RTZ - Lost And Found
Mehr über RTZ
- Genre:
- Melodic Rock
- Label:
- Frontiers / Soulfood
- Release:
- 06.12.2004
- One Step Away
- Fool For Love
- Such A Feel
- Rise Above It All
- Social Disease
- I'm On A Roll
- Rock The Night
- Winners And Losers
- Power Of Love
- Show Me
- Better And Better
- What You Leave Behind
- Hands Of Time
- Let It Roll
- Out Of My Hands
- Keep On Runnin'
- Everyday
- I Need Your Love
- The Rhythm Won't Stop
- Reconciliation
- My One True Love
Es ist von vornherein immer sehr zwiespältig, wenn eine Band eine Scheibe veröffentlicht, auf der sich Songs der Marke "sind noch aus alten Aufnahmesessions übrig geblieben" oder "wurden damals abgelehnt" drauf sind. Dies ruft stets Skepsis und Argwohn hervor. Jene Art von "Resteverwertung" scheint speziell im Melodic-Rock-Bereich im Moment sehr gängig zu sein, was zumindest etliche Veröffentlichungen der jüngsten Vergangenheit annehmen lassen. Auch im vorliegenden Fall ist das nicht anders.
Hinter dem Namen beziehungsweise der Band RTZ verbergen sich Sänger Brad Delp und Gitarrist Barry Goudreau, die schon in diversen Projekten zusammen gespielt haben, aber vor allem durch ihre sehr erfolgreiche Zusammenarbeit bei BOSTON Berühmtheit erlangten. Anfang der Neunzigerjahre veröffentlichte man bereits unter dem Namen RTZ ein Album, welches damals einiges Aufsehen erregen konnte.
Die Songs auf "Lost And Found" stammen von gemeinsamen Aufnahmen VOR Veröffentlichung des Debütalbums. Besonders der erste Teil kann dabei voll überzeugen, bei dem die Herren kräftig ihre Muskeln spielen lassen und mehrere potenzielle Radiohits und traditionellen Stadionrock präsentieren. Ein Arschwackelsong hier, ein bisschen BRYAN ADAMS und BRUCE SPRINGSTEEN da. Nette Refrains, rollende Grooves und alles mehr als unaufgeregt. Hier wird sich auf das Wesentliche konzentriert, keine Experimente. Das mag für viele unspektakulär und langweilig erscheinen, ist aber klassischer Melodic Rock mit Hitcharakter. Der Song steht im Vordergrund; die Melodie ist das Entscheidende. Musik, die man am besten laut konsumiert.
Ab 'Rock The Night' tauchen Delp und Goudreau tief in den Sound der Achtziger ein und klingen dabei ziemlich platt und teilweise sogar aufgesetzt. Die Keyboards, die auch noch viel zu weit im Vordergrund stehen, klingen wie direkt von EUROPE geklaut und das Schlagzeug ist alles andere als natürlich. E-Drums lassen grüssen. Bis auf 'Power Of Love', was noch als guter Soundtrack zu irgendeiner Teenieklamotte gepasst hätte, sind alle Songs sehr schwach auf der Brust und gehen im Vergleich zur ersten Hälfte erheblich baden. Schade.
Als Zusatzscheibe haben die Verantwortlichen noch das letzte Album der Herren beigefügt, welches schlicht unter dem Namen "Delp & Goudreau" veröffentlicht wurde. Auch hier schlagen die Musiker wieder ganz neue Töne an. Es wird ruhiger amerikanischer Rock geboten, der besonders für lange Fahrten auf den schier endlosen Highways Amerikas geeignet scheint. Auch verrauchte Bars tauchen vor meinem geistigen Auge auf. Ein Hoch auf die Slidegitarre und Hammondorgel, die Frauen im Backgroundchor und das Whiskyglas in meiner Hand.
Ich muss gestehen, dass es sich bei dieser Veröffentlichung nicht nur um "value for money" handelt, sondern ich in Sachen "Resteverwertung" eines Besseren belehrt wurde. Wie gesagt, wer hier Extravagantes, Genresprengendes oder innovativ Neues erwartet, kann getrost zu Hause bleiben. Alle anderen aber, die auf klassischen Melodic Rock und einfach coole Auto- und Abhängmusik stehen, sollten schleunigst zugreifen. Nett, die Herren.
Anspieltipps: Rise Above It All, Out Of My Hands, The Rhythm Won't Stop
- Redakteur:
- Chris Staubach