PRONG - The Vault (2-DVD)
Mehr über Prong
- Genre:
- Rock
- Label:
- Locomotive Music
- Release:
- 14.03.2005
- Live At Melkweg 2002
- With Full Force 2003
- Live At The Hultsfred Festival 2003
- Vault From The Past
Die Rückkehr von PRONG war seinerzeit ja heftig umstritten, weil bis auf Mainman Tommy Victir keines der Originalmitglieder sich seiner Aktion mehr anschließen sollte. Trotzdem ließ sich dieser nicht davon abhalten, die Reunion durchzuziehen, konnte aber den faden Beigeschmack mit dem nicht ganz so starken Comeback-Album "Scorpio Rising" nicht wirklich beseitigen. Es nützte nichts, PRONG mussten genau dort überzeugen, wo sie auch schon vor Jahren eine echte Macht waren: auf der Bühne. Wer bei einer der Shows der vergangenen Tour mit dabei war bzw. die Band auf den Sommerfestivals 2003 gesehen hat, der wird wissen, dass auch die neue Besetzung mächtig rockt. Mächtig!
Eine Dokumentation der letzten Live-Auftritte lag also nahe, und Locomotive Music, bekannt für wechselhaft gute DVD-Releases und neues Label der Amis, hat den Jungs diesen Wunsch erfüllt. Auf dem Doppeldecker "The Vault" gibt es folglich jede Menge Ausschnitte der Live-Aktivitäten, wobei man sich insgesamt ganze drei Konzerte herausgegriffen hat, die man auf "The Vault" vollständig sehen kann.
Kernstück ist eine Show aus dem Melkweg-Club in Amsterdam aus dem Jahre 2002. Ganze 20 Songs geben Tommy Victor und Co. hier zum Besten, wobei natürlich von neuen Tracks über Standardware von "Cleansing" und "Rude Awakening" bis hin zum definitiven Bandklassiker 'Snap Your Fingers, Snap Your Neck' alles dabei ist. Die Band an sich wirkt zwar anfangs noch ein bisschen hüftsteif, doch mit zunehmender Spielzeit wird das Konzert immer ansehnlicher und stellt die Live-Qualitäten dieer Band sehr deutlich dar. Wäre das Publikum jetzt noch etwas aktiver, könnte man sogar von einem richtig gelungenen Konzertmitschnitt reden, doch auch so ist es schön zu sehen, dass PRONG live noch immer sehr geil sind. Schade nur, dass das manchmal etwas verrauschte Bild und der etwas magere Sound (Dolby Digital scheint ein Fremdwort zu sein) einem da einen Strich durch die Rechnung machen.
Dieses Manko wird auch beim nächsten Auftritt, dem Mitschnitt vom With Full Force 2003, nicht behoben. Doch zeigt sich hier schon sehr gut die Energie des Auftrittes, der zwar nicht einmal eine halbe Stunde andauert, dafür aber auf höchstem Level angesiedelt ist. Das gilt auch für den starken Gig vom Hultsfred-Festival, dessen Tonqualität wir aber besser mal ganz schnell wieder vergessen wollen. Victor bewegt den Mund, doch es tut sich nichts. Victor hält den Mund, doch plötzlich hört man Stimmen. Nein, ich bin nicht schizophren, sondern Ton und Bild sind in diesem Fall nicht synchron, was der Bewegung auf der Bühne einen mächtigen Dämpfer verpasst.
Da stellt sich natürlich die Frage, warum man ein so dickes Package mit derart nervigen Sachen vermengt.
Auf technischem Gebiet ist "The Vault" nämlich wirklich unterster Durchschnitzt, da hilft auch die Menge an Material nichts. Wenn ich mir im Jahre 2005 eine DVD mit einem recht aktuellen Konzert ansehe, dann erwarte ich einfach, dass visuell und auditiv alles im grünen Bereich ist - das ist hier nur selten der Fall und trübt den Gesamteindruck erheblich. Ich finde zwar als alter PRONG-Fan meine Befriedigung in der Masse des Gebotenen, bin aber trotzdem ein bisschen von dieser halbherzigen Bearbeitung enttäuscht, denn das ist man von dieser Gruppe gar nicht gewohnt.
Da tröstet man sich schnell mit devoten Backstage-Impressionen, TV- und Konzertausschnitten sowie Interviews, die allesamt in der "Surprise Section" angewählt werden können, und gibt sich resigniert mit den prinzipiell guten Aufnahmen zufrieden. Trotzdem will man sich im Endeffekt nicht so recht auf die Sache einlassen.
Eine andere prominente Band - Namen darf ich nicht nennen - hat vor einigen Tagen eine komplette Produktion eingestampft, weil sie keine halbgare Ware veröffentlichen wollte. Das hätten PRONG auch mal in Betracht ziehen oder zumindest länger an den bemängelten Geschichten arbeiten sollen. Mit fettem Ton und scharfem Bild wäre der ansonsten ordentliche Gesamteindruck nämlich noch um ein Vielfaches besser.
- Redakteur:
- Björn Backes