PRIMUS - Green Naugahyde
Mehr über Primus
- Genre:
- Primus suck
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Prawn / Soulfood
- Release:
- 09.09.2011
- Prelude To A Crawl
- Hennepin Crawler
- Last Salmon Man
- Eternal Consumption Engine
- Tragedy's A Comin'
- Eyes Of The Squirrel
- Jilly's On Smack
- Lee Van Cleef
- Moron TV
- Green Ranger
- HOINFODAMAN
- Extinction Burst
- Salmon Men
Die Käsesegler frizzeln wieder! Schmackhaft und hüftleicht serviert uns das Trio gesteltzt-knackige Hüftwackler, progressive Gourmetschrägies und kurzweilige Schmunzellyrik. Humor ist doch nicht überbewertet.
Colonel Claypool hat genug von Froschbrigaden, Austernköpfen und Würstchen und segelt mit Bootsmann Larry wieder auf käsigen Gewässern. Ich bin geneigt einen kleinen Freudentanz aufzuführen, finde ich sein unnachahmliches Spiel doch in erster Linie im Kontext mit der LaLonde-Gitarre unwiderstehlich. Und das letzte richtige Album der Sauggötter PRIMUS liegt ja auch schon ein paar Jährchen zurück. Am Taktomaten sitzt dieses Mal aber nicht unser Freund Herb "Brain" Alexander, sondern ein gewisser Jay Lane, der bereits vor den Aufnahmen zum ersten Album mit Les und dem damaligen Gitarristen Todd Huth zusammen musiziert hat. Also ebenfalls ein Mitglied der PRIMUS-Familie. Schön.
Halten wir unsere Ohren in den aktuellen Silberling "Green Naugahyde", so bekommen wir dreizehn typisch abgedrehte PRIMUS-Bratlinge serviert. Und zwar nicht diese zu lange gebratenen Teile, die im Schweinewasser dröge geworden sind, sondern jene, die knusprig gebrutzelt mit Käse überbacken herzhaft und saftig tropfend auf den Teller kommen. Gourmethäppchen sozusagen. Für PRIMUS-Verhältnisse sogar leicht verdaulich, wenn man denn mit dem nasalen Sprechgesang von Stelzbasser Claypool zurecht kommt. Dieser ist als Markenzeichen natürlich sehr präsent. Zum Glück, wie man als Freund der Band sagen möchte. Denn dieser Gesangsstil macht einen nicht unerheblichen Teil des Hörvergnügens eine jeden PRIMUS-Albums aus. Die verschmitzte Art, mit der Les seine lyrischen Ergüsse, die wunderbar in jede Monty-Python-Show passen würden, vorträgt, ist nicht nur einmalig, sondern auch hochgradig unterhaltsam. Aber das weiß man ja.
Ebenso bekannt ist der Umstand, dass Mister Claypool mit seinen diversen Tieftoninstrumenten eine zumeist knarzig-wummernde Rhythmik aufs Parkett zimmert, die jedes noch nicht abgestorbene Glied in ekstatische Zuckungen versetzt. Sogar bei mir altem Bewegungslegastheniker. Dabei ist es völlig egal, ob der gute Mann mit völlig verzerrtem, leicht quäkend klingendem Instrumentarium herum laboriert, knackig um den Punkt herum slappt oder lässig aus der Hüfte den Cellobogen schwingt. Das Ergebnis ist immer das gleiche: Es schwingt, groovt und es verbreitet ganz einfach extrem gute Laune. Das kann die erste Single 'Tragedy's A Comin'' erstklassig belegen. Tanzflächenfeger. Völlig untragisch. Oder das herrlich legere 'Lee Van Cleef', in dem man erneut ein Faible für beinahe vergessen Schauspieler unter Beweis stellt. Zu all' diesen Claypool'schen Bassmassagen zaubert Larry LaLonde saitenhafte Klangbilder auf die Leinwand, die äußerst effektiv, wie auch innovativ klingen. Immer passend zum Song, scheint er manchmal in völlig anderen Sphären zu musizieren, ohne dabei nur eine Sekunde den Spannungsbogen flattern zu lassen. Er ist der Beweis, dass man als Gitarrist weder neoklassischen Firlefanz spielen muss, noch seinem Instrument mit verbundenen Augen hinterm Kopf 250 Töne pro Sekunde entlocken muss, um ganz großes Ohrenkino zu erzeugen. Es reicht völlig, wenn man sich auf die Atmosphäre des jeweiligen Songs einlässt und dazu einfach aus dem Bauch heraus einen Klangteppich erzeugt, der unter die Haut geht. Das muss weder brachial noch superschnell klingen. Diese große Spielkunst hat Mister LaLonde im Schlaf drauf und es ärgert mich fast ein bisschen, dass er als Musiker immer übersehen wird. Ohne seine außerordentlichen Akzente würde PRIMUS nämlich auch nicht klingen wie PRIMUS.
Der neue alte Mann am Schlagzeug scheint ein bisschen gradliniger zu zwirbeln als Herb, was jetzt natürlich auch an den teilweise reichlich eingängigen Komposition liegen kann. Ob man die Kausalität herum drehen kann und zu dem Ergebnis kommen darf, dass er mit an dem Umstand Schuld ist, dass die Scheibe so kurzweilig und gradlinig wirkt, werden nur die Herrschaften Musiker beantworten können.
Ich für meinen Teil bin mit "Green Naugahyde" mehr als glücklich und hoffe mal, dass die Burschen demnächst mit ihrer Doppelshow, so wie sie aktuell in den Staaten zu sehen ist, auf unsere Bühnen kommen werden. Frizzle On!.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Holger Andrae