PURE REASON REVOLUTION - Amor Vincit Omnia
Mehr über Pure Reason Revolution
- Genre:
- Progressive / Crossover
- Label:
- Superball Music
- Release:
- 06.03.2009
- Les Malheurs
- Victorious Cupid
- Keep Me Sane/Insane
- Apogee/Requiem For The Lovers
- Deus Ex Machina
- Bloodless
- Disconnect
- The Gloaming
- AVO
Genremäßig offene Progfreunde werden von PURE REASON REVOLUTION reich beschenkt. <br /><br />
"Amor Vincit Omnia" beginnt mit einer vierteiligen Suite aus Wave und Rave ('Les Malheurs'), Rave-Rock ('Victorious Cupid'), elektronisch geprägtem Progrock ('Keep Me Sane/Insane') und ebensolchem mit einer Prise Barock- und Metaleinflüssen ('Apogee/Requiem For The Lovers'). Da die miteinander verknüpften Stücke zunehmend vertrackter und schwelgerischer werden, wird man als Hörer quasi nahtlos mit dem Sound der Ausnahmemusiker verwoben. Deren Ausnahmetalent äußert sich allerdings kaum in Finger und Synapsen des feinmotorischen Zentrums verknotenden Instrumentalkunststücken, sondern vielmehr in so noch nicht dagewesenen Genreüberlagerungen, versierten Kompositionen und erfrischenden Arrangements.
Der tanzbare Groove-Progger 'Deus Ex Machina' verbindet auf ebenso ausgefallene wie eingängige Weise progressive Melodieführung mit basslastiger Rhythmik. Ohne sich in die Niderungen reinen Stampfertums herabzubegeben wurde hiermit ein potentieller Clubhit abgeliefert, der auch ein genrefernes Publikum überzeugen wird. Wer sich am umfangreichen Elektronikeinsatz von PURE REASON REVOLUTION nicht stört, könnte auch an der hypnotisch-repetitiven Trance/Progrock-Ballade 'Bloodless' Gefallen finden, deren mathematisch sterile Rhythmik jedoch für eine emotional etwas unterkühlte stimmung sorgt. Instrumental cool gibt man sich auch bei 'Disconnect', wo in ihrer klaren, neutral bis positiv gestimmten, minimalistischen Exaktheit eventuell von KRAFTWERK inspirierte Elemente von stetig wiederholten, deutlich wärmeren Vokalharmonien überlagert werden. Das ist komplexer aber unkomplizierter Wave, den man außerhalb von "Amor Vincit Omnia" wohl kaum in einem auch durch Rockzusammenhänge geprägten Albumkontext erwarten würde. Ein rock-puristisch Gegenstück zu diesem reinen Wave-Song wird wird man hier jedoch nirgends finden.
Stattdessen geht es mit 'The Gloaming' wieder kreuzüber weiter, indem tranceartige Strukturen geschickt in einen progrockaffinen Kontext eingebettet werden, der schließlich aber doch ins Clubbige kippt. 'AVO' hält eine weitere Stilverlagerung bereit: Ausgehend von chilligen Pianosounds à la MOBYs "Play" wird hier nach und nach ein sich in seiner Intensität langsam steigerndes, durch seinen kanonvortäuschenden Gesang typisches PURE REASON REVOLUTION-Stück entwickelt. Eindeutige Bezüge zu anderen Gruppen zu finden fällt bei dieser Formation schwer. Die furchtlosen Stilberührungen erinnern mitunter an SIDDHARTA, dabei finden sich auf "Vamor Vincit Omnia" aber auch Stilelemente wieder, die man in anderen Zusammenhängen schon bei so unterschiedlichen Künstlern wie BLOC PARTY, MAX TUNDRA, THE BEACH BOYS, JAW, PLACEBO und FAITHLESS zu hören bekam. Hier aber klingt dann doch wieder alles ganz anders. Unbeschreiblich ist diese Mixtur, und zuweilen unbeschreiblich gut. Allerdings sollte man ein wenig Geduld gegenüber Wiederholungen mitbringen, denn die Musik von PURE REASON REVOLUTION lebt, wie so manches im elektronischen Bereich, nicht zuletzt von der Spannung zwischen Repetition und Variation.
Anspieltipps: Apogee/Requiem For The Lovers, Deus Ex Machina, Disconnect
Was die Kollegen zum Album meinen, haben sie in der Gruppentherapie dargelegt.
- Redakteur:
- Eike Schmitz