PTOLEMEA - Balanced Darkness
Mehr über Ptolemea
- Genre:
- Dark Folk / Alternative Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Self Release
- Release:
- 20.01.2023
- Shamanic Lullaby
- Atmospheric Pressure Drop
- Fado
- Inspiration
- Universal Feedback
- My Darkest Creature
- Erase Your Mind
- Leap Of Faith
- Balanced Darkness
Gleichgewicht gefunden?
Bei PTOLEMEA handelt es sich sich um eine Alternative-Rock-Band aus Luxemburg, die von der portugiesisch-stämmigen Sängerin Priscila Da Costa gegründet wurde und angeführt wird. Der Name des Projekts ist an Claudius Ptolemäus, dem römischen Mathematiker, Astronom, Astrologe, Geograph und Musiktheoretiker angelehnt, mit dessen Lehren sich Priscila Da Costa, die außerdem in Projekten wie zum Beispiel JUDASZ & NAHIMANA und als Stimmtrainerin tätig ist, auseinandergesetzt hat.
Unterstützung bei dem Projekt PTOLEMEA erhält die Sängerin, die zudem die E-Gitarre bedient, von Niels Engel und Martin Schommer am Schlagzeug und an weiteren Percussion-Instrumenten, von Sebastian Schlapbe und Yves Oek an den Bassgitarren sowie von Christophe Reitz an der E-Violine und Remo Cavallini an der Gitarre. 2018 ist bereits das Album "Tome I" und 2020 die EP "Maze" erschienen - beide in Eigenregie. Auch das neue Album "Balanced Darkness" wird von der Band selbst veröffentlicht.
Der erste Track mit dem Namen 'Shamanic Lullaby', bei dem sich unartikulierter Frauengesang zwischen und über eine Art MRT-Dröhnen bewegt, ist wohl eher als reines Intro zum Album zu verstehen, welches Neugierde auf die restlichen Titel weckt. Mit dem folkrockigen 'Atmospheric Pressure Drop' folgt bereits eines der Glanzstücke der Scheibe, es legt sowohl stimmlich als auch instrumental mit Schlagzeug und Gitarren sogleich kräftig los. Nach einer leichten Pause vor dem letzten Drittel erklingt das Gitarrenspiel bis zum Ende hin luftiger, lediglich die mitunter auftretende Vokalwiederholung mag manch einen Hörer kurz verstören.
'Fado' hat einen anziehenden, ruhigen Eingang mit portugiesischen Lyrics und angenehmer musikalischer Untermalung auch hinsichtlich der elektronischen Anteile. Das eher folkpoprockige Stück ist aufgrund des an ESC-Beiträge erinnernden Refrains vermutlich massegefällig. Auch die Einleitung von 'Inspiration' weist einen ruhigen Aufbau auf und erweckt Erinnerungen, hier jedoch mehr an die Randgothicszene der 90er Jahre. Auf Basis des Stimmeinsatzes kam mir stellenweise gar GOLDFRAPPs 'Human' in den Sinn. In der Songmitte wechselt das Klangbild. Mir persönlich sagt die erste etwas mehr zu, doch die laute, zweite Hälfte passt auch - zusammengenommen eines meiner Albumfavoriten.
Das Bergfest-Lied erscheint als Pausenfüller, der sicherlich oft übersprungen werden wird. Es besteht lediglich aus recht eintönigen Drone-Sounds wie einem rotierenden, leichten Rattern mit wenig Nebentönen, wovon einer kurz vor Ende nervtötend anschwillt. Als interessant würde ich insofern maximal die letzten 15 Sekunden werten, wobei diese wohl eher schon mit zum Intro des nächsten Liedes zählen, das durch das Piano-, Schlagzeug- und Trommelspiel sowie die gut gelungenen Vocalparts in zwei Layern ansprechend wirkt. Am meisten überzeugt mich hier aber das von den Musikern erzeugte Klangbild zwischen diesen Vocalparts und der letzte Teil, wenn sich beides vermischt.
In 'Erase Your Mind' wollen Gitarre sowie hier und da ein Klavierton zum Träumen einladen, doch der Gesang zeigt wieder ESC-Tendenz auf. Diese Wirkung wird nach dem einminütigen Intro noch instrumental verstärkt. Selbst die Strophen würden zum ESC-Kontext passen, allein die Gitarre vertreibt diese gedankliche Verknüpfung kurzzeitig in einem Solo. Der breiten Masse wird der Track somit voraussichtlich zusagen. Die letzten zwei Tracks warten trotz fehlenden ESC-Bezuges dennoch mit einer vergleichbaren Gliederung auf. Nach einer Einführung mit einer Länge von einer Minute wird es musikalisch jeweils rockiger beziehungsweise brachialer. Beide Titel sind dementsprechend gut verdaulich.
Bei den drei bis fünf Minuten langen, musikalisch gekonnt begleiteten Stücken setzt die Sängerin ihre starke Stimme auf vielfältige Weise ein. Jüngere Generationen werden das Album meiner Meinung nach mögen und auch ein paar ältere, der Musikleidenschaft Frönende, dürfte das Album hinter dem Ofen hervorlocken. Bei anderen wiederum werden wahrscheinlich lediglich einzelne Singles Zustimmung finden. Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten, das Gleichgewicht zur Dunkelheit wird locker gehalten, wobei sich die Waage für meinen Geschmack aber gern noch mehr gen Dunkelheit hätte neigen dürfen. Ein paar Freunde von mir würden dem Album vermutlich einen halben bis ganzen Punkt mehr einräumen, weshalb ich meine persönliche Wertung um einen halben Punkt erhöhte.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Susanne Schaarschmidt