PURE REASON REVOLUTION - Coming Up To Consciousness
Mehr über Pure Reason Revolution
- Genre:
- Progressive Rock / Alternative
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Inside Out / Sony
- Release:
- 06.09.2024
- Prelude
- Dig Till You Die
- Interlude 1
- Betrayal
- The Gallows
- Interlude 2
- Useless Animal
- Interlude 3
- Worship
- Interlude 4
- Bend The Earth
- Lifeless Creature
- Interlude 5
- As We Disappear
Manchmal brauchen auch Harmonien und Melodien ihre Zeit.
Ihr mögt gerne filigranen Progressive Rock mit durchaus mal poppigen Gesangslinien, dabei aber mit genügend anspruchsvoller Instrumentierung, so dass die Musik nicht zu glatt oder seicht wirkt? Kennt ihr schon die britischen Progger PURE REASON REVOLULTION? Wenn ja, erzähle ich euch nichts Neues, dass man da stets Qualität und keine Stangenware erwarten kann. Falls aber nicht, solltet ihr euch den Namen mal notieren.
Das Vorgängeralbum "Above Cirrus" hatte mit dem außergewöhnlichen Eisbärenmotiv eines der besten Artworks des Jahres 2022. Den aktuellen Langspieler "Coming Up To Consciousness" ziert dagegen ein domestiziertes Tier, und auch hier ist die Covergestaltung wieder recht außergewöhnlich. Gibt es im visuellen Bereich eine klare Kontinuität, so mussten Fans der Band ja in musikalischer Hinsicht den Ausstieg des weiblichen Parts des Gesangsduos Chloë Alper und Jon Courtney verkraften. Aber es gibt keinen Grund sich zu grämen, denn die schön ausgearbeiteten Harmonien klingen auch mit der neuen Sängerin Annicke Shireen ganz famos. Hier und da erinnern die Gesangslinien etwas an COLDPLAY ('The Gallows'). Es kann also durchaus sein, dass dem einen oder anderen der Pop-Appeal des sechsten Studioalbums von PURE REASON REVOLUTION etwas zu ausgeprägt ist.
Ein oberflächlicher Blick auf die Tracklist mit 14 Titeln könnte dazu verleiten anzunehmen, dass "Coming Up To Consciousness" ein überfrachtetes Album wäre. Es gibt jedoch fünf relativ kurze Interludien sowie ein Präludium, so dass die Anzahl von Songs ein gewöhnliches Maß nicht übersteigt. Bei diesen Vor- und Zwischenspielen ist übrigens die Vorliebe der Band für elektronische und Ambient-Klänge besonders ausgeprägt. Ob es derartig viele Instrumentals gebraucht hätte, lasse ich mal dahingestellt. Ansonsten lassen aber ausgesuchte Gitarrenklänge und ein feines Schlagzeug- und Bass-Spiel keine Wünsche, die man an Virtuosität und Abwechslungsreichtum stellen könnte, offen. Ein Markenzeichen für PURE REASON REVOLUTION sind die kurzen härteren Riffs, die immer einen Energieschub und interessante Dynamikwechsel bringen ('Useless Animal', 'Worship'). Mein Eindruck ist, dass dieses Stilmittel auf dem aktuellen Album vielleicht etwas sparsamer eingesetzt wird als sonst. Ich mag es auch, wenn sich Bass und Schlagzeug etwas in den Vordergrund spielen dürfen, was hin und wieder geschieht. Die kurzen Einsätze der Hammond-Orgel sind übrigens ebenfalls sehr cool.
Bei den ersten Durchgängen hatte ich mir noch etwas mehr Ecken und Kanten gewünscht. Nach mehrmaligem Hören begann ich dann aber immer mehr das Harmonische und Melodische der neuen Stücke schätzen zu lernen. Normalerweise sagt man ja eher sperrigen Kompositionen nach, dass sie etwas Zeit brauchen, bis sie sich erschließen. Hier ist es genau umgekehrt.
Dig Till You Die
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Jens Wilkens