Rock-Band ist nach sechs langen Jahren mit einem ihrer stärksten Alben überhaupt zurück.
Die Band mit den Wurzeln in der Zeit der NWoBHM hat sich über den Umweg in japanische Gefilde mittlerweile auch in Europa zu einer festen Größe des Melodic Rocks entwickelt, und das mehr als verdient, hat sie doch seit der Reunion im Jahre 1991 über viele Jahre hinweg kontinuierlich großartige Alben und beeindruckende Liveshows absolviert. Über all die Jahre haben die Bandleader Chris und Tino Troy viele Mitmusiker, darunter insbesondere auch viele Sänger, kommen und gehen sehen, und doch ist es ihnen immer gelungen, alle Markenzeichen des typischen Sounds der Gottesanbeterin zu erhalten.
Nach dem Auseinanderbrechen des letzten langjährigen Line-ups sind die Gebrüder Troy nun seit knapp zwei Jahren mit dem neuen Leadsänger Mike Freeland, dem zweiten Gitarristen Andy Burgess und Schlagzeuger Benjy Reid unterwegs, so dass es an der Zeit für ein neues Album ist, das nun - sechs lange Jahre nach dem Vorgänger "The Journey Goes On" - das Licht der Welt erblickt und auf den Namen "Sanctuary" hört. Mit großer Vorfreude und nicht minder großer Spannung lege ich also das Scheibchen in den Schacht und lausche, was mich denn erwarten wird.
Um einen Teil des Fazits bereits an dieser Stelle vorweg zu nehmen: PRAYING MANTIS ist sich selbst natürlich treu geblieben. Die Trademarks sind nach wie vor alle vorhanden: Tino Troy und Andy Burgess ergänzen sich auf den Sechssaitigen wunderbar. Egal ob es gedoppelte melodische Leads sind, knackige Melodic-Riffs oder an vielen Stellen aufblühende Soli sind, die einfach ein ganz eigenes Flair haben, das kaum jemand je kopieren konnte. Dazu kommt eine von entspannter Lässigkeit geprägte Rhythmusarbeit, die doch punktgenau gespielt ist und dafür sorgt, dass die Band beim Opener 'In Time' oder bei 'Highway' ebenso zünftig rocken wie bei 'Tears In The Rain' und 'Lonely Way Home' auch total verträumt schwelgen kann.
Doch das wichtigste Qualitätssiegel einer jeden PRAYING-MANTIS-Scheibe sind natürlich die mehrstimmigen Lead-Vocals, für welche die Gebrüder Troy nun gemeinsam mit ihrem neuen Frontmann Mike Freeland verantwortlich sind. Genau an dieser Stelle kommt dann auch die Spannung ins Spiel: Wie werden sich die Sänger ergänzen, und welche Auswirkungen hat das auf das Gesamtbild der Scheibe. Nun, ich muss sagen, genau hier bin ich ein bisschen verblüfft, und euch wird es vielleicht auch überraschen, dass ich als bekennender MANTIS-Freak von dieser Band sogar noch positiv überrascht werden kann, obwohl ich eh schon nur das Beste erwarte.
Denn genau hier hat die Band das Kunststück vollbracht, sich selbst absolut treu zu bleiben, und doch neue Akzente zu setzen. So kann natürlich auch Mike Freeland singen wie ein sanfter Engel und damit gemeinsam mit den Herren Troy himmlische Refrain-Chöre zum Besten geben, die des großen Erbes dieser einmaligen Band würdig sind. Doch er kann auch ein wenig rauer und rockiger zu Werke gehen. Nicht dass das seine Vorgänger wie Dougie White und Tony O'Hora nicht gekonnt hätten, doch Mike traut sich auch, es zu tun, bzw. Chris und Tino lassen ihn hierbei gewähren. Das verleiht "Sanctuary" hier und da mehr Biss, als ihn etwa der Vorgänger oder "A Cry For The New World" hatten, führt aber in keiner Weise dazu, dass sich PRAYING MANTIS von dem weg entwickeln würden, was sie am besten können: Königliche Melodien, einfühlsame Gesangslinien und einen sanft aber bestimmt rockenden Groove in die Boxen und auf die Bühnen dieser Welt zaubern.
Auch an Farbtupfern ist das Album reich. So etwa bestechen die akustischen Einschübe beim halb-balladesken 'Lonely Way Home', die spacigen Synths und das warme Hauptriff bei 'So High', das herrliche Solo am Anfang zu 'Tears In The Rain', die erstaunlich schnellen Melodieläufe bei 'Touch The Rainbow' oder das dunkle, teils fast schwere und durchaus progressiv angehauchte Titelstück am Ende dadurch, dass sie die Grenzen des typischen PRAYING MANTIS-Spektrums nicht unbedingt überschreiten, aber doch so weit dehnen, dass auch der langjährige Fan den Funken spüren wird, der die Band als frisch und hungrig präsentiert, ohne einen alten Anhänger zu verschrecken.
Was soll ich noch mehr sagen, als dass mit "Sanctuary" der aus meiner Sicht weltbesten Melodic-Rock-Band eines ihrer besten Alben aller Zeiten gelungen ist, das weit mehr bietet als nur eine Band, die sich auf ihren Lorbeeren ausruht. Es bietet eine Band, die sich im zweiunddreißigsten Jahr ihres Bestehens selbst neu erfindet, ohne dabei das Rezept und die Zutaten ihres Erfolges zu verwässern. Etwas, das - vor allem im vorliegenden Genre - nur wenigen gelingt.
Anspieltipps: In Time, Tears In The Rain, Lonely Way Home, Sanctuary, So High
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle