PROJEKT KRANK - Aufbruch
Mehr über Projekt Krank
- Genre:
- Industrial Metal / Black Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Boersma Records
- Release:
- 03.05.2024
- Alter Mann
- Aufbruch
- Leben
- Längi Zit
- Dämonen
- Stille
- Unterdrücking
- Der Sturm
- Stahlherz
- Sintflut
- I ha d Schnauze vou
- Erlösung
Anstrengende, aber vielseitige musikalische Back-Mischung.
Ach, krank, nein, so schlimm ist das Ganze dann doch nicht. Hinter dem eher doofen Namen, der sich allerdings zugegebenermaßen in dem Bandlogo gut macht, stehen vier deutschsprachige Schweizer, die bereits 2017 eine erste EP veröffentlicht haben. Wie sie selbst berichten, war dies aber nur ein Teil des Selbstfindungsprozesses, beginnend mit theatralischen Metalsongs und einer depressiven Grundstimmung, aber man wollte sich nicht auf einen Stil, eine Richtung, wenige Charakteristika festlegen lassen. Das zwischenzeitliche Resultat ist also "Aufbruch".
So weit, so gut. Nun fragt man sich, hat das geklappt? Nun ja, festlegen kann man PROJEKT KRANK auf wenig, das stimmt. Während der Opener 'Alter Mann' eine Mischung aus Industrial und Black Metal ist, der mit viel Harmonien und Keyboards sanft abgeschmeckt ist, wird es im 'Aufbruch' dann klebrig mit viel Bombast und Death-Metal-Growls, während 'Leben'dann mit ziemlich quiekigen NDW-Keyboards und einem guten Refrain mit seltsam deplatzierten Fanfaren überrascht.
Abwechslungsreich, in der Tat, wobei wir aber nun doch weitgehend die Extreme ausgelotet haben, innerhalb dieser Grenzen und hauptsächlich mit, lobenwerterweise verständlichem, Keifgesang entwickelt sich das Album. Wobei, die Bontempi-Heimrogel-Ein-Finger-Keyboards dürfen auch regelmäßig zurückkehren und stören mich dann doch gelegentlich, beispielsweise in 'Stille'. Sorry, eine Mischung aus Black Metal und, ja, was eigentlich? Sagen wir, TRIO, überstrapaziert selbst meine Nerven an ein paar Stellen.
Auf der Habenseite hören wir jedoch Musiker, die wissen, was sie tun, deren Klargesang geschickt Akzente setzt, und deren Lyrik, auf Deutsch gesungen, für den Hörer fremdschamfrei gelungen ist. Dabei ist auch sicher, dass PROJEKT KRANK schon mal RAMMSTEIN gehört hat, was das Projekt in 'Stahlherz' demonstrativ beweist, und offensichtlich auch mit eher tanzbaren Industrial wie in 'I ha d Schnauze vou' keine Berührungsängste hat. Überraschen kann "Aufbruch" dann gegen Ende nochmal mit prominentem weiblichem Gesang in 'Sintflut' (und 'Dämonen', aber nicht so plakativ), aber wenn dann die 'Erlösung' das Debütalbum beendet, habe ich auch genug.
Die Band "ist für die Bandmitglieder wie ein Psychiater", für den Zuhörer aber auch fordernd, in meinem Fall auch anstrengend. Vielleicht liegt das in der Natur der Sache bei so einer Herangehensweise, deswegen bin ich unentschlossen. Einerseits ist das ganz originell und die Jungs wissen, was sie tun, andererseits treffen sie meinen Geschmack nur am Rande. Die Wertung ist damit klar, ich werde das Debüt von PROJEKT KRANK sicher nicht regelmäßig laufen lassen, das liegt hauptsächlich an der Inkompatibilität des Stils und meiner Ohren, aber langweilig ist hier wirklich gar nichts. Ich glaube, jeder, der eventuell zur Zielgruppe gehören könnte, weiß mittlerweile, dass er mal reinhören sollte und selbst wertet, ob das nun toll ist oder manchmal eben auch nervtötend. Und damit keine Suche vonnöten ist, kommt hier 'Alter Mann':
https://www.youtube.com/watch?v=kdPTc8gFr7Y
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger