PUSHKING - The World As We Love It
Mehr über Pushking
- Genre:
- Hard Rock
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Edel Records
- Release:
- 28.01.2011
- Intro
- Nightrider (featuring Billy F Gibbons)
- It'll Be OK (featuring Billy F Gibbons, Nuno Bettencourt)
- Troubled Love (featuring Alice Cooper, Keri Kelli)
- Stranger's Song (featuring John Lawton, Steve Stevens)
- Cut The Wire (featuring Paul Stanley, Stevie Salas)
- My Reflections After Seeing The "Schindlers's List" Movie (featuring Steve Vai)
- God Made Us Free (featuring Graham Bonnet)
- Why Don't You? (featuring Glenn Hughes)
- I Believe (featuring Jeff Scott Soto)
- Tonight (featuring Glenn Hughes, Joe Bonamassa)
- Private Own (featuring Glenn Hughes, Matt Filippini)
- Open Letter To God (featuring Eric Martin)
- Nature's Child (featuring Udo Dirkschneider)
- I Love You (featuring Dan McCafferty)
- Head Shooter (featuring Joe Lynn Turner)
- Heroin (featuring Jorn Lande)
- My Simple Song (featuring Dan McCafferty)
- Kukarracha (featuring Joe Lynn Turner, Eric Martin, Glenn Hughes, Paul Stanley, Graham Bonnet, Steve Lukather)
Ein hochgelobtes, jedoch schwächelndes All-Star-Projekt aus Russland, bei dem nur die "Guestlist" wirklich glänzen kann.
Manche Dinge klingen zu vielversprechend, als dass sie letztendlich wirklich gut sein könnten. PUSHKINGs selbsternannte "Rock'n'Roll Journey", bei der sie sich von einer wirklich bemerkenswerten Liste an Gastmusikern assistieren ließen (Alice Cooper, Paul Stanley, Steve Vai, Joe Bonamassa, Glenn Hughes und viele, viele mehr), wurde im Vorfeld als das ganz große Ding angepriesen. "Wenn Rock'n'Roll-Träume wahr werden" und ähnliches war zu lesen...
Moment mal. PUSHKING? Was haben die eigentlich mit all diesen Größen aus dem Rockzirkus zu schaffen, wird sich der geneigte Leser nun fragen. Nun, PUSHKING sind eine russische Rockband (also von dort, wo Geld in manchen Kreisen keine Rolle spielt), und haben sich in ihrer Heimat wohl in den vergangenen 15 Jahren auch einen gewissen Namen erspielt. Dennoch sind sie natürlich nicht in einem Atemzug mit KISS, DEEP PURPLE, ZZ TOP, RAINBOW oder NAZARETH zu nennen, deren Musiker sich ja hier beteiligt haben. Beeindruckend ist die Teilnehmerliste jedoch allemal. Dazu sage und schreibe 18 Songs, bei denen sich dieses Staraufgebot tummelt. Kann da überhaupt etwas schief gehen?
Ja, und zwar eine ganze Menge. Natürlich ist bei solch einer Zusammenstellung eine musikalisch schlüssige und stilistisch homogene Scheibe nicht zu erwarten. Das hier hat eher "Best of"-Charakter, was an sich aber noch nicht so schlimm ist, obgleich mit rockgeschichtlicher Brille etliche Parallelen (die ja vielleicht als Hommage gedacht sind) hörbar werden. Hier ein 'Sweet Home Alabama'-artiges Geklimper, da eine beinahe-Kopie des Refrains eines 80er Pophits (auf dessen Titel ich grad partout nicht komme), dort sehr deutlich an GARY MOORE erinnernde Gitarrenmelodien (dabei wirkt der doch gar nicht mit), wie sie in Songs wie 'Parisienne Walkways' vorkommen. Die Liste könnte beliebig fortgesetzt werden...
Vor allem aber schaffen es PUSHKING nicht, Kitsch und Schmonz aus ihren "Rock"songs herauszuhalten, und so bekommt das Ganze allzu häufig eine cheesige Schlagseite, die einen guten Gesamteindruck konsequent verhindert. Das Songwriting stammt offenbar aus bandeigener Feder, das Ganze wurde dann von den Gastmusikern lediglich eingeträllert bzw. teilweise eingeklampft. Dabei gab es diverse Songs vorher schon auf anderen PUSHKING-Alben zu hören, zum Teil auch bereits in der Zusammenarbeit mit den Gastmusikern, wie auf "The World As We Love It" (z.B. 'I Love You' mit NAZARETH-Sänger Dan McCafferty).
Ohne jetzt zu sehr in die Einzelkritik gehen zu wollen, muss man leider festhalten, dass es qualitativ sehr große Unterschiede zwischen den verschiedenen Songs gibt. Dabei geht es nach dem überflüssigen Intro eigentlich vielversprechend los - 'Nightrider' ist eine gut reinlaufende Nummer (im Endeffekt die beste auf der gesamten Platte), die von dem treibenden Riffing und der rauchigen Stimme von ZZ TOP-Bart Billy Gibbons profitiert. Danach kommen noch ein paar weitere recht ordentliche Nummern, wie z.B. 'Troubled Love', 'Stranger's Song' und 'God Made Us Free'.
Völlig missraten ist hingegen 'Why Don't You', das seinen unbestrittenen Tiefpunkt an der Stelle erreicht, als Glenn Hughes wie eine 1:1 MARIAH CAREY-Kopie "oh no no no no no" ins Mikro quietscht. Schauderhaft. Konnte dem Mann denn niemand sagen, dass das wirklich schrecklich klingt? Auch ein weiteres von Glenn Hughes gesungenes Stück gehört zu den Lowlights auf "The World As We Love It": Bei 'Tonight' klingt er mit diesem Nerven strapazierenden Rumgepiepse wie ein liebestolles Erdmännchen. Da ist man geradezu dankbar, wenn dann bei 'Nature's Child' mit Mr. Reibeisenstimme Udo Dirkschneider ein konstant funktionierendes Qualitätsmerkmal zum Tragen kommt.
Die Zugabe 'Kukarracha' schließlich ist vermutlich witzig gemeint, geht aber volle Kanne nach hinten los. Dieser Song könnte ohne weiteres als Definition für den Begriff "Fremdschämen" herhalten. Im Endeffekt ist diese "Rock'n'Roll Journey" also eher zu einem unausgegorenen und definitiv überambitionierten "Allstar-Projekt" verkommen, das viel mehr verspricht als es halten kann. Zu kitschig, zu viel Namedropping, überhaupt zu viel gewollt und zu wenig Substanz und zu wenig wirklich gute Songs. Doch nur darauf kommt es schließlich an und daran krankt die ganze Chose insgesamt erheblich.
Anspieltipps: 'Nightrider', 'Troubled Love', 'Nature's Child' und wer sich mal richtig gruseln will, der hört auf eigene Gefahr in 'Why Don't You' rein
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer