PRIMITIVE MAN - Scorn
Mehr über Primitive Man
- Genre:
- Doom / Sludge / Death Metal / Hardcore
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Relapse Records
- Release:
- 16.08.2013
- Scorn
- Rags
- I Can't Forget
- Antietam
- Black Smoke
- Stretched Thin
- Astral Sleep
Tödlicher Sludge für die ganz heißen Sommertage
Im Sommer schweren und druckvollen Sludge beziehungsweise Doom Metal zu hören, bildet für einige Musikfreunde bestimmt einen Widerspruch. Allerdings sind auch bei Temperaturen jenseits der 30 Grad und einer unbarmherzigen Sonne die Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt. Also ist manchmal das Beste, was man tun kann, sich einfach in den Schatten zu hauen, ein kühles Bier zu trinken und sich dabei das Debüt "Scorn" der amerikanischen Doom-Deather von PRIMITIVE MAN zu Gemüte zu führen. Allerdings besteht die Band nicht wirklich aus jungen Grünschnäbeln. Die Mitglieder haben sich bereits mit Truppen wie WITHERED, CLINGING TO THE TREES OF A FOREST FIRE, DEATH OF SELF oder REPROACHER ihre Sporen verdient.
Die Platte beginnt mit dem Titeltrack, dem längsten Song auf der Tracklist. Über zwölf Minuten lang wabert dieses fiese Monument krachig und dissonant durch die Botanik und überrascht zwischendurch mit einem unerwarteten Geschwindigkeitsausbruch. Die Vocals sind eine Mischung aus heiseren Shouts und innbrünstigen Growls, die wunderbar zu den tiefgestimmten Gitarren der Instrumentalfraktion passen. Die angesprochenen Dissonanzen legen währenddessen einen anderen Einfluss der Mannen aus Denver offen. Denn ihr Sound ist auch zu gleichen Maßen im Metal wie auch im Noise verwurzelt, was sich immer wieder durch störgeräuschartige Akzente bemerkbar macht. Die Stimmung ist sehr dicht und man spürt geradezu wie sich eine bedrohliche Stimmung über das eigene Gemüt legt. Besonders in 'I Can't Forget' wird sehr ausgiebig mit diesen unharmonischen Elementen gearbeitet und man fühlt sich alles andere als wohl, wenn man diesen Titel hört. Aus dreieinhalb Minuten werden hier gefühlte drei Stunden.
So extrem findet sich das Prinzip der Geräuschnutzung zum Glück nicht in jedem Track wieder, aber das ganze Material des Albums ist durchzogen von akustischen Widerhaken, die unangenehm ins Trommelfell einschneiden. Andererseits gibt es aber auch Zwischenspiele(?) wie 'Black Smoke', die eigentlich nur existieren um Zeit zu schinden. Es klingt hier so als schnaufe jemand unruhig ins Mikrofon, während im Hintergrund ein Stück Seife auf einem Waschbrett gerieben wird. Warum man so dreist Spielzeit verschwendet, ist mir ein Rätsel. Denn mit 'Streched Thin' beweist das Trio aus Colorado, dass sie auch zünftigen Death Metal im Spannungsfeld zwischen NAPALM DEATH (als diese anfingen langsamer zu werden) und COFFINS zocken können. Solche Kompositionen gehen richtig gut runter und ein paar mehr Songs in diesem Stile hätten die Platte problemlos ein paar Punkte mehr auf der Notenskala einbringen können. So allerdings reicht es für "Scorn" nur zu einer mittleren Wertung, was schade ist. Denn man merkt PRIMITIVE MAN hat das Potenzial sowohl Sludge-Jünger als auch Death- Doom-Freunde eine Menge Spaß zu machen.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Adrian Wagner