PRIMITIVE MAN - Caustic
Mehr über Primitive Man
- Genre:
- Doom / Sludge
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Relapse Records
- Release:
- 06.10.2017
- My Will
- Victim
- Caustic
- Commerce
- Tepid
- Ash
- Sterility
- Sugar Hole
- The Weight
- Disfigured
- Inevitable
- Absolutes
Erwartungsgemäß zäh, aber unerwartet träge
PRIMITIVE MAN war noch nie bestrebt, dem Publikum Musik mit hohem Unterhaltungswert zu präsentieren. Vielmehr wollte die Band von Anfang an nihilistisch geprägte Selbstzerstörung in Noten umsetzen und war selbst in den Augenblicken beratungsresistent, als der finstere Moloch aus Sludge- und Doom-Elementen in sich zusammenzubrechen drohte - was er letztendlich aber dann nicht tat. Mit "Scorn" brachte die Truppe zuletzt eine Platte auf den Markt, die sich als Blaupause für musikalische Vernichtungswut etablierte. PRIMITIVE MAN dehnte die Tracks ins Unermessliche, fand neue Definitionen für die kompositorische Superzeitlupe, blieb unterdessen aber immens brachial und zuletzt auch überzeugender als die Kolleghen von EYEHATEGOD, denen man eigentlich schon immer nacheiferte.
Nun folgt mit "Caustic" der nächste Akt, und es ist ein ungleich schwierigerer, da in der knapp 80-minütigen Radikalbeschallung alles auf Einheitstempo gesetzt wird. Und auch wenn die Herrschaften alles daran setzen, kurze Spannungsbögen einzubauen und nicht nur schleppend zu zermalmen, ist die Sache vor allem im zweiten Abschnitt extrem anstrengend, weil keine wirklich neuen Sinnelemente mehr hinzukommen. Die Band zieht ihr Ding durch, gibt sich beharrlich und ungestüm und kreiert eine Atmosphäre, die mit den handelsüblichen Begriffen für die musikalische Depression eigentlich gar nicht zu beschreiben ist. PRIMITIVE MAN taucht sehr tief ab, erforscht die menschlichen Abgründe und fasst sie in zwölf Songs zusammen, die mal mehr, mal weniger zäh aus den Boxen fließen, sich am Ende aber doch zu einer klaren Geduldsprobe entwickeln. Dies war sicherlich auch zu erwarten, doch an dem Punkt, an dem "Caustic" die Schwelle zur Monotonie überschreitet, wird es knifflig - und hier gefällt es dann auch nicht mehr.
Die neue Scheibe verlässt den Song und gibt sich dem stillen Fluss der widerspenstigen Riffs hin. Das funktioniert für eine überschaubare Weile, ist insgesamt aber nicht mehr zweckdienlich - auch nicht im Kontext dieser Sickos, die auch heute genau dann am besten sind, wenn sie mit beklemmenden Gitarensounds und harschem Gebrüll um die Ecke kommen. Aber von einem zweiten "Scorn" ist die Band aaufgrund der genannten Fakten ein ganzes Stück entfernt.
Anspieltipps: Inevitable, Commerce
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Björn Backes