PRIMAL FEAR - Seven Seals
Mehr über Primal Fear
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Nuclear Blast / Warner
- Release:
- 21.10.2005
- Demons And Angels
- Rollercoaster
- Seven Seals
- Evil Spell
- The Immortal Ones
- Diabolus
- All For One
- Carniwar
- Question Of Honour
- In Memory
Über PRIMAL FEAR noch viel zu erzählen, wäre wohl ebenso sinnvoll wie die sprichwörtlichen Nachtvögel nach Griechenland zu tragen. Schließlich hat es die Band aus dem Schwabenländle, die 1998 von Ex-GAMMA RAY-Shouter Ralf Scheepers und den beiden SINNER-Musikern Tom Naumann (g) und eben Mat Sinner (b) gegründet wurde, innerhalb kurzer Zeit geschafft, sich an die Spitze der deutschen Metal-Szene zu katapultieren.
Das fünfte und vorerst letzte Album "Devil's Ground" erschien im Februar 2004, und zumindest besetzungsmäßig hat sich dieses Mal nichts verändert. Neben den drei Gründungsmitgliedern gehört auch weiterhin Stefan Leibing (g.) zur Band, und hinter dem Schlagzeug sitzt noch immer Randy Black (Ex-ANNIHILATOR).
Ein paar Veränderungen sind im Zusammenhang mit dem nun veröffentlichten sechsten Album "Seven Seals" aber dennoch zu vermelden: So wurde dieses Album zum ersten Mal nicht von Achim Köhler produziert und abgemischt, sondern für die Produktion holte sich Mat noch Charlie Bauerfeind (u. a. BLIND GUARDIAN, HALFORD, MOTÖRHEAD) ins Boot, und abgemischt wurde "Seven Seals" schließlich von Mike Frazer (u. a. AC/DC, METALLICA, AEROSMITH) in den Warehouse Studios. Außerdem verabschiedeten sich PRIMAL FEAR nach fünf Alben auch von dem allseits bekannten Adler, und so ziert das neue Album eine deutlich abstraktere Reinkarnation.
Doch kommen wir nun erst einmal zur Musik ...
Los geht es mit 'Demons And Angels' und einem regelrechten Drum-Gewitter, und überhaupt verleiht Randy - zusammen mit Mat (Bass) - dem Song viel Power und Druck nach vorne. Auch die Gitarrenriffs von Tom und Stefan kommen ziemlich kraftvoll daher, sodass die aggressiven Vocals von Ralf hervorragend dazu passen. Bei Bridge und Chorus nimmt der Fünfer etwas Fahrt heraus, sodass die melodische Komponente an Bedeutung gewinnt, ohne dass die Power auf der Strecke bleibt. Sogar etwas Bombast wurde in diesen Song eingebaut, und zwar durch ein symphonisches Keyboard-Solo in dem leicht progressiven Instrumentalteil.
Im Vergleich zum Opener geht es bei 'Rollercoaster' etwas gemächlicher zur Sache, auch wenn Kraft und Energie hier ebenfalls groß geschrieben werden und wir es mit einem absoluten Nackenbrecher zu tun haben. Das liegt zum einen an dem sehr eingängigen Rhythmus, zum anderen aber auch an den kraftvollen Gitarrenriffs, die sich durch den gesamten Song hindurchziehen. Der Chorus ist ziemlich eingängig geworden, und mit der Textstelle "burn, burn, burn" gibt es auch einen potenziellen Mitgrölteil, sodass diese Nummer in Zukunft wohl aus dem Live-Programm nicht mehr wegzudenken ist.
Nach diesen beiden Uptempo-Nummern, die man in dieser Form mehr oder weniger von PRIMAL FEAR erwarten konnte, geht es mit dem Titelsong 'Seven Seals' in eine ganz andere Richtung. Nach einem bombastisch-orchestralen Beginn geht es ziemlich ruhig und melodisch weiter, auch wenn die Gitarren trotzdem immerzu präsent sind. Der Gesang von Ralf ist kraft- und gefühlvoll zugleich und kann eine recht ordentliche Gänsehautwirkung erzielen. Hierzu trägt auch die weitgehend düstere Stimmung dieses Songs bei, der mit dem Begriff "Power-Ballade" wohl am besten umschrieben wird.
Der nächste Song 'Evil Spell' beginnt zunächst mit einem etwas längeren, ruhigen und atmosphärischen Intro, bevor es nach ein paar Trommelschlägen richtig zur Sache geht. Und wenn ich "richtig zur Sache" schreibe, dann meine ich das auch so, denn 'Evil Spell' dürfte einer der schnellsten und energiegeladensten Songs von PRIMAL Fear sein. Sowohl Gitarren als auch Rhythmusabteilung geben ordentlich Gas, und vor allem Ralf kann mit einer fulminanten Gesangsleistung überzeugen. Auch zum Chorus wird das Tempo keineswegs herausgenommen - lediglich Ralfs Gesang ist beim Refrain etwas höher und nicht ganz so düster ausgefallen.
Mit 'The Immortal Ones' geht es wieder in typischeres PRIMAL FEAR-Fahrwasser, denn hierbei handelt es sich um einen Midtempo-Stampfer par excellence. Es gibt hier quietschende Gitarren, es gibt ein kraftvolles Stakkato-Riffing, es gibt ein druckvolles Drumming, und auch sonst fehlt es an nichts. Der Chorus eignet sich durch seine enorme Eingängigkeit hervorragend zum Mitgrölen, und auch das Mitbangen dürfte den Durchschnittsmetaller vor keine größeren Schwierigkeiten stellen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Tom und Stefan im Instrumentalteil das Tempo etwas anziehen.
Anschließend geht es weniger typisch weiter, denn 'Diabolus' ist von einer äußerst düsteren Stimmung geprägt, sodass der Begriff "Ballade" trotz des ziemlich gemäßigten Tempos nicht wirklich passt. Mats Bassspiel trägt hierzu entscheidend bei, aber auch die anderen vier Musiker wissen durchaus Akzente in diese Richtung zu setzen. Der Instrumentalteil ist etwas kraftvoller ausgefallen, aber schon bei dem gesprochenen Zwischenteil, der im Übrigen ein wenig an 'Devil's Ground' erinnert, gewinnt erneut die beklemmende, düstere Atmosphäre die Oberhand. Mit knapp acht Minuten ist diese Nummer vergleichsweise lang, aber ebenso abwechslungsreich ausgefallen und zeigt deutlich das songwriterische Potenzial der Band.
'All For One' - unwesentlich kürzer als der Vorgänger - beginnt zunächst ebenfalls recht ruhig, nur mit Gitarre und Gesang, doch mit dem einsetzenden Stakkato-Riffing kehrt auch die Power wieder zurück. Ralfs Gesang ist nun auch wieder deutlich aggressiver, und immer wieder sind hier auch die typischen Screams zu hören. Die Rhythmusabteilung kann sich ebenfalls hervorragend einbringen, sodass die Nummer äußerst bang-kompatibel ist. Bei dem durchaus hörenswerten Instrumentalteil kann erst Randy zeigen, dass er mit seinem Drumkit umgehen kann, ehe wieder die beiden Gitarreros Tom und Stefan den Ton angeben. Der Chorus ist äußerst ohrwurmelig geworden und lädt wunderbar zum Mitgrölen ein, auch wenn er gegen Ende des Songs etwas häufig wiederholt wird.
Nach diesen beiden längeren Stücken geht es anschließend wieder etwas kürzer (und knackiger) zur Sache. 'Carniwar' spielt sich zwar überwiegend im Midtempo-Bereich ab, kommt aber gerade durch die Rhythmusarbeit von Mat und Randy sehr druckvoll daher. In dem prägnanten Chorus kommen neben Ralfs recht kreischigem Gesang auch Backing-Vocals zum Einsatz, die für zusätzliche Power sorgen, und so kracht diese Nummer sehr ordentlich aus den Boxen.
Bei 'Question Of Honour' handelt es sich um keinen neuen PRIMAL FEAR-Song, sondern - wie der Titel bereits nahe legt - um eine Cover-Version des gleichnamigen SINNER-Songs von 1998. Da neben Ralf auch schon Tom bei der ursprünglichen Fassung beteiligt war, gibt es hier natürlich keine revolutionären Veränderungen, aber in der neuen Fassung klingt er zumindest zu hundert Prozent nach PRIMAL FEAR. Dass daran Ralf maßgeblichen Anteil hat, versteht sich fast von selbst, denn schließlich unterscheidet sich sein Gesang von Mats doch erheblich.
Den Abschluss bildet schließlich mit 'In Memory' eine reinrassige Ballade, wie es sie von PRIMAL FEAR bislang noch nicht zu hören gab. Das Stück beginnt sehr ruhig, nur mit Gitarre und Gesang, bevor Bass und erst danach auch Schlagzeug einsetzen. Beim zweiten Chorus wird zwar etwas mehr Kraft aufgewandt, doch an dem balladesken Charakter des Songs ändert dies nichts. Gegen Ende gibt es nämlich noch einmal einen ganz verhaltenen Teil, und nach einer kurzen Steigerung mit etwas mehr Gitarrenpräsenz klingt dieses Stück und auch die gesamte Scheibe ziemlich ruhig aus.
Unter dem Strich bleibt zu sagen, dass PRIMAL FEAR mit "Seven Seals" eine großartige Scheibe abgeliefert haben, die ich insbesondere deutlich stärker als die Vorgänger "Black Sun" und auch "Devil's Ground" einschätzen würde. Es gibt selbstverständlich auch wieder einige Songs, die für PRIMAL FEAR geradezu typisch sind, aber die Schwaben haben sich dieses Mal verstärkt in das eine oder andere Neuland vorgewagt, und das durchaus sehr erfolgreich. Gerade diese experimentelleren und/oder komplexeren Stücke sind es, die mir besonders gut gefallen, aber ob dies reicht, um neue Anhängerschaften erschließen zu können, wird sich zeigen müssen. In jedem Fall werden aber die Leute, die bislang von der Band begeistert waren, auch von "Seven Seals" garantiert nicht enttäuscht sein.
Anspieltipps: Demons And Angels, Seven Seals, Diabolus
- Redakteur:
- Martin Schaich