QUEENSRYCHE - Operation: Mindcrime II
Mehr über Queensryche
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Warner
- Release:
- 31.03.2006
- Freiheit Ouvertüre
- Convict
- I'm American
- One Foot In Hell
- Hostage
- The Hands
- Speed Of Light
- Signs Say Go
- Re-Arrange You
- The Chase
- Murderer
- Circles
- If I Could Change It All
- An Intentional Confrontation
- A Junkie's Blues
- Fear City Slide
- All The Promises
Machen wir uns nix vor. "Operation: Mindcrime" war eines der wenigen, wirklich perfekten Metal-Alben. Songwriting, Produktion, Artwork, Story. Ja, sogar die Intros und Zwischenspiele waren schlicht und ergreifend perfekt. Dazu ist das Album absolut zeitlos und kann auch heute noch ohne Abnutzungserscheinungen aufgelegt werden. Glaubt mir, ich probier das jetzt seit knapp 18 Jahren aus und drehe beim Hören von Jahrhundertnummern wie 'Suite Sister Mary', 'I Don't Believe In Love', 'Spreading The Disease' oder 'Eyes Of A Stranger' noch immer durch.
Dass Geoff Tate nach drei künstlerischen und – vor allem – kommerziellen Flops jetzt auf die Idee kommt eine Fortsetzung dieses legendären Werkes anzugehen, klang für mich im ersten Augenblick völlig absurd. Die Story aus dem ersten Teil war in meinen Augen abgeschlossen. Sister Mary tot, Hauptfigur Nikki im Gefängnis, Dr. X aus dem Schneider. Was sollte da noch kommen?
Und so hatte ich nur ein Gefühl als ich "Operation: Mindcrime II" das erste Mal auflegte: Angst. Die pure, nackte Angst befiel mich. Auch der leiseste Hoffnungsschimmer verblasste relativ schnell, wenn ich nur an die mäßigen "Hear In The Now Frontier", "Q2K" und "Tribe" dachte.
Jetzt, ein paar Tage und etwa ein Dutzend Durchläufe später ist die Angst zwar gewichen, doch an ihre Stelle ist nicht die totale Glückseligkeit – was gleichbedeutend mit einer gelungenen Fortsetzung wäre - getreten, sondern lediglich ein Gefühl zwischen sanftem Wohlwollen und bitterer Skepsis. Wobei letzteres immer noch überwiegt.
Und das hat ganz verschiedene Gründe. So fällt beim ersten Hören vor allem die schwache Produktion auf. Die Gitarren klingen erschreckend dünnbrüstig und kühl, der Rest wirkt undifferenziert und steht im langen Schatten der großen Stimme von Geoff Tate. Dass ein großer, erfahrener Act, der mit Sicherheit genug Geld für eine ordentliche Produktion vorgeschossen bekommen dürfte, dies als Endprodukt absegnet, ist für mich völlig unverständlich.
Dazu kommt, dass "Operation: Mindcrime II" einen äußerst schlechten Start erwischt. Die 'Freiheit Ouvertüre' wirkt reichlich uninspiriert und leidet mit am deutlichsten an der schwachen Produktion. Die Stimme des Sprechers bei dem achtsekündigen 'Convict' klingt monoton und gelangweilt. Das moderne, bissige 'I'm American' überrascht dann auf unangenehme Art und Weise. Geoff Tate als schlechter Sprechsänger? Muss nun wirklich nicht sein. Das folgende 'One Foot In Hell' ist dann schlicht und ergreifend ein langweiliger Hardrocker.
Mit den gelungenen 'Hostage' und dem äußerst ohrwürmeligen 'The Hands' hat die Depression dann aber glücklicherweise ein Ende. Es gibt zwar immer wieder Rückschläge (das öde 'Signs Say Go' und das schreckliche 'Murderer'), doch im Großen und Ganzen werden ab dieser Sekunde durchaus einige sehr gute Songs intoniert. Allen voran das orchestrale 'Re-Arrange You', das mit Ronnie James Dio eingesungene 'The Chase' und die epische Ballade 'If I Could Change It All'. Auch die restlichen Nummern sind durchaus auf hohem Niveau und könnten mit ordentlicher Produktion wahrscheinlich sogar glänzen. Vor allem dann, wenn Pamela Moore ihre Stimmbänder vibrieren lässt. Und dass Geoff Tate eine meist erstklassige Performance abliefert, bedarf wahrscheinlich auch keinen großen Kommentar mehr.
Musikalisch ist der Brückenschlag vom ersten zum zweiten Teil also nur teilweise gelungen. Zitate vom ersten Teil sind nur sehr dezent eingeflochten worden und es bedarf schon einer erhöhten Aufmerksamkeit, um sie mitzubekommen.
Textlich knüpft die Geschichte an der Entlassung von Nikki aus dem Gefängnis nach 20-jähriger Haftstrafe an. Knapp zusammengefasst, geht es um Nikkis Rache an Dr. X für den Mord an Sister Mary. Na ja, wirkt in meinen Augen ziemlich nach mühsamen Suchen eines losen Fadens am Ende einer fertigen Geschichte.
Nun, im Vergleich zum Vorgänger, dem sich das Album nun mal zwangsmäßig unterziehen muss, geht "Operation: Mindcrime II" erwartungsgemäß als deutlicher Verlierer vom Platz. Allerdings, und das soll auch nicht unausgesprochen bleiben, ist dieser zweite Teil immerhin das beste Werk der Mannen aus Seattle seit "Promised Land". Davon aber doch noch ein gutes Stück entfernt.
Gespannt sein darf man auf die angekündigte Tour auf der beide Teile vollständig und am Stück gespielt werden sollen. Wenn die Band nach der Hälfte des Sets vor deutlich leereren Hallen steht, würde mich das nicht wundern.
Eine Kaufempfehlung für "Operation: Mindcrime II" kann und werde ich jetzt letztendlich nicht aussprechen. Fans und Komplettisten werden sich das Album wohl so oder so kaufen. Alle interessierten sollten einfach mal einen Lauschangriff vornehmen.
Anspieltipps: The Hands, Re-Arrange You, The Chase, If I Could Change It All
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Peter Kubaschk