PSYCHOTIC WALTZ - A Social Grace
Mehr über Psychotic Waltz
- Genre:
- Prog
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Sub Sonic/Rising Sun
- And The Devil Cried
- Halo Of Thorns
- Another Prophet Song
- Succesor
- In This Place
- I Remember
- Sleeping Dogs
- I Of The Storm
- A Psychotic Waltz
- Only In A Dream
- Spiral Tower
- Strange
- Nothing
Ich glaube es war anno 1989 auf einer Plattenbörse, wo mir ein Bekannter, der dort einen Stand hatte, ein Demo ans Herz legte mit den Worten: "Du magst doch so progressives Zeugs. Dann gefällt Dir das garantiert auch. Erinnern an FATES WARNING." Ohne Zögern wurde ungehört das Demo von PSYCHOTIC WALTZ erworben und zu Hause ins Tapedeck geschmissen. Und bereits der Opener 'And The Devil Cried' zog mich mit seiner Mischung aus treibender Härte und verspielt-flirrenden Gitarren sofort magisch in seinen Bann. Hinzu kam eine Stimme, die ich sofort liebte. Exzentrisch, einfühlsam und immer höchst emotional. Das nachfolgende 'Successor' überraschte mich mit Speedmetal, ohne dabei aber an Komplexität einzubüßen. Die Flipside wurde mit 'Halo Of Thorns'" eröffnet, der Song, der mit seiner wunderschönen Melodie endgültig meine Sucht auslöste. Ruhig beginnend mit einschmeichelnden, ja beinahe flüsternden Vocals, entwickelt er sich bald zum düster-bösen Metalmonster, das doomig groovend mit anklagenden Vocals aus den Boxen wabert. Und auch hier schmücken doppelläufige Gitarrenmelodien das wütend klingende Songmonument mit flirrender Verspieltheit. Ab hier war klar: Von dieser Band mußte ich mehr haben! Der Abschlußtitel 'I Of The Storm', der für PW-Verhältnisse erstaunlich geradlinig und extrem heavy klingt, rundete dieses einmalige Hörerlebnis gelungen ab. Vor allem Norm Leggio am Schlagzeug fabriziert hier einen Mordspunch, der jedes Halsgelenk sofort zum Wackeln verleitet. Dann war Stille.
Ein gutes Jahr später und endloses Hören der besagten vier Songs kam die frohe Botschaft über einen Longplayer des kalifornischen Fünfers. "A Social Grace", so der Titel dieses immer fesselnden Emotionswirbels, erschien zuerst nur auf dem bandeigenen Sub Sonic Label, bevor sich Rising Sun Records erbarmten und ihn bei uns veröffentlichten.
12 Songs und ein kurzes Instrumental - 'Sleeping Dogs' - lang verzaubern uns PSYCHOTIC WALTZ auf diesem Trip mit poetischen Weisheiten, die, verpackt in atmosphärisch dichte, aber spielerisch federleicht klingende Songgerüste, im Kopf des Zuhörers zu Bildern werden.
Es ist sehr schwer solch gefühlsbetonte Musik in Worte zu kleiden, also erwähne ich mal die bandeigenen Einflüsse als Richtlinie: BLACK SABBATH, KING CRIMSON und JETHRO TULL. Und genau die Mischung aus meist eher schleppenden Beats, völlig wahnsinnig klingenden Gitarrenfiguren und folkloristischen Melodien beschreibt die hier gebotene Musik recht gut. In erster Linie deuten diese Vorbilder aber an, daß es für PSYCHOTIC WALTZ eigentlich keine kompositorischen Limits gab. Sie waren offen für jedes vermeintlich stilfremde Element. So kommt bei 'Another Prophet Song' urplötzlich ein schwebender Keyboardpart daher und bei 'I Remember' verzückt uns Multitalent, Bandphilosoph und Sänger Buddy Lackey mit einem Querflöteneinsatz, der dem eines Ian Anderson (JETHRO TULL) gerecht wird. Diese Halbballade ist im Laufe der Zeit zu so einer Art Bandhymne geworden und sorgte bei jedem Konzert für reihenweise Gänsehaut. Im krassen Gegensatz zu solch verträumten Nummern rasiert uns der Fünfer am Ende des Albums mit 'Strange' - der Titel sagt alles - und 'Nothing' mit völlig irrwitziger Rhythmik den Schädel ab. Unglaublich was die Herren Klampfer Dan Rock/Brian McAlpin hier abliefern. Vor allem zweiteres, welches bedrohlich düster beginnt, bricht plötzlich in ein wahres Inferno aus. Hier kann man das chamäleonartige Organ von Buddy Lackey bewundern, der mit einer unvergleichlichen Leichtigkeit alle Emotionsschwankungen der Musik stimmlich umzusetzen versteht. Angreifend, aggressiv, dann wieder traurig, anklagend, beschwörend oder einfach nur verträumt. Ein wahrer Poet, der seine schrägen Gedanken gekonnt in Lyrics verwandelt und zum Glück für eine Weile mit Musikern zusammen arbeiten konnte, die diese dann auch noch adäquat vertonen konnten.
Schade, daß diese Band aufgrund diverser Unstimmigkeiten schon nach vier Alben und unzähligen Tourneen - auf der Bühne waren sie NOCH besser! - getrennte Wege gehen wollten.
Auf Dan Rocks' Soloalben, die unter dem Projektnamen DARK STAR erschienen sind, kann man zumindest manchmal diese herrliche Gitarrenarbeit vernehmen, wobei man natürlich schmerzlich die Stimme des Meisters vermisst. Trotzdem ebenfalls eine Anschaffung wert.
Anspieltipps: Halo Of Thorns; I Remember; Strange; Nothing
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Holger Andrae