PROGENY OF SUN - Throne Of Desolation
Mehr über Progeny Of Sun
- Genre:
- Death Metal / Thrash Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Inverse Records
- Release:
- 08.12.2023
- Forged By The Devil
- Damsel
- Heartless Dome
- Caldera
- False Radiance
- Dweller
- Coward
- Invasion
- Courier
- Restoration
- Human Disposal Site
- War Of The Ages
Halbfertig versus genial: Die zwei Seiten eines an sich interessanten Releases.
Fettes Thrash-Riffing auf der einen, brachiale Shouts auf der anderen Seite, und zwischendurch darf es auch ein bisschen melodischer zugehen: "Throne Of Desolation" ist die Konklusion eines längeren Arbeitsprozesses, der bei PROGENY OF SUN bereits 2017 startete, im Ergebnis bereits einige digitale Singles hervorbrachte und mit dem Release der ersten Full-Length-Scheibe nun vorläufig abgeschlossen ist. Die Band hat sich von vielen Seiten inspirieren lassen, eine Vielzahl von unterschiedlichen stilistischen Einflüssen verarbeitet und am Ende auch eine eigene Nische gefunden, in der sie eine klare Signatur hinterlassen hat. Die Frage lautet nur, ob diese Variante der Eigenständigkeit am Ende auch brauchbar ist.
Hierzu kann man bei "Throne Of Desolation" gerne auch zweigeteilter Meinung sein, weil die finnische Truppe in ihrem eigenen Orbit noch keinen echten roten Faden entwickeln kann. Der Sound der zwölf Kompositionen ist relativ modern, die Produktion ist äußerst druckvoll, und in Sachen Performance winkt in jeder Note die pure Entschlossenheit, nur ist man beim Songwriting manchmal nicht so zielstrebig wie bei allem Rahmenfaktoren. Gerade zu Beginn wirken einzelne Stücke eher halbfertig, weil zwischen dem Genre-Mix aus Thrash und Death Metal viele Fragmente aneinandergereiht werden, die keine nachhaltige Spannung erzeugen. Nummern wie 'Damsel', 'Heartless Dome' und 'Caldera' beginnen mit starken Ansätzen, enden dann aber zumeist sehr plötzlich, ohne dass hier inhaltliche Highlights gefiltert werden können. Vieles geschieht abrupt, manches ohne klare Ankerpunkte, und auch die Idee brachialer Überfälle schließt meistens mit Fragezeichen, weil irgendwann einfach nichts mehr folgt, was den Songs ein Format geben könnte.
Genau diese Punkte sind in der zweiten Hälfte dann komischerweise nicht mehr zu beobachten. PROGENY OF SUN gibt sich hier experimentierfreudiger, übernimmt sogar progressive Nuancen und kreiert genau jene Spannungsbögen, die man zuvor noch arg vermisst hat. Songs wie 'Invasion', 'Courier' und das überlange 'War Of Ages' zeugen von einem großen kompositorischen Vermögen und radieren die eher fraglichen Eindrücke der ersten Minute wieder nahezu vollständig aus, und das ist in der Endbetrachtung dann doch irgendwie merkwürdig.
Folglich muss man dann auch den Tadel bei der Zusammensetzung des Albums ansetzen, denn in manchen Phasen zeigen die Finnen nur ansatzweise, was sie wirklich draufhaben, wohingegen sie in anderen Stücken wiederum wirklich Grandioses bieten. "Throne Of Desolation" hat klare Highlights, aber auch einige Skipper, und gerade vor dem Hintergrund, dass man sich im schnellebigen Business bei Neuentdeckungen zumeist nur mit den ersten Songs eines neuen Releases beschäftigt, könnte sich dies sehr nachteilig auswirken. Denn die möglichen Klassiker lauern erst in der zweiten Halbzeit und sind definitiv wert, einen intensiven Lauschangriff zu erfahren. Ein bisschen Fisch, ein bisschen Fleisch und einige Fragezeichen sind das Resultat einer Platte, die noch so viel mehr hätte sein können als nur ein Album mit einigen starken Beiträgen.
Anspieltipps: War Of Ages, Restoration
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Björn Backes