PRIMAL FEAR - Devil's Ground
Mehr über Primal Fear
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 23.02.2004
- Metal Is Forever
- Suicide & Mania
- Visions Of Fate
- Sea Of Flames
- The Healer
- Sacred Illusion
- In Metal
- Soulchaser
- Colony 13
- Wings Of Desire
- Heart Of A Brave
- Devil's Ground
Über PRIMAL FEAR noch viel zu erzählen, wäre wohl ebenso sinnvoll wie die sprichwörtlichen Nachtvögel nach Griechenland zu tragen. Schließlich hat es die Band aus dem Schwabenländle, die 1998 von Ex-GAMMA RAY-Shouter Ralf Scheepers und den beiden SINNER-Musikern Tom Naumann (g) und eben Mat Sinner (b) gegründet wurde, innerhalb kurzer Zeit geschafft, sich an die Spitze der deutschen Metal-Szene zu katapultieren.
Das vierte und vorerst letzte Album "Black Sun" erschien im April 2002, aber auch in der Zwischenzeit waren PRIMAL FEAR nicht ganz untätig. So wurde zwischen den fast schon obligatorischen Festival-Auftritten (u.a. Wacken Open Air, Summer Breeze) die Doppel-DVD "The History Of Fear" veröffentlicht. Und auch am Besetzungskarussell wurde gedreht - PRIMAL FEAR trennten sich von ihrem langjährigen Schlagzeuger Klaus Sperling und ersetzten ihn kurzerhand durch den (inzwischen Ex-)ANNIHILATOR-Drummer Randy Black.
Mit "Devil's Ground" holen die Schwaben nun zu ihrem fünften Schlag aus - mal schau'n, ob die von Mat anvisierte Chart-Position (Top 50) erreicht werden kann...
Los geht es mit der ersten Single-Auskopplung 'Metal Is Forever', die mit hohen, leicht verzerrten Screams von Ralf beginnt, ehe die Gitarrenfraktion mit harten Riffs einsetzt und durchaus Erinnerungen an JUDAS PRIESTs 'Screaming For Vengeance' aufkommen lässt. In den Strophen agiert Ralf in moderaten Sphären, doch bei Bridge und Chorus sieht das ganz anders aus und er dringt in schwindelerregende Höhen vor. Der Rhythmus ist hier ziemlich stampfig ausgefallen, und somit hat dieser Song gute Chancen, die neue Bandhymne von PRIMAL FEAR zu werden.
Nicht minder headbangtauglich ist auch das anschließende 'Suicide & Mania', das erneut mit harten Gitarrenriffs und einem druckvollen Drumming aufwarten kann. Der ziemlich variable Gesang von Ralf ist hier allerdings nicht so hoch wie beim Opener ausgefallen und kann vor allem bei dem sehr eingängigen Refrain punkten. Der Song erinnert zwar ein wenig an 'Silver & Gold' vom Debütalbum, ist aber von einer Kopie weit entfernt. Dafür sorgt nicht zuletzt die Gitarrenfraktion, die insbesondere bei den Soli überzeugen kann.
'Visions Of Fate' beginnt zunächst mit dem kräftigen Drumming von Randy, der aber schon bald von der Gitarren-/Bass-Fraktion unterstützt wird. Auch Ralf setzt kurz darauf ein, wobei sich sein Gesang wieder einmal in angenehmen Höhen bewegt. Auch vom Tempo her geht es bei 'Visions Of Fate' eher gemäßigt zu; insbesondere der Refrain ist sehr eingängig gestaltet. Richtig flott geht es jedoch in den Solo-Passagen zur Sache, wo Tom und Stefan mit flitzefingrigen Gitarrenläufen aufwarten können.
Bei 'Sea Of Flames' treten PRIMAL FEAR das Gaspedal wieder richtig durch, und so dominieren harte Gitarrenriffs den Song vom Anfang bis zum Ende. Ralfs Gesang ist hier wieder sehr viel screamiger ausgefallen, und so manövrieren sich die Schwaben wieder sehr nah an JUDAS PRIEST heran. Während des gesamten Songs werden immer wieder Assoziationen zu 'Painkiller' geweckt, aber das ist ja nicht unbedingt die schlechteste Referenz.
Waren die ersten Songs noch relativ PRIMAL FEAR-typisch, so geht es mit 'The Healer' in eine ganz andere Ecke. Hier werden zunächst sehr ruhige Töne angeschlagen, und auch wenn sich in Bridge und Chorus die Gitarren etwas kräftiger durchsetzen, so haben wir es hier mit einer sehr melodischen (Power-)Ballade zu tun. 'Tears Of Rage' vom Debüt-Album kommt noch am ehesten als Vergleich in Frage, kann aber im direkten Vergleich auch nicht ganz bestehen. Dafür sorgen nicht zuletzt auch die Streicher und Chöre, die hier hervorragend integriert wurden.
Danach geht es aber wieder ordentlich zur Sache, und so beginnt 'Sacred Illusion' gleich mit harten Gitarrenriffs und den für Ralf typischen Screams. Gerade dieses harte Riffing zieht sich eigentlich durch den gesamten Song hindurch, sodass wir es hier mit einem regelrechten Nackenbrecher zu tun haben. Das ändert auch nicht die Tatsache, dass beim Chorus eine gehörige Portion Melodie nachgelegt wurde.
Das anschließende 'In Metal' ist als typischer Midtempo-Stampfer ein ziemlich traditioneller Song, der von harten Gitarrenriffs und einem ordentlichen Groove getragen wird und recht stark an ACCEPT erinnert. Durch die "oh, oh, oh"-Chöre gegen Ende - live sicherlich ein potenzieller Mitgrölteil - wird diese Parallele noch zusätzlich verstärkt, aber der Qualität dieses eins a Ohrwurms tut dies natürlich keinen Abbruch.
Bei 'Soulchaser' geben PRIMAL FEAR wieder richtig Gas, und zwar mit ebenso schnellen wie kraftvollen Riffs und einem treibenden Drumming. Ralfs Vocals sind während der Strophen recht klar und nur im Refrain kommen seine typischen Screams zur Geltung. Apropos Refrain - hier zwängen sich irgendwie (?) Erinnerungen an 'Chainbreaker' vom Debütalbum auf, und auch in punkto Eingängigkeit steht 'Soulchaser' diesem Song in nichts nach.
Bei 'Colony 13' kommen PRIMAL FEAR ohne große Umwege zur Sache, und auch der Gesang setzt bei dieser Uptempo-Hymne sofort ein. Der sehr hohe Groove-Faktor sorgt dafür, dass dieser Song extrem schnell ins Ohr geht, und vermutlich dürfte dieser Song in Zukunft aus dem PRIMAL FEAR-Live-Programm nicht mehr wegzudenken sein.
Selbstverständlich haben PRIMAL FEAR auch dieses Mal wieder an die Rock-Diskotheken gedacht und mit 'Wings Of Desire' eine überaus melodische, super-eingängie Midtempo-Nummer auf das Album gepackt. Sägende Gitarrenriffs drücken dem Song ihren Stempel auf, und auch die Doublebass kommt immer wieder zum Einsatz. Der Chorus ist zwar recht klischeebeladen, aber ansonsten geht auch diese Nummer in Ordnung.
Mit 'Heart Of A Brave' setzen die Schwaben dann eigentlich schon zum Endspurt an, da dieser Song wieder in schnellem Tempo daherkommt und noch einmal sämtliche Trademarks von PRIMAL FEAR bzw. "Devil's Ground" aufbietet, also beispielsweise flottes und dennoch recht hartes Riffing auf der einen Seite und eine eingängige Melodieführung auf der anderen Seite. (Wenn man einen Vergleich heranziehen wollte, dann wäre wohl 'Future World' (PRETTY MAIDS) die erste Adresse.)
Den Abschluss des Albums bildet der Titel gebende Track 'Devil's Ground', der jedoch kein Song im eigentlichen Sinne ist. Hierbei handelt es sich eher um ein kleines Hörspiel, das von Mat höchstpersönlich gesprochen wurde und quasi die Geschichte zum Cover-Artwork erzählt ("If you go to hell, you will be there forever!").
Unter dem Strich bleibt zu sagen, dass PRIMAL FEAR mit "Devil's Ground erneut eine gutklassige Scheibe abgeliefert haben, die ich insbesondere deutlich stärker als den Vorgänger "Black Sun" einschätze. Es gibt selbstverständlich - wie ausführlich erläutert - wieder jede Menge Songs, die für PRIMAL FEAR geradezu typisch sind, aber die Schwaben haben sich auch in das eine oder andere Neuland vorgewagt, und das durchaus ganz erfolgreich. Leute, die bislang von der Band begeistert waren, werden von "Devil's Ground" daher garantiert nicht enttäuscht sein, doch ob sich viele neue Anhängerschaften erschließen lassen, steht dennoch in den Sternen - zu polarisierend wirkt doch gerade der Gesang von Ralf. Und einen Preis für die Revolution des Heavy Metal wird es für "Devil's Ground" sicherlich auch nicht geben, doch das hatten PRIMAL FEAR wohl auch nicht vor...
Anspieltipps: Metal Is Forever; The Healer; Colony 13
- Redakteur:
- Martin Schaich