PUSHER - Pusher
Mehr über Pusher
- Genre:
- Retro/Psychedelic-Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Queen Of The Sea
- Slap Happy Sex Clown
- Solar Dragon
- Godson
- Nothing For Free
- I'm Done
- Ugly (As I Am)
- You Don't Even Know
Wer auf abgefahrenen, psychedelischen Groove-Rock steht, muss dieses Album kennen.
Erstaunlich, dass PUSHER bereits seit 2003 in L.A. aktiv ist, ohne dass wir hier irgendwas von der Band mitbekommen haben. Immerhin hat die Band seither einige Eigenveröffentlichungen eingespielt, die regional auf gute bis sehr gute Resonanzen gestoßen sind. Und wenn man sich die Besetzung anschaut, ist es noch erstaunlicher, dass es bisher gar nichts über die Band zu lesen gab. Findet sich mit Caleb Quinn doch ein nicht gänzlich unbekannter Gitarrist in den Reihen von PUSHER. Der gute Mann war in den seligen 80er Jahren Mitglied der unvergleichlichen DETENTE und spielte auch bei den daraus entstandenen CATALEPSY. Als sich auch diese talentierte Truppe, die ja quasi parallel zu den kongenialen FEAR OF GOD die andere Hälfte der ehemaligen DETENTE-Besetzung beinhaltete, auseinanderbrach, verlor ich Caleb aus den Augen. Der Grund dafür lässt sich heute leicht erklären: Er arbeitete vorwiegend mit Funkbands und -musikern (u.a. FISHBONE) zusammen und bewegte sich damit einige Lichtjahre entfernt von meinem damaligen Musikuniversum. Erst als sich im Jahre 2008 DETENTE reformierte, ein tolles Album namens "Decline" einspielte und gar in Deutschland spielte, tauchte Caleb wieder in meiner kleinen Musikwelt auf. Nun liegt mir das aktuelle Album der eingangs bereits erwähnten Band PUSHER zur genaueren Analyse vor.
Ich kann sagen, dass ich bei den ersten Durchläufen des Albums in gleichen Anteilen, verwirrt, überrascht und begeistert war. Die stilistische Bandbreite, die das Quartett offeriert, ist beinahe unheimlich. Da gibt es sowohl Elemente aus dem Blues, wie auch aus dem Funk, alles angereichert mit rockigen Passagen, die dann sogar ganz schön heavy klingen. Manchmal überschreiten die Herrschaften dabei auch die Grenze zum Thrash. Formidabel. Dabei entpuppt sich Sänger/Gitarrist Nick Cordary als äußerst flexibler Frontmann, der sowohl den Soul in der Kehle, wie auch die Aggressionen im Bauch mitbringt, um alle musikalischen Stilistiken gekonnt mit Emotionen zu füllen. Das schlürfig-spacige 'Ugly (As I Am)', welches mit einem extrem fettem Groove begeistert - übrigens ein Merkmal sämtlicher Nummern -, sorgt für stampfende Füße und swingende Hüften. Aber auch das mit Bläser unterlegte Eröffnungsgebrate namens 'Queen Of The Sea' wird schnell Freunde finden. Beim funkigen 'Slap Happy Sex Clown' wird der Rockpurist sicherlich empört die Nase rümpfen, nur um hinter verschlossenen Türen mit einem breitem Grinsen begeistert abzusteppen. 'Solar Dragon', hier sagt der Titel schon, wo es lang geht. Im Zickzack-Kurs und mit lässig aus der Hüfte geschnipptem Finger (Hallo, Hansi!) jongliert man sich durch den Stilistik-Dschungel, wird dabei von einem immens slappenden Tieftöner permanent vorangetrieben, während Bläser und Synthies unter und hinter einer großartigen Leadgitarre für das Zustopfen der nicht vorhandenen Soundlöcher zuständig sind. Bei 'Godson' haben wir es mit einer Hendrix'schen-Ballade zu tun, die schnell unter die Haut geht. Musik für einen verräucherten Club, Musik, wie sie in der ersten Hälfte der 90er unter dem Deckmanten des Heavy Metal an eben jene Fans vermarktet wurde. MIND FUNK und NAKED SUN lassen grüßen. Super.
'Nothing For Free' ist dann eine weitere typische 90ies-Groove-Nummer mit abgestoppter Rhythmik, einer total tollen Gesangsmelodie und ziemlich knusprigen Riffs. Völliges Freakgezappel gibt es dann bei superfunkigen 'I'm Done'. Wer solche Eskapaden bei MORDRED schon nicht mochte, wird auch bei PUSHER nicht glücklich. Mir geht es wunderbar runter und ich groove beim Tippen des Textes auf meinem Bürostuhl. Na, was man im Alter so als Grooven bezeichnen kann.
Zum krönenden Abschluss kredenzen die bunt gekleideten Herrschaften, die wohl in erster Linie aus Spaß an der Freude musizieren, das frei schwebende 'You Don't Even Know'. Eine verkiffte Nummer mit herrlichen Backgroundgesängen, leichtem Saitengezupfe und verhalltem Leadgesang. Pfeifchen an und ab dafür.
Ein tolles Album, mit hoher Langzeitwirkung.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Holger Andrae