PROTOTYPE - Trinity
Mehr über Prototype
- Genre:
- Progressive Power Metal
- Label:
- Massacre/Soulfood
- Release:
- 26.01.2004
- Live A Lie
- Pure
- Utopia
- Trinity
- Shine
- By Breeze
- Dead Of Jericho
- I Know You
- Mind In Motion
- Relativity
- Half Life
- Chrysalis
Hier mein Aufruf an alle Freunde des amerikanischen Power Metal: Kauft euch diese Scheibe, denn sie ist wirklich jeden einzelnen Cent (und sogar noch mehr) wert. Was PROTOTYPE hier bieten, ist einfach nur geil und die Behauptung "Trinity" sei eine der besten US-Metal-Scheiben seit der legendären "Stormrider"-Platte von ICED EARTH, ist gar nicht mal so weit hergeholt.
Ich weiß, das sind große Worte, aber ich bin einfach vollkommen hin und weg vom progressiven Material der Amerikaner. Irgendwo in der Schnittmenge von neueren FATES WARNING (vertrackte Rhythmen), DREAM THEATER (harmonischer Gesang), NEVERMORE (heavy riffing) und EIDOLON (dezenter Einsatz von Melodien) haben PROTOTYPE einen Sound kreiert, der in diesem Genre seinesgleichen sucht.
Dabei handelt es sich noch nicht einmal um komplett neue Songs, da "Trinity" bereits Ende 2002 regulär veröffentlicht wurde und glücklicherweise relativ schnell die Aufmerksamkeit der Kritiker erlangen konnte. Nun haben sich Massacre Records der Platte angenommen und bringen sie mit zwei Bonus-Tracks, die beide keinen Deut schlechter sind als die `richtigen´ Nummern, auch auf dem europäischen Markt unters Volk.
Aber was ist nun das Besondere an PROTOTYPE? Nun, in erster Linie regiert hier eine wirklich einzigartige Atmosphäre: Manchmal ist sie leicht verträumt und dabei meistens sehr spannungsgeladen, bis sie im nächsten Moment aber wieder von einem harten Riff aufgelöst wird. Außer FATES WARNING und mit Abstrichen QUEENSRYCHE kenne ich keine Band, die das jemals so genial hinbekommen hat.
Auch der Wechsel zwischen ruhigen Parts und härteren Passagen ist der Band sehr gut gelungen - eine Herangehensweise, auf welche PROTOTYPE auch immer wieder zurückgreifen. Dann der Gesang, der immer wieder sehr kraftvoll und für Power-Metal-Verhältnisse auch ziemlich tief ausgefallen ist. Frontmann Vince Levalois klingt wie eine Mischung aus Ray Alder, Geoff Tate und James LaBrie, kann aber vor allem in den melodischen Gesangslinien eigenständige Akzente setzen.
Als Letztes bleiben noch die Drums, an denen Pat Magrath, der sich kurz nach den Aufnahmen verabschiedet hat, erstklassige Arbeit abgeliefert hat. Ab und an fühlt man sich an die Glanztaten von RUSH erinnert, deren Rhythmen denen von PROTOTYPE gar nicht mal so unähnlich sind. Daher könnte man grob auch behaupten, dass es sich bei den Amerikanern um eine Heavy-Version von RUSH handelt und welchen Stellenwert diese Band hat, brauche ich ja wohl nicht mehr länger zu beschreiben.
Kommen wir aber noch kurz auf die Songs zu sprechen, die schon zwei, drei Anläufe brauchen, bis sie sich in ihrer vollen Pracht entfalten. Speziell die härteren Stücke sind teilweise derart verschachtelt, dass sie sich erst später richtig öffnen wollen. Als Beispiel seien hier `Trinity´, `Shine´ und`Chrysalis´ genannt, drei Perlen des progressiven US Metal, die ich nicht mehr missen möchte.
Andererseits hat man mit dem flotten Power-Thrasher `Mind In Motion´ und dem melodischen `Pure´ auch Kompositionen im Gepäck, die erheblich leichter zugänglich sind. Und trotzdem ist "Trinity" ein höchst anspruchsvolles Album geworden, für das man auf jeden Fall eine Menge Zeit mitbringen sollte, dafür aber auch mit einem der besten Power-Metal-Alben der letzten Monate (oder sogar Jahre) belohnt wird.
Also, für all diejenigen, die es am Anfang noch nicht so ganz verstanden haben: Wer als Genre-Anhänger hier nicht zuschlägt, dem ist auf jeden Fall nicht mehr zu helfen.
Anspieltipps: Pure, Trinity, Chrysalis, Mind In Motion
- Redakteur:
- Björn Backes