PURE REASON REVOLUTION - The Dark Third
Mehr über Pure Reason Revolution
- Genre:
- Art Rock / Progressive Ambient / Bombast
- Label:
- InsideOut Music / SPV
- Release:
- 16.02.2007
- Aeropause
- Goshen's Remains
- Apprentice Of The Universe
- The Bright
- Ambassadors Of Morning
- Nimos & Tambos
- Voices In Winter
- In The Realms Of The Divine
- Bullitts Dominae
- Arrival The Intention Craft
- He Tried To Show THem Magic!
- Ambassadors Return
Die ersten knapp 12 Minuten auf "The Dark Third" sind phänomenale Musik. Getragen, weich arrangiert, gefühlvoll und erwachsen. Klassisch anmutende Gesänge, Choräle und auch Duette zwischen Chloe Alper und einem ihrer vier Kollegen zeugen von einem hohen musikalischen Verständnis, von durchdachtem Reifeprozess, von großer Profession. Die Hintergründe dazugerechnet, gibt es am Querverweis zu PINK FLOYD nix zu rütteln. Dass dies hier das Debüt der Londoner Band PURE REASON REVOLUTION sein soll, ist daher umso verblüffender. Auch im darauf folgenden 'Apprentice Of The Universe' tritt die Herangehensweise deutlich zu Tage. Ein Gitarrenteppich treibt die Mehrstimmigkeit voran, ein Rauschen begleitet die Melodik und führt durch mindestens drei oder vier Klangebenen zum Finale. Typisch, auch notwendig ist der laufende Übergang zu weiterem Fiepen, Dröhnen, Klimpern, Klicken.
Hallend kündet das Drumkit von einem neuen, eigenen Part der Platte. Womit auch klar wird, dass viele der musikalischen Einflüsse der Achtziger in kleinen englischen Köpfen abgespeichert wurden. Synthies-Wellen aus Höchstzeiten der Haarspray-Dekade fluten das Ohr; mehrstufig auch hier. Enerviert der monotone Gesang beinahe aller Bandkehlen anfangs, so verbirgt sich dahinter klares Kalkül. Setzt dann ab Minute acht in 'The Bright Ambassadors Of Morning' das dicke Bombast-Meat-Loaf-Riff ein, dann wird auch die nächste Referenz überdeutlich.
Das Schwarze des Gothic bleibt auch nicht in der Schublade. Aber es gekonnt einzusetzen, muss auch gelernt sein. Hier bleiben die Elemente eher nur grau. Die Nachgeborenen wie PRR haben immer den Vorteil, aus dem bereits vorhandenen Pool künstlerischer Arbeit schöpfen zu können, aber wenn die Briten dies tun, dann äußerst filigran. Auch ANATHEMA oder weitere Cavanagh- Patterson-Konglomerate verstehen es, diese – so scheint es - spezifisch englischen Gefühlsregungen in Töne zu fassen. Und Bombast, Bombast, der eher nüchtern als bekifft, eher fordernd als deprimierend die Ohren umflauscht. 'Voices In Winter' ist ein typisches Exempel für das Vermögen dieser Truppe.
Nicht umsonst schwellen hier die Lobesworte aus den Zeilen. Der Begriff "Post-Rock" ist in der nahen Vergangenheit zu so einem Biest angeschwollen, dass er hier nicht zu Rate gezogen wird, auch wenn die Ruhe und Gelassenheit eines solchen Ansatzes viele Parallelen zu diesem Genre zulassen würden. Würden - denn ich lasse PURE REASON REVOLUTION als seltsam stilsicher und außergewöhnlich stehen. Eine Platte, die im THE GATHERING–Tourbus hoch und runter läuft, die mehr will, als sie letztendlich schafft, sympathisch ist, ursprünglich ausufernd und sich mindestens ab dem dritten Durchlauf einen Sonderplatz in meinem Musikgedächtnis erobert hat. Wenn sich die Batik-Alten, die Progs und Psychs mit den Bubis in den ausgewaschenen Singer-Songwriter-Shirts den Platz vor der Bühne teilen, die vorn hockenden Punks andächtig lauschen und es auch die Bolthrowers und Gravediggers hinten nicht wagen, dazwischen zu unken, dann ist die Welt in Ordnung und PPR haben alles richtig gemacht.
Aber gebt Obacht! Es gilt, einige Zeit zu investieren.
Zum Einstieg empfohlen: Apprentice Of The Universe, Voices In Winter, Bullitts Dominae
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben