PRIMAL FEAR - New Religion
Mehr über Primal Fear
- Genre:
- Powermetal
- Label:
- Frontiers Records
- Release:
- 21.09.2007
- Sign Of Fear
- Face The Emptiness
- Everything It Rains
- New Religion
- Fighting The Darkness
- Blood On Your Hands
- The Curse Of Sharon
- Too Much Time
- Psycho
- World On Fire
- The Man (That I Don't Know)
Rechtzeitig zum Zehnjährigen haben PRIMAL FEAR mit "New Religion" ein Stück Edelstahl geschmiedet. Nach dem das Jahr 2007 recht erfolgreich begann - u. a. Support-Slot bei der HELLOWEEN-Tour im Januar - kamen unerwartete Turbulenzen auf. Erst verlässt Mat Sinner seinen einstigen Brötchengeber Nuclear Blast Records, die daraufhin auch die Zusammenarbeit mit PRIMAL FEAR beenden. Dann wirft auch noch Gitarrist Tom Naumann - wie schon im Jahr 2000 - die Brocken hin. Das deutsche Power-Metal-Flagschiff droht in Schräglage zu geraten und zu kentern. Doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, besinnt man sich seiner Qualitäten und greift auf die Dienste alter Weggefährten zurück. Schon bei der SINNER-Tour im Mai war der einstige THUNDERHEAD-/PRIMAL FEAR-Saitenakrobat Henny Wolters wieder mit von der Partie, und es drängte sich nahezu auf, auch wieder bei PRIMA FEAR in die Saiten zu greifen, um die vakante Stelle zu besetzen.
Die Hypothek, die man sich mit den letzten beiden Veröffentlichungen "Devil's Ground" und "Seven Seals" aufgeladen hat, kann mit "New Religion" größtenteils getilgt werden. Bereits der Opener 'Sign Of Fear' fegt amtlich durch die Gehörgänge und fräst sich in innerhalb von Sekunden in die Hirnrinde ein. Unverkennbar sind die typischen Trademarks, wobei "New Religion" dennoch etwas anders ausgefallen ist als seine Vorgänger. Die Stücke wirken in sich wesentlich komplexer und ausgefeilter. Mit dem folgenden 'Face The Emptiness' unterstreicht Sänger Ralf Scheepers noch einmal, dass er ohne Zweifel in der Lage gewesen wäre, einst Metalgod Rob Halford bei JUDAS PRIEST zu ersetzen, die sich seinerzeit jedoch für Tim "Ripper" Owens entschieden hatten und dem Mitfavoriten Scheepers eine Absage erteilten. Dieses Stück hätte sicherlich auch dem letzten PRIEST-Album "Angel Of Retribution" gut zu Gesicht gestanden.
Nach solch einem fulminanten Start bedarf es einer kleinen Verschnaufpause, die mit 'Everytime It Rains' gewährt wird. Erstmals greift man in die Trickkiste und zaubert mit der EPICA-Sängerin Simone Simons die erste Überraschung hervor. Die sympathische Holländerin ergänzt sich ideal mit Ralf Scheepers, der nicht erst seit heute auch gefühlvoll zu Werke gehen kann. Die atmosphärische Nummer verfügt über reichlich Hitpotential und ist einer der Höhepunkte auf "New Religion".
Ein feines Gespür für Melodien erweist man einmal mehr bei dem dreiteiligen Track 'Fighting The Darkness', der sicherlich den Weg in die Setliste bei anstehenden Liveaktivitäten finden wird. Kompromisslos geht man dann wieder bei dem Nackenbrecher 'Blood On Your Hands' zu Werke und klingt erfrischend anders. Etwas traditioneller klingen da schon 'The Curse Of Sharon' und 'Too Much Time', wobei sich bei letztgenanntem Stück Drummer Randy Black ordentlich austoben darf und sein Drumkit nahezu zerlegt. Etwas schräger kommt da schon 'Psycho' daher, wobei sich Gesang und Leadgitarre dem Thema des Songs anpassen. In die Zielgerade biegt man mit 'World On Fire' ein, das mit einem typischen PRIMAL FEAR-Riffing ausgestattet und zusätzlich mit einigen Soloparts schick garniert ist. Einen würdigen Abschluss findet "New Religion" in der sechsminütigen Ballade 'The Man (That I Don't Know)' , wo gerade Ralf erneut zu glänzen weiß und einmal mehr seine Vielseitigkeit unter Beweis stellt.
Die Limited-Edition-Version wird um zwei Videoclips zu 'Sign Of Fear' und 'Fighting The Darkness' angereichert.
Inwieweit der "alte" Neuzugang Henny Wolters in das Songwriting involviert war, erschließt sich mir leider nicht. Neben dem hauptamtlichen Saitendehner Stefan Leibing nahm man zusätzlich noch die Hilfe von LANDE-Gitarristen Magnus Karlsson in Anspruch. Die Zusammenarbeit erwies sich als äußerst fruchtbar: Die Kompositionen erschließen sich dem Hörer zwar nicht von Anbeginn, doch gibt man dem Rundling etwas Zeit, entfaltet er seine ganze Schönheit und sorgt für unbeschwerten, dauerhaften Hörgenuss.
Erfreulicherweise sind PRIMAL FEAR nicht auf Nummer sicher gegangen und haben einfach die Suppe "Seven Seals" aufgewärmt, sondern haben diese mit entsprechenden Zutaten gekonnt verfeinert, ohne es zu übertreiben. Deutlich hat man die Meßlatte für die Genrekollegen erneut ein Stückchen höher gelegt, was nur schwerlich zu toppen sein wird. Für mich die Power-Metal-Scheibe des Jahres!
- Redakteur:
- Frank Hameister