PURIFICATION - Perfect Doctrine
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2020
Mehr über Purification
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Rafchild Records
- Release:
- 31.07.2020
- Opium Blade
- On The Wings Of Pestilence, Darkness Takes Flight
- All The Glittering Jewels (Part I)
- All The Glittering Jewels (Part II)
- Sabbatharian Blood Feud
- Throw Away The Cross
- Dark Age Warlord Resurrected By Seditious Trickery
- The Theurgy / Lunar Hymn 999
Eines schönen Sonntags...
Selten hat mich Doom Metal so beeindruckt und berührt wie im vorliegenden Fall. Zugegeben, vielleicht ist es auch der mehr als passenden Jahreszeit geschuldet, doch auch außerhalb des eher tristen und trüben Novembers würden die 42 Minuten auf "Perfect Doctrine" eine sehr gute Figur machen. Die drei Jungs von PURIFICATION haben bereits im Sommer des vergangenen Jahres mit "Destruction Of The Wicked" eine mehr als deutliche Duftmarke gesetzt. Ihr Zweitwerk setzt zwar nahtlos dort an, wo sie vor anderthalb Jahren aufgehört haben, zeigt aber noch einmal eine deutliche Steigerung in jeglicher Hinsicht.
Das zeigt sich zum einen im neusten Konzept, das darüber hinaus auch im Artwork hervorragend inszeniert wird. Textlich behandeln die Doom-Metaller aus Portland den Puritanismus, also jener mittelalterlichen Bewegung, die sich für eine reformierte Kirche nach evangelisch-reformierten Grundsätzen einsetzte. In dieser spielte Oliver Cromwell als Feldherr des Parlamentsheeres eine große Rolle: Von den einen als tyrannischer und kindermordender Diktator gefürchtet, von den anderen als Freiheitskämpfer und -held gefeiert, ist er nach wie vor auf der Insel eine der umstrittensten Persönlichkeiten. Vor diesem spannenden Hintergrund entpuppt sich "Perfect Doctrine" als ebenso düster wie geheimnisvoll, finster wie spannend, bedrohlich wie intensiv.
Zum anderen ist die Musik PURIFICATIONs ziemlich catchy. Allein die donnernde Gitarrenarbeit im Eröffnungstrack 'Opium Blade', zu dem es auch ein sehr cooles Video gibt, ist schon aller Ehren wert und gibt die offensive Marschroute vor, während das folgende 'On The Wings Of Pestilence, Darkness Takes Flight' seinem Namen durchaus gerecht wird. Schon erstaunlich wie gut Atmosphäre, Musik und Konzept hier ineinandergreifen. Noch dramatischer wird es im Laufe der beiden 'All The Glittering Jewels'-Teile, bei denen sich PURIFICATION in einen richtigen Rausch spielt. 'Sabbatharian Blood Feud' bringt die Intensität der Platte am deutlichsten zum Ausdruck, wohingegen auch hauchzart psychedelische Elemente im weiteren Verlauf zum Vorschein kommen. Was zudem folgt ist schlicht und ergreifend abwechslungsreicher, intensiver und eindringlicher Doom Metal, der bewegt und sehr gut gefällt. Schon erstaunlich wie kurzweilig 42 Minuten sein können.
Wer auf Bands wie LUCIFER'S FALL, ELDRITCH RITES aber auch finnische Vertreter namens REVEREND BIZARRE und THE GRAND BLACK steht, wird bei PURIFICATION definitiv an der richtigen Adresse sein. Natürlich haben auch Größen wie SAINT VITUS, CATHEDRAL und COUNT RAVEN ihre Finger mit im Spiel und dennoch hat "Perfect Doctrine" enorm viel Eigenständigkeit, braucht also erst gar nicht auf andere Bands zu schielen, um den ganz eigenen Stiefel souverän und spielfreudig zugleich runterzuspielen.
Die drei Portland-Doomer entwerfen mit ihrem Zweitwerk ein in sich äußerst stimmiges, vielseitiges und im wahrsten Sinne des Wortes schweres Album, das emotional dem November nicht nur den Stempel aufdrückt, sondern selbst vor lauter cooler Aha-Momenten niemals den roten Faden außer Acht lässt. "Perfect Doctrine" ist ein heißer Anwärter auf die Doom-Metal-Platte des Jahres, wenn man bedenkt, mit wie viel Liebe zum Detail PURIFICATION hier gearbeitet hat. Beide Daumen hoch.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp